Nach Halbjahresverlust

Salzgitter setzt erneut den Rotstift an

Der Stahlkonzern Salzgitter befindet sich nach dem ersten Halbjahr in der Verlustzone. Um das Ergebnis kurzfristig zu stabilisieren, wird der Rotstift angesetzt.

Salzgitter setzt erneut den Rotstift an

Salzgitter setzt erneut den Rotstift an

Stahlhersteller leitet nach Halbjahresverlust zusätzliche Maßnahmen zur Ergebnisstabilisierung ein

ste Hamburg

Deutschlands zweitgrößter Stahlhersteller Salzgitter ist im ersten Halbjahr 2024 in die Verlustzone gerutscht und verstärkt nun seine Sparanstrengungen. Zusätzlich zum Ergebnisverbesserungsprogramm „Performance 2026“ habe man kurzfristige Maßnahmen zur Ergebnisstabilisierung und Liquiditätssicherung eingeleitet, teilte Finanzchefin Birgit Potrafki bei der Vorlage des Halbjahresberichts am Montag mit. Das SDax-Unternehmen hatte bereits Ende Juli zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten seine Geschäftsjahresziele für 2024 gesenkt.

„Neue Investitionen werden auf den Prüfstand gestellt, bei bereits genehmigten Investitionen werden die Auszahlungspläne überarbeitet“, so Potrafki zu den Maßnahmen. Man sei auch durch weitere Kostenpositionen gegangen und habe an verschiedenen Stellen den Rotstift angesetzt. Einzelheiten auch zu finanziellen Auswirkungen nannte sie nicht. Mittelfristig würden die strukturellen Anpassungen in den einzelnen Geschäftsbereichen, die derzeit ausgearbeitet würden, wirken. Über die Maßnahmen werde man „zu gegebener Zeit berichten“.

Maßnahmeneffekt erhöht

Die zusätzlichen kurzfristigen Maßnahmen sollen das von 2022 bis 2026 laufende Ergebnisverbesserungsprogramm ergänzen, dessen kumulierter Effekt von 243 Mill. auf rund 250 Mill. Euro jährlich angehoben wurde. Für 2024 wird ein Beitrag von 40 Mill. Euro avisiert.

Der Konzern schrieb im Zuge eines im zweiten Quartal verbuchten Verlusts von −33,5 (i.V. 19,7) Mill. Euro im ersten Halbjahr mit −18,6 (160,2) Mill. Euro unter dem Strich rote Zahlen. Auch vor Steuern landete Salzgitter im zweiten Quartal mit −5,7 (27,3) Mill. Euro in der Verlustzone, wodurch nach dem ersten Halbjahr – wie bereits im Juli avisiert – noch ein leicht positives Vorsteuerergebnis von 11,5 (211) Mill. Euro zu Buche steht. Die Verluste in den Geschäftsbereichen Stahlerzeugung (−22 Mill. Euro) und Stahlverarbeitung (−72,5) Mill. Euro wurden durch das auf 52,7 (36,2) Mill. verbesserte Ergebnis des Technologiebereichs sowie durch einen anders als im Vorjahr positiv von der Aurubis-Beteiligung beeinflussten Beitrag noch kompensiert.

Transformation im Zeitplan

Potrafki, seit April als Nachfolgerin von Burkhard Becker im Salzgitter-Vorstand für das Finanzressort zuständig, bezeichnete das Halbjahresergebnis als „nicht zufriedenstellend“. Hier gegenzusteuern habe oberste Priorität. „Wir können die Richtung des Windes nicht ändern, aber Segel anders setzen, um unsere Ziele zu erreichen.“ Salzgitter-Vorstandschef Gunnar Groebler sagte, unumstößlich sei das Ziel, ab 2026 grünen Stahl zu produzieren. Die Umsetzung der ersten Stufe des Transformationsprogramms „Salcos“ befinde sich im Zeitplan.

Bis heute, so Groebler weiter, gebe es keine Anzeichen für eine nachhaltige Erholung der deutschen Wirtschaft. Für die deutsche Stahlindustrie sei 2024 eines der herausforderndsten Jahre der vergangenen Jahrzehnte. „Abgesehen von den Erfolgen unseres Geschäftsbereiches Technologie – die KHS nähert sich einem Rekordjahresergebnis – erscheint aus operativer Sicht 2024 als verlorenes Jahr“, sagte der Salzgitter-Chef.

Weitere Anpassungen

Strategisch habe man hingegen viel erreicht, so den bislang bedeutendsten Schritt im aktiven Portfoliomanagement mit dem im Februar verkündeten Verkauf der Mannesmann Stainless Tubes an die italienische Cogne Acciai Speciali. Aus der Transaktion erwartet Salzgitter aktuellen Angaben zufolge im zweiten Halbjahr einen Mittelzufluss von 125 Mill. Euro. Groebler kündigte „weitere strategische und strukturelle Anpassungen“ an.

Die Salzgitter-Aktie, seit Ende 2023 mit mehr als 45% im Minus, gab am Montag um bis zu 3% auf 14,95 Euro nach.

Die US-Bank J.P. Morgan, die das Papier bei einem Kursziel von 16,80 Euro neutral einstuft, verwies mit Blick auf die Gewinnwarnung des Stahlherstellers von Ende Juli auf ein erhebliches Abwärtsrisiko für die Konsensschätzungen des operativen Ergebnisses der Jahre 2024 und 2025. Salzgitter erwartet den Umsatz 2024 bei 10 (i.V. 10,8) Mrd. Euro anstatt wie zuvor seit Mai in Aussicht gestellt zwischen 10,5 und 11 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) soll zwischen 400 und 500 (677) Mill. Euro und nicht mehr zwischen 550 und 625 Mill. Euro landen. Statt eines Vorsteuergewinns von zuletzt noch avisierten 100 bis 175 (238) Mill. Euro rechnet Salzgitter 2024 nur noch mit einem ausgeglichenen Ergebnis.

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