Sanofi verhandelt exklusiv mit CD&R über Opella-Sparte
Sanofi verhandelt mit CD&R exklusiv
Investmentfonds soll mit 50 Prozent bei der Sparte für rezeptfreie Medikamente einsteigen
Sanofi-Vorstandschef Paul Hudson baut den Pharmariesen weiter um. Er will die Kontrolle über die Sparte mit rezeptfreien Medikamenten abgeben, um sich künftig besser auf die Entwicklung innovativer Medikamente konzentrieren zu können. Mit dem geplanten Verkauf folgt er einem Branchentrend.
wü Paris
Doliprane soll einen neuen Besitzer bekommen. Der französische Pharmakonzern Sanofi verhandelt jetzt exklusiv mit Clayton Dubilier & Rice (CD&R) über seine Sparte für rezeptfreie Medikamente Opella, zu der das in Frankreich stark verkaufte Medikament gehört. Der amerikanische Investmentfonds könnte eine Beteiligung von 50% an der Sparte erwerben und so die Kontrolle übernehmen. Er hatte sich auch für Stada interessiert, war dann jedoch abgesprungen.
Laut Informationen der Wirtschaftszeitung „Les Echos“ wird Opella durch das Angebot von CD&R mit 15,5 Mrd. Euro bewertet. Zuvor war über eine noch höhere Bewertung spekuliert worden. Die Sparte ist in 150 Ländern präsent, beschäftigt insgesamt 11.000 Mitarbeiter in 13 Werken und vier Forschungszentren. 2023 kam sie auf einen Umsatz von 5,2 Mrd. Euro, was 12% des Gesamtumsatzes von Sanofi entspricht.
CD&R hat bereits früher in Frankreich investiert
Sanofi hatte 2023 angekündigt, sich von Opella trennen zu wollen. Für die Sparte, zu der neben Doliprane rund 100 andere rezeptfreie Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel und Vitaminpräparate gehören, hatten sich mehrere potenzielle Käufer interessiert. Der Pharmariese aus Paris hatte am Ende zwei in die engere Auswahl genommen: CD&R und den französischen Investmentfonds PAI. Da dieser wesentlich kleiner als CD&R ist, hatte er sich für sein Angebot mit den staatlichen Investmentfonds von Abu Dhabi und Singapur zusammengetan.
Preislich seien die Angebote der beiden Interessenten relativ ähnlich gewesen, heißt es in Paris. Es sei der Rest, der ausschlaggebend gewesen sei. CD&R ist in Frankreich bereits bekannt, da der US-Fonds in der Vergangenheit in Unternehmen wie Conforama, Rexel und Spie investiert hat. Es handele sich um einen serösen Investmentfonds, der positive globale Entwicklungsperspektiven für Opella und die Standorte der Sparte in Frankreich böte, erklärte Industrieminister Marc Ferracci.
Kritik an Verkauf an US-Fonds
Dennoch sorgte die Nachricht, dass die Sanofi-Sparte künftig einen amerikanischen Eigentümer haben könnte, in Frankreich bei einigen für Empörung. „Barnier kommt, Doliprane geht“, kritisierte die linksextreme Gruppe La France Insoumise – Nouveau Front Populaire. Sie appellierte an die Regierung von Premierminister Michel Barnier, den Verkauf von Opella an den US-Investmentfonds zu stoppen. „Anstatt Sanofi mit öffentlichen Hilfen in Höhe von 1 Mrd. Euro zu überschütten, sollten wir Opella verstaatlichen, um so den ersten Stein für einen öffentlichen Medikamentenpol zu legen“, erklärte sie.
Auch wenn Opella gerade mal 10% ihres Umsatzes in Frankreich macht, genießt die Sparte dort wegen Doliprane einen besonderen Status. Doliprane ist eines der am häufigsten verwendeten rezeptfreien Medikamente in Frankreich. Die neue Regierung hat bereits angekündigt, dass sie wachsam bleiben wird, was die industrielle Präsenz der Sparte in Frankreich angeht, wo sie zwei Werke betreibt und Doliprane produziert.
Regierung will wachsam bleiben
Frankreich verfügt im Rahmen der Kontrolle von ausländischen Investitionen über entsprechende Mechanismen. Man werde von Sanofi und CD&R gewisse wirtschaftliche Verpflichtungen fordern, erklärte die Regierung. Vor allem wolle man sicherstellen, dass Firmensitz, Entscheidungszentren und industrielle Verankerung von Opella in Frankreich verblieben. Im Gegensatz zu Biogaran, dem französischen Marktführer für rezeptfreie Medikamente, den die Servier-Gruppe an ein indisches Unternehmen verkaufen wollte, scheint sich die Regierung nicht gegen den Verkauf von Opella stellen zu wollen.
Sanofi folgt mit dem Verkauf einem Trend. Konkurrenten wie GSK, Pfizer und Johnson & Johnson haben sich von rezeptfreien Medikamenten getrennt. Sanofi-CEO Paul Hudson hat seit seinem Antritt 2019 bereits umgebaut und beim Diabetes-Geschäft und Medikamenten für Herz-Kreislauf-Erkrankungen das Skalpell angesetzt. Stattdessen setzt er auf Wachstumsbereiche wie Onkologie, seltene Krankheiten, Impfstoffe und Dupixent.