Ryanair fliegt in die Gewinnzone
hip London
Ryanair ist im abgelaufenen Quartal in die Gewinnzone zurückgeflogen. Der irische Billigflieger hatte während der Pandemie nicht aggressiv Stellen gestrichen, was ihm eine schnellere Erholung ermöglichte als manchem Wettbewerber. Wie die Airline mitteilte, belief sich der bereinigte Nettogewinn im Ende Juni abgelaufenen ersten Geschäftsquartal auf 170 Mill. Euro. Im Vorjahr hatte noch ein Verlust von 273 Mill. Euro zu Buche gestanden. Analysten hatten im Schnitt 157 Mill. Euro angesetzt. Die durchschnittlichen Ticketpreise blieben aber 4 % unter denen des Vergleichszeitraums vor der Pandemie.
Die Airline will im Sommer mit 115 % der Kapazität vor Ausbruch der Pandemie arbeiten. „Unsere Entscheidung, mit den Gewerkschaften zusammenzuarbeiten und uns auf Lohnkürzungen zu einigen, um Arbeitsplatzverluste in den zwei Covid-Jahren zu minimieren, ist in den vergangenen Monaten bestätigt worden“, sagte CEO Michael O’Leary. Viele europäische Fluggesellschaften, Flughäfen und ihre Dienstleister hatten Schwierigkeiten, die Stellen wieder zu besetzen, die während der Pandemie gestrichen wurden. Finanzchef Neil Sorahan machte unter anderem Flugsicherungsdienste und Regierungen für das Chaos der vergangenen Wochen verantwortlich. Den Flughäfen sei es ebenso zuzuschreiben. Sie hätten die Flugpläne schon Monate im Voraus gehabt. Am Wochenende hatten sich bereits der ehemalige British-Airways-Chef Willie Walsh und Nigel Rudd, der einstige Chairman des Londoner Flughafens Heathrow, gegenseitig die Schuld an der aktuellen Lage gegeben. Walsh nannte es eine Farce, dass Heathrow die Passagierzahl auf 100 000 täglich begrenzt hat. In Frankfurt wurden zu Beginn der Sommerferien etwa doppelt so viele Reisende abgefertigt.
Einen konkreten Ausblick auf die weitere Geschäftsentwicklung wagte das Ryanair-Management nicht. Es gebe zwar klare Anzeichen für eine aufgestaute Nachfrage, aber Kunden buchten kurzfristiger. „Wir bleiben zwar hoffnungsvoll, dass die hohe Impfquote in Europa der Luftfahrt- und Touristikindustrie ermöglichen wird, sich vollständig zu erholen und Covid hinter sich zu lassen“, sagte O’Leary. „Wir können aber das Risiko neuer Covid-Varianten im Herbst nicht ignorieren.“
Der Treibstoffbedarf im laufenden Geschäftsjahr sei zu 80 % abgesichert, für das kommende Geschäftsjahr zu 30 %. O’Leary sieht darin einen wesentlichen Wettbewerbsvorteil, vor allem für den kommenden Winter. Rivalen, die weniger Hedging betrieben haben, sind mit starken Kostensteigerungen konfrontiert. Er will im laufenden Jahr 165 Millionen Passagiere befördern – gut ein Zehntel mehr als vor der Pandemie. Im abgelaufenen Quartal waren es 45,5 (i.V. 8,1) Millionen.
Ryanair Holdings | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Quartal* | ||
in Mill. Euro | 2022/23 | 2021/22 |
Umsatz | 2 602 | 371 |
Treibstoffkosten | 1 013 | 157 |
Personalkosten | 275 | 111 |
Vorsteuerergebnis | 203 | – 325 |
Nettoergebnis | 188 | – 273 |
Operativer Cash-flow | 1 411 | 594 |
Liquide Mittel | 1 554 | 3 552 |
Nettoverschuldung | 400 | 1 450 |
*) jeweils per 30.6.Börsen-Zeitung |