RWE fährt hohe Handelsgewinne ein
ab Düsseldorf
Dank satter Gewinne im Handelsgeschäft hat RWE das operative Ergebnis in den ersten neun Monaten leicht ausgebaut. Aufgrund der wetterbedingten Einbußen verharrte das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im Kerngeschäft allerdings weiterhin um 11 % unter dem Vorjahreswert, wie aus dem Zwischenbericht hervorgeht. Dahinter stand in erster Linie die Jahrhundertkälte in Texas, die das Onshore-Geschäft in den USA zu Jahresbeginn belastet hatte. Immerhin gelang im Segment Onshore Wind/Solar nach drei Quartalen die Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Im ersten Halbjahr war hier noch ein operativer Verlust angefallen.
Nah dran am Zielgewinn
An der im Sommer erhöhten Prognose hält der Stromerzeuger unverändert fest. Demnach wird ein operatives Ergebnis zwischen 3 und 3,4 Mrd. Euro erwartet, davon sollen 2,15 bis 2,55 Mrd. Euro aus dem Kerngeschäft kommen. Unter dem Strich und damit inklusive Kohle- und Kernenergie wird ein bereinigtes Nettoergebnis von 1,05 bis 1,4 Mrd. Euro erwartet. Nach neun Monaten steht schon gut 1 Mrd. Euro in Büchern, ein Zuwachs um fast 30 %.
Die breite Spanne ist der gestiegenen Ergebnisvolatilität im Geschäft mit Erneuerbaren geschuldet. Dabei kam es nicht nur im Onshore-Geschäft zu wetterbedingten Ergebnisbelastungen, denn im Offshore-Geschäft machte sich die Windflaute in Nord- und Mitteleuropa bemerkbar. Positiv auf das Ergebnis wirkte sich die Übernahme der Mehrheit am britischen Offshore-Windpark Rampion aus. Im Geschäft mit Wasser/Biomasse/Gas profitierte RWE dagegen von höheren Prämien im Rahmen des britischen Kapazitätsmarktes.
Im Energiehandel legte RWE dagegen einen satten Gewinnsprung hin. Das operative Ergebnis lag nach neun Monaten mit 609 Mill. Euro um 65 % über dem vergleichbaren Vorjahreswert. Dennoch bleibt die Segmentprognose – erwartet wird ein bereinigtes Ebitda von deutlich über 350 Mill. Euro – unangetastet. Derweil haben Analysten im Schnitt 601 Mill. Euro in ihre Berechnungen für das Gesamtjahr eingestellt. In dem nicht mehr zum Kerngeschäft zählenden Geschäft mit Kohle- und Kernenergie sorgten höhere Großhandelsmargen in den ersten neun Monaten für ein operatives Ergebnis von 720 Mill. Euro, nach 381 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum. Damit hat sich der Ergebnisanteil der auslaufenden Geschäfte wieder auf 30 (i.V. 17) % erhöht.
Auf dem Weg zum reinrassigen Ökostromkonzern fährt RWE die Investitionen sichtlich hoch. Mit 2,8 Mrd. Euro wurden in den ersten neun Monaten fast 70 % mehr Geld in die Hand genommen als im Vorjahr. Davon flossen 88 % in Windkraft- und Solarprojekte.
Nettoverschuldung verringert
Dank sprudelnder Cash-flows ließen sich die Investitionen bequem finanzieren. So schnellte der operative Mittelzufluss auf 3,4 (1,8) Mrd. Euro in die Höhe. Das lag den Angaben zufolge an den kräftigen Preissteigerungen für Strom, Brennstoffe und CO2-Zertifikate. Auf das Ergebnis haben die hohen Strompreise keine Auswirkung, da RWE die eigene Produktion über Termingeschäfte absichert. Der Free Cash-flow verbesserte sich auf 1,2 (0,4) Mrd. Euro. Dadurch verringerte sich die Nettoverschuldung zum Stichtag auf 2,9 Mrd. Euro. Neben den Investitionen in Sach- und Finanzanlagen stockte RWE zudem das Planvermögen zur Abdeckung von Pensionsverbindlichkeiten um gut 1 Mrd. Euro auf.
RWE | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
9 Monate | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 13 253 | 9 392 |
Bereinigtes Ebitda | 2 397 | 2 261 |
Offshore Wind | 656 | 738 |
Onshore Wind/Solar | 36 | 373 |
Wasser/Biomasse/Gas | 430 | 382 |
Energiehandel | 609 | 399 |
Kohle/Kernenergie | 720 | 381 |
Bereinigtes Ebit | 1 339 | 1 182 |
Ergebnis vor Steuern fortgef. Geschäft | 3 459 | 1 948 |
Nettoergebnis | 2 808 | 1 597 |
Ber. Nettoergebnis | 1 026 | 794 |
Free Cash-flow | 1 213 | 427 |
Investitionen | 2 800 | 1 662 |
Nettoschulden | 2 866 | 4 432* |
*) zum 31.12.2020Börsen-Zeitung |