Ryanair bricht Verhandlungen mit Boeing ab
Bloomberg/dpa-afx Frankfurt – Die Fluggesellschaft Ryanair hat die Verhandlungen mit dem US-Flugzeughersteller Boeing über einen Folgeauftrag für Flugzeuge des Typs Boeing Max-10 beendet, nachdem keine Einigung über den Preis erzielt werden konnte. Ryanair hat bereits 210 Max-Jets eines kleineren Modells in Auftrag gegeben, die in den nächsten fünf Jahren ausgeliefert werden sollen. Die Fluggesellschaft teilte am Montag mit, dass sie auch über den Kauf von Max-10-Flugzeugen mit größerer Kapazität verhandelt habe. Die Gespräche seien nach zehn Monaten beendet worden, weil es beiden Seiten nicht gelungen sei, eine Lücke bei den Preisvorstellungen zu schließen, so Ryanair.
„Beide Seiten haben sich darauf geeinigt, keine Zeit mehr mit diesen Verhandlungen zu verlieren“, so Ryanair in einer Erklärung. CEO Michael O’Leary fügte hinzu, dass man die optimistischen Preisvorstellungen von Boeing nicht teile. Er wies darauf hin, dass andere große Boeing-Kunden wie Delta Air Lines und Jet2 kürzlich Aufträge an Airbus vergeben haben. Der Ryanair-Chef ist dafür bekannt, dass er mit Flugzeugherstellern harte Verhandlungen führt. Es hieß, Boeing biete erhebliche Preisnachlässe an, um ihren Auftragsbestand an 737-Max-Jets nach einem längeren Flugverbot abzubauen. Allerdings hat das Unternehmen im laufenden Jahr bereits mehrere gewichtige Auftragszusagen von großen Fluggesellschaften wie United Airlines erhalten, so dass die Notwendigkeit für Zugeständnisse kleiner geworden sein dürfte.
O’Leary hatte letzte Woche gesagt, dass es unwahrscheinlich sei, dass Ryanair in diesem Jahr einen neuen Vertrag schließe. Gleichzeitig fügte er hinzu, dass er bereit wäre, bis zu 250 weitere Flugzeuge zu bestellen, wenn Boeing ihren Preis senkt.
Ärger könnte Boeing derweil auch mit ihrem Flugzeugmodell „Dreamliner“ drohen. Der US-Luftfahrtriese muss mit der Auslieferung seines neuen 787 „Dreamliner“ wegen Produktionsmängeln laut einem Pressebericht wohl noch eine Weile warten. Die Auslieferungen des Langstreckenjets würden noch bis mindestens in den späten Oktober hinein ausgesetzt bleiben, da die Flugsicherheitsbehörden einem Inspektionsvorschlag des Konzerns nicht zugestimmt hätten, berichtete das „Wall Street Journal“ am Wochenende unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.
Der Airbus-Rivale hatte im Juli mitgeteilt, dass weitere Inspektionen und Reparaturen bei etlichen 787-Fliegern nötig seien, die noch nicht an Kunden übergeben wurden. Boeing rechnete zu dem Zeitpunkt damit, dieses Jahr weniger als die Hälfte ihrer derzeit gelagerten 787-Maschinen ausliefern zu können. Die Produktion wurde daher schon gedrosselt. Hintergrund ist, dass bei den ohnehin schon laufenden Inspektionen am „Dreamliner“ neue Probleme entdeckt worden waren und Boeing Maschinen auf Lager daher nicht mehr ausliefern konnte.
Wertberichtigt Seite 6