Fernsehkonzerne

RTL plant vorsichtiger als ProSiebenSat.1

Im ersten Halbjahr ist der TV-Werbeumsatz der RTL-Gruppe um 12,5% gesunken. RTL- und Bertelsmann-Chef Thomas Rabe senkt deshalb die Jahresprognose – im Gegensatz zum Konkurrenten ProSiebenSat.1.

RTL plant vorsichtiger als ProSiebenSat.1

RTL plant vorsichtiger als ProSiebenSat.1

Vorstand senkt wegen schwachen Werbegeschäfts Jahresausblick für Umsatz und Ergebnis

jh München

Im ersten Halbjahr ist der TV-Werbeumsatz der RTL-Gruppe um 12,5% gesunken, vor allem wegen der Marktschwäche in Deutschland. RTL- und Bertelsmann-Chef Thomas Rabe senkt deshalb die Jahresprognose. ProSiebenSat.1 vertraut dagegen auf einen Jahresendspurt und bestätigte vor einer Woche den Ausblick.

RTL rechnet zwar mit einer leichten Erholung der Fernsehwerbeumsätze im aktuellen Halbjahr, ist mit der Markteinschätzung aber zurückhaltender als der Konkurrent ProSiebenSat.1. "Unsere Prognose ist etwas vorsichtiger als die der Münchner Kollegen, obwohl wir Zuschauer- und Werbemarktanteile gewonnen haben", sagte der Vorstandsvorsitzende der RTL Group, Thomas Rabe, in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Nach einer Halbierung des Ergebnisses in den ersten sechs Monaten senkte RTL die Prognose für den Umsatz und Ertrag in diesem Jahr.

Für das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (Ebita) stellt der Vorstand nun 950 Mill. Euro in Aussicht nach bisher 1 Mrd. bis 1,05 (i.V. 1,08) Mrd. Euro. Der Umsatz wird in der Größenordnung von 7 Mrd. Euro nach bisher 7,3 Mrd. bis 7,4 (7,22) Mrd. Euro erwartet. Der Vorstand von ProSiebenSat.1 hatte dagegen vor einer Woche seine Jahresprognose bekräftigt. Obwohl sich das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) des RTL-Konkurrenten ebenfalls halbierte, erwartet Vorstandschef Bert Habets nach wie vor, dass es im gesamten Jahr in etwa die Höhe des Vorjahres erreicht.

Letzte vier Monate entscheidend

Für beide privaten Sendergruppen sind die TV-Werbeerlöse wegen der hohen Marge entscheidend, vor allem in den saisonal starken letzten vier Monaten eines Jahres. In der ersten Hälfte sank dieser Umsatz von RTL um 12,5% auf 1,19 Mrd. Euro, vor allem in Deutschland. "Der deutsche Werbemarkt ist der schwächste unter den großen Märkten in Europa", berichtete Rabe. Das zeige vor allem der Vergleich mit der Zeit vor der Corona-Pandemie: Gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 sei der deutsche Markt um 25% geschrumpft.

Das bietet aus Rabes Sicht auch Aufholpotenzial. Allerdings noch nicht im aktuellen Quartal, für das sich bisher ein Rückgang abzeichne. Das erwartete Wachstum im vierten Dreimonatsabschnitt begründet Rabe vor allem mit dem Basiseffekt, da das Werbegeschäft im Jahr zuvor wegen der Fußball-Weltmeisterschaft besonders schwach gewesen war. Die Spiele des Turniers wurden im frei empfangbaren Fernsehen ARD und ZDF gezeigt.

RTL Deutschland besonders schwach

Das bereinigte Ebita von RTL Deutschland stürzte in der ersten Jahreshälfte auf 16 (191) Mill. Euro ab. Rabe begründete dies außer mit dem schwachen Werbemarkt mit Investitionen ins Fernseh- und Streaminggeschäft. Die Zahl der zahlenden Abonnenten von RTL stieg hierzulande nach Angaben des Unternehmens innerhalb von zwölf Monaten um 31% auf 4,49 Millionen zur Mitte dieses Jahres. Einschließlich Videoland in den Niederlanden und RTL in Ungarn erhöhte sich die Zahl der Streaming-Abonnenten um 34% auf etwas mehr als 6 Millionen.

Rabe bleibt entgegen früheren Pläne vorerst auch Chef von RTL Deutschland. In dem Führungsteam sehe er seine Rolle ähnlich einem Chairman, also einem aktiven Verwaltungsrat. Er sei Leiter und Unterstützer. In Anbetracht der aktuellen Herausforderungen wäre eine Änderung nicht sinnvoll. Diese Führungsstruktur sei aber nicht von Dauer, betonte Rabe.