Samsung trotzt Rezessionsängsten
mf Tokio
Vermutlich mit Hilfe von Speicherchips für Server-Kunden hat Samsung Electronics Ertrag und Umsatz im zweiten Quartal deutlich steigern können. Der operative Gewinn zwischen April und Juni wuchs laut dem vorläufigen Ausblick um 11,4 % zum Vorjahr auf 14 Bill. Won (10,6 Mrd. Euro). Es wäre das beste Ergebnis seit vier Jahren. Die Einnahmen kletterten um knapp 21% auf 77 Bill. Won.
Der Weltmarktführer für Speicherchips und Smartphones veröffentlicht die detaillierten Zahlen erst am 28. Juli. Doch Analysten gehen davon aus, dass Serverfarm-Betreiber wie Google und Cloud-Computing-Anbieter in hohem Umfang weiter Dram-Speicherchips abgenommen haben. Deren Preise lagen im Juni zwar laut Trendforce um 12% unter dem Vorjahr. Aber der feste Dollar dürfte den Gewinn stabilisiert haben. Samsung rechnet Chips vor allem in Dollar ab.
An der Heimatbörse in Seoul legte die Aktie um 3,2 % deutlich stärker als der nationale Kospi-Index zu. Die Aktien der drei anderen Chipriesen in Asien – TSMC, SK Hynix und United Microelectronics – zogen ebenfalls kräftig an. Denn der Ausblick von Samsung lag nur leicht unter dem Marktkonsens. Im Umkehrschluss bedeutete dies, dass die erhöhten Rohstoffkosten, die gestörten Lieferketten und die eingetrübte Verbraucherstimmung sich auf Ertrag wie Gewinn weniger negativ auswirken als befürchtet.
Wegen dieser Sorgen hatte die Aktie von Samsung fast 40 % gegenüber dem Rekordhoch von Anfang 2021 verloren. Neben wachsenden Lagerbeständen bei Chips gehen Analysten von einem Absatzrückgang bei Smartphones aus. Laut der Schätzung von Counterpoint Research schrumpfte die Verkaufszahl um 5 bis 8 % zum Vorquartal auf 63 Mill. Stück. Trotzdem fielen Umsatz und Gewinn gemäß dem Ausblick kaum schwächer aus als im ersten Quartal.
Analysten skeptisch
Für die laufenden drei Monate bleiben Analysten dennoch zurückhaltend. Konsumgüter wie Smartphones, Fernseher und Computer würden sich aufgrund der Preiserhöhungen durch die hohe Inflation sowie den starken Dollar weniger gut verkaufen, hieß es. Gestiegene Produktions- und Logistikkosten belasteten zudem die Margen der Elektronikhersteller.
Dennoch erhöht Samsung derzeit wie schon in der Vergangenheit die Investitionen im Rekordtempo, um gestärkt aus dem Konjunkturabschwung hervorzugehen.