SAP und Qualtrics drücken getrennt aufs Tempo
scd Frankfurt
Der Softwarekonzern SAP und seine seit Januar börsennotierte US-Tochter Qualtrics haben in den ersten Monaten des Jahres das Wachstumstempo nach oben geschraubt. Nachdem SAP bereits vor eineinhalb Wochen mit den ersten Eckdaten kräftiges Wachstum in der Cloud signalisiert und die entsprechende Prognose für 2021 angehoben hatte (vgl. BZ vom 14. April), zog nun auch Qualtrics nach. Der Spezialist für Software zum Erfahrungsmanagement steigerte die Subskriptionserlöse im ersten Quartal um satte 46% auf 187 Mill. Dollar. Konzernweit stieg der Umsatz des Unternehmens aus dem US-Bundesstaat Utah um 36% auf 239 Mill. Dollar. Für das zweite Quartal wird ein weiterer Anstieg auf 240 Mill. bis 242 Mill. Dollar in Aussicht gestellt. Die Analysten hatten bis dato im Mittel nicht einmal 230 Mill. Dollar auf ihrem Zettel gehabt. Der Quartalsverlust je Aktie wird mit 1 bis 3 Cent ebenfalls geringer angenommen als das Minus von 4 Cent, das Unternehmensbeobachter im Schnitt erwartet hatten.
Die positive Entwicklung sorgte dafür, dass die Qualtrics-Aktie, die in den Wochen nach dem Börsengang an Wert eingebüßt hatte, am Donnerstagvormittag an der Nasdaq um knapp 21% auf 40,72 Dollar nach oben schoss. Das trieb auch die Aktie von SAP, die nach Abspaltung und Börsennotierung noch 83% an Qualtrics hält. Vor Eröffnung des US-Handels hatten die Anteilsscheine der Walldorfer etwa 1,5% über Vortagesschluss gelegen. Aus dem Handel ging die SAP-Aktie letztlich mit 120,80 Euro 3,5% fester.
Nettoschulden schmelzen
Der Dax-Konzern hatte durch den Börsengang der US-Tochter einen Barmittelzufluss von gut 1,8 Mrd. Dollar, wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten Quartalsbericht hervorgeht. Das trug wesentlich dazu bei, dass die Nettoverschuldung von Ende Dezember bis Ende März um knapp 4 Mrd. Euro auf nur noch 2,66 Mrd. Euro zurückgeführt werden konnte. Zudem kletterte der freie Cash-flow um ein Zehntel auf 3,1 Mrd. Euro. Verglichen mit dem Ende des ersten Quartals 2020 haben sich die Nettoverbindlichkeiten mehr als halbiert. Im zweiten Quartal steigen sie saisonal typisch aufgrund der geplanten Dividendenausschüttung allerdings wieder leicht. SAP hat der Hauptversammlung eine Anhebung der Dividende um 17% auf 1,85 Euro je Aktie vorgeschlagen. Bei Zustimmung am 12. Mai würden damit rund 2,2 Mrd. Euro ausgeschüttet.
Wie bei Qualtrics legt das Cloud-Geschäft auch bei SAP stärker zu als zuletzt. Der Current Cloud Backlog, der den Auftragsbestand für die kommenden zwölf Monate beschreibt, kletterte währungsbereinigt verglichen mit dem ersten Quartal 2020 um 19% auf 7,6 Mrd. Euro. Im vierten Quartal hatte das Wachstum der Kennziffer noch bei lediglich 14% gelegen. „Das ist aus meiner Sicht besonders bemerkenswert, weil die vierten Quartale bei dieser Metrik üblicherweise ein deutlich stärkeres Wachstum bringen als die ersten“, sagte Finanzvorstand Luka Mucic (siehe Interview auf dieser Seite).
Das kräftigste Wachstum in der Cloud verzeichnete SAP in den Monaten Januar bis März erstmals mit dem Kernprodukt S/4Hana. Hier hatten bislang viele Kunden noch bevorzugt zum Kauf einer Softwarelizenz mit Wartungsvertrag gegriffen. Nun war bei den Neuverträgen erstmals die Cloud-Version beliebter. Um den Bestandskunden den Wechsel in die Cloud zu erleichtern, hatte SAP-Chef Christian Klein Ende Januar das Programm „Rise with SAP“ gestartet. Das Produktpaket, mit dem Kunden die Cloud-Transformation erleichtert werden soll, findet offenbar regen Anklang. In den Wochen bis zum Ende des Quartals hat SAP nach eigenen Angaben bereits über 100 Verträge abgeschlossen. Das habe auch zum starken Wachstum des Auftragseingangs von 43% für S/4Hana Cloud beigetragen. Insgesamt seien 400 S/4Hana-Kunden hinzugewonnen worden, von denen mehr als die Hälfte Neukunden gewesen seien.
Insgesamt kletterten die Software- und Cloud-Erlöse von SAP um 1% bzw. währungsbereinigt 6% auf 5,43 Mrd. Euro. Konzernweit schrumpfte der Umsatz um 3% auf 6,35 Mrd. Euro. Dies ging wesentlich auf Währungseffekte sowie den im November abgeschlossenen Verkauf der Kommunikationssparte Digital Interconnect zurück, die im ersten Quartal 2020 noch Service-Erlöse von rund 90 Mill. Euro beigetragen hatte. Ohne diese Posten legte der Umsatz auch im Gesamtkonzern zu.
Das Ergebnis steigerte SAP derweil deutlich. Unter dem Strich kletterte der Gewinn um knapp ein Drittel auf 1,07 Mrd. Euro. Hier schlug sich im Wesentlichen eine Verbesserung des Finanzergebnisses von −39 Mill. auf 315 Mill. Euro nieder. Das ging primär auf Beteiligungsgewinne der Tochter Sapphire Ventures zurück.
SAP | ||
Konzernzahlen nach US-GAAP | ||
1. Quartal | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 6 348 | 6 521 |
Cloud & Software | 5 428 | 5 397 |
Betriebsergebnis | 960 | 1 210 |
Betriebsergebnis * | 1 741 | 1 482 |
Operative Marge * (%) | 27,4 | 22,7 |
Nettoergebnis | 1 070 | 811 |
Ergebnis je Aktie (Euro) | 0,88 | 0,68 |
Freier Cash-flow | 2 848 | 2 580 |
Liquide Mittel | 11 573 | 7 872 |
Nettoschulden | 2 658 | 5 827 |
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