Rüstungsindustrie feiert neue Milliardenaufträge in Paris
Rüstungsindustrie feiert neue Milliardenaufträge
Rheinmetall-CEO erwartet Orderbuch bei 60 Mrd. Euro – Messe Eurosatory in Paris
cru/jh/wü Frankfurt/Paris
Der 50-Mrd.-Dollar-Kredit von G7 und USA für die Ukraine gibt der europäischen Rüstungsindustrie einen neuen kräftigen Schub. Das wurde am Montag zu Beginn der Rüstungsmesse Eurosatory in Paris deutlich. Vom Ukraine-Kredit wird nach Einschätzung von Rheinmetall-CEO Armin Papperger ein erheblicher Teil in Rüstung fließen, und damit auch in die Kasse des Düsseldorfer Konzerns: „Unser Auftragsbuch wird sich voraussichtlich bis Jahresende von jetzt 43 Mrd. Euro auf den Rekordwert von 60 Mrd. Euro erhöhen“, sagte Papperger der Börsen-Zeitung. In den kommenden Wochen kämen rund 15 Mrd. Euro Aufträge hinzu, vor allem aus dem Bereich Munition. Rheinmetall hat die jährliche Kapazität seit Kriegsbeginn von 70.000 auf 700.000 Schuss Artilleriemunition erhöht und plant eine weitere Aufstockung auf 1,1 Millionen. Der Konzern, der 35.000 Mitarbeiter beschäftigt, werde jährlich 6.000 neue Leute einstellen.
Konsolidierung „weit gediehen“
„Wir müssen Verteidigungsminister Pistorius im Haushaltsstreit unterstützen. Sonst wird die Zeitenwende des Bundeskanzlers zu einem Strohfeuer. Der Rüstungshaushalt muss von 52 Mrd. auf mehr als 80 Mrd. Euro anwachsen, damit Deutschland verteidigungsbereit wird“, warnte Papperger. Die Konsolidierung der Branche in Europa sei mit Thales, Leonardo und Rheinmetall an der Spitze schon weit gediehen. „Große Zusammenschlüsse wird es erstmal nicht geben, wohl aber weitere Joint Ventures.“
Die Rheinmetall-Aktie reagierte nach den Gewinnmitnahmen vom Freitag am Montag mit einem Plus von zeitweise 0,8% auf 482,80 Euro. Der Börsenwert des Konzerns, der Munition und Panzerkanonen herstellt, hat sich damit seit Oktober verdoppelt auf 21 Mrd. Euro.
KNDS stellt neue Leopard-2-Version vor
Der deutsch-französische Panzerbauer KNDS, der mit Rheinmetall kooperiert, stellt in Paris eine neue Version des Kampfpanzers Leopard 2 vor. Die geplante Panzerallianz zwischen dem italienischen Rüstungskonzern Leonardo und KNDS – ein milliardenschweres europäisches Rüstungsprojekt – war kürzlich vorerst gescheitert.
Vom Ukraine-Kredit erhofft sich auch der Augsburger Panzergetriebehersteller Renk Impulse: „Wir begrüßen die Absicht der G7-Staaten sehr und gehen davon aus, dass sich ein möglicher Kredit positiv auf unser Geschäft auswirken wird – insbesondere im Bereich Service, Wartung und Nachbeschaffung“, sagte Vorstandschefin Susanne Wiegand auf Anfrage. Die Renk-Aktie hat seit dem IPO im Februar um 63% zugelegt. In Paris zeigt Renk erstmals einen neuen Kampfpanzer-Hybridantrieb. Auch der Sensortechnologie-Hersteller Hensoldt erwartet mehr Radar-Bestellungen aus der Ukraine.