Fußball-Transfer

Sancho-Millionen retten BVB-Bilanz

Jadon Sancho verlässt für 85 Mill. Euro Borussia Dortmund und wechselt zu Manchester United. Die Weiterentwicklung von Talenten hat beim BVB System und zahlt sich in der wirtschaftlich angespannten Coronalage aus.

Sancho-Millionen retten BVB-Bilanz

dwo Düsseldorf

Borussia Dortmund hat den zweitteuersten Spielerabgang der Vereinsgeschichte praktisch fix gemacht und sich damit eine Millionenspritze für die in der Pandemie angeschlagene Bilanz gesichert. Wie der Fußball-Bundesligist bestätigte, soll Offensivtalent Jadon Sancho für eine feste Ablösesumme von 85 Mill. Euro zu Manchester United wechseln. Spieler und Clubs seien sich einig, lediglich die letzten Vertragsdetails sowie die üblichen medizinischen Tests stünden noch aus. Nach der Ad-hoc-Mitteilung am Donnerstag erschienen Vertragsunterschriften noch am selben Tag möglich. Bereits entsprechende Gerüchte trieben die BVB-Aktie im Frankfurter Frühhandel 5,4% ins Plus. Am Nachmittag flaute der Kurs im anhaltend positiven Bereich wieder ab.

Über den nahenden Abschluss des Sancho-Deals mit dem lange interessierten englischen Rekordmeister hatten zunächst BBC und „Bild“-Zeitung berichtet. Der 21-jährige Flügelspieler, der für den BVB in 137 Pflichtspielen 50 Tore schoss und vertraglich noch bis Sommer 2023 in der Pflicht steht, erhält demnach in Manchester einen neuen Fünfjahreskontrakt. Laut „Bild“ kann die Ablöse durch Bonuszahlungen in dieser Zeit noch auf bis zu 95 Mill. Euro steigen.

Der englische Nationalspieler, der seinen Marktwert bei der laufenden EM bislang nicht weiter steigern konnte, hat sich damit nicht nur sportlich allemal bezahlt gemacht für die Dortmunder. 2017 hatten sie ihn für gut 7 Mill. Euro von Manchester City verpflichtet. Der Weiterverkauf zählt zu den teuersten Transfers der Fußball-Geschichte – nur ein gutes Dutzend Spieler war jemals teurer. Und es ist der zweitgrößte Deal für den BVB nach Ousmane Dembélé, der – einst für 15 Mill. Euro gekauft – 2017 für über 100 Mill. Euro Sockelablöse plus Bonuszahlungen nach Barcelona wechselte. Noch in der vergangenen Saison flossen entsprechende erfolgsabhängige Boni auf das Dortmunder Konto. Talentförderung und gewinnbringende Geschäfte mit Spielern gefallen Fans und Investoren und sind seit Jahren wichtiges Instrument des SDax-Konzerns. Auch Spieler Henrikh Mkhitaryan wurde vor einigen Jahren mit deutlichem Plus weiterverkauft.

15% des Gewinns, den der BVB nun mit Sancho macht, stehen dem Vernehmen nach Manchester City zu. Am Ende des Geschäftsjahres 2021/22 sollen laut BVB 56 Mill. Euro aus dem Abgang als positiver Ergebniseffekt in den Büchern stehen. Eine willkommene Finanzspritze angesichts des erwarteten Konzernverlusts von 75 Mill. Euro im jüngst abgelaufenen Turnus. Ursache sind neben den fehlenden Einnahmen infolge der Geisterspiele auch geringere Transfereinnahmen. Von Juli 2020 bis März 2021 war das Ergebnis aus Spielergeschäften um drei Viertel auf 9,8 Mill. Euro eingebrochen. Die frischen Transfermillionen dienen indes wohl nicht nur zur Ergebniskosmetik: Italienischen Medienberichten zufolge wollen die Dortmunder auch selbst aktiver auf dem Transfermarkt werden und buhlen um Italiens EM-Entdeckung Manuel Locatelli. Im Raum standen hier rund 40 Mill. Euro Ablöse.

Wertberichtigt Seite 8

Geschäfte mit Top-Spielern
Teuerste BVB-Transfers (in Mill. Euro)
ZugängeAbgänge
Mats Hummels (30,5)Ousmane Dembélé (~135,0)
André Schürrle (30,0)Jadon Sancho (mind. 85,0)
Abdou Diallo (28,0)Christian Pulisic (64,0)
Henrikh Mkhitaryan (27,5)Pierre-Emerick Aubameyang (63,75)
T. Hazard / N. Schulz / M. Amoroso (25,5)Henrikh Mkhitaryan (42,0)
Quelle: Transfermarkt.deBörsen-Zeitung