Russland reklamiert Sieg im Impfstoff-Rennen für sich

"Sputnik V" ohne große Studie freigegeben - Börse feiert Forschungsfortschritte

Russland reklamiert Sieg im Impfstoff-Rennen für sich

cru Frankfurt – Russland reklamiert für sich den Sieg im globalen Rennen um den weltweit ersten Impfstoff gegen das Coronavirus und will bald mit Massenimpfungen beginnen. Das russische Gesundheitsministerium hat den Impfstoff des staatlichen Gamaleya-Instituts freigegeben, der im Ausland unter dem Namen “Sputnik V” auf den Markt gebracht werden soll. “Sputnik” war auch der Name des weltweit ersten Satelliten, der 1957 von der Sowjetunion ins All geschossen wurde. Für eine internationale Zulassung fehlen indes alle Voraussetzungen, da noch keine Ergebnisse groß angelegter klinischer Studien der sogenannten Phase III an Tausenden Probanden vorliegen.Russlands Vorpreschen mit dem kaum erprobten Impfstoff, der auf modifizierten Erkältungsviren basiert, düpiert die globale Pharmaindustrie, die fieberhaft an Impfstoffen gegen das Coronavirus forscht. Experten kritisierten, Russlands Präsident Wladimir Putin stelle mit dem Propagandasieg Prestige über fundierte Wissenschaft und Sicherheit. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO werden von 167 potenziellen Impfstoffen 28 bereits an Menschen getestet – sechs davon inzwischen in groß angelegten Studien der Phase III. Zu den Kandidaten zählen der Pharmakonzern AstraZeneca in Kooperation mit der Universität Oxford sowie die deutsche Biotechfirma Biontech mit Pfizer und der US-Biotechkonzern Moderna. Von Investoren an der Börse werden die Forschungsfortschritte längst gefeiert: Am Dienstag übersprang der Dax zum ersten Mal seit drei Wochen wieder die Marke von 13 000 Punkten.Die Phase III ist das letzte Stadium der klinischen Entwicklung eines Medikaments vor der Zulassung. In den Phasen I und II wird die Sicherheit und Wirksamkeit an kleinen Gruppen gesunder Freiwilliger getestet. Normalerweise dauert die Entwicklung viele Jahre. Doch diesmal geht es im Zeitraffer: Aufsichtsbehörden in den USA und in Deutschland haben zahlreichen Impfstoffentwicklern ein beschleunigtes Verfahren ermöglicht Biontech erklärte am Dienstag, bei Erfolg der laufenden Phase-III-Studie zusammen mit Pfizer noch im Oktober Zulassungsanträge stellen zu wollen. – Bericht Seite 7