Life Science

Sartorius enttäuscht Anleger mit Gewinnwarnung

Die Nachfrageerholung lässt für Sartorius länger als gedacht auf sich warten. Der Life-Science-Konzern kürzt daher seine Ziele für 2024. Zweifel im Aktienmarkt an der Mittelfristprognose des Dax-Unternehmens nehmen zu.

Sartorius enttäuscht Anleger mit Gewinnwarnung

Sartorius enttäuscht Anleger

Biopharmazulieferer schraubt Jahresziele zurück − Analysten zweifeln an Mittelfristprognose

ste Hamburg

Der Biopharmazulieferer und Laborausrüster Sartorius hat bei der Vorlage von Zahlen zum zweiten Quartal seine Umsatz- und Ergebnisziele für 2024 zurückgeschraubt und Anleger erneut enttäuscht. Die Sartorius-Vorzugsaktie, die von Ende 2023 bis Ende Juni um 34% nachgegeben hatte, seitdem aber bis Donnerstag um fast 13% gestiegen war, fiel am Freitag um bis zu 16,6% auf 205,80 Euro. Die Kurs-Rally der vergangenen Wochen war mit dem Eindruck verbunden worden, eine Prognosekorrektur könne ausbleiben.

„Bewusst vorsichtig“

Die Life-Science-Industrie zeige weiterhin ein uneinheitliches Bild und noch kein stabil positives Momentum, erklärte Sartorius die Gewinnwarnung. Bei einigen Produktgruppen bauten Kunden weiterhin Lagerbestände ab und hielten sich mit Investitionen zurück. Auch wenn die Ziele für die ersten sechs Monate erreicht worden seien, blicke man nun „bewusst vorsichtig“ auf das zweite Halbjahr. Das Göttinger Dax-Unternehmen, das Investoren bereits mit schwächer als erwartet ausgefallenen Zahlen zum ersten Quartal verschreckt hatte, erwartet eine Nachfragebelebung inzwischen erst im Schlussabschnitt dieses Jahres.

Durch die gedämpfte Nachfrage rechnet Sartorius für 2024 nur noch mit einem Umsatz auf Vorjahreshöhe von 3,4 Mrd. Euro, verbunden mit einer niedrig einstellig negativen wie positiven Bandbreite. Nach einem Rückgang um wechselkursbereinigt 16,6% bzw. nominal um 18,7% im Jahr 2023 verglichen mit einem noch von positiven Corona-Sondereffekten geprägten Vorjahr hatte der Konzern im Januar ein Wachstum im mittleren bis oberen einstelligen Prozentbereich avisiert.

Investitionen gestreckt

Auch beim operativen Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) liegt die Latte nun tiefer. Zunehmend positive Effekte aus einem Kosteneffizienzprogramm von über 100 Mill. Euro im Jahresverlauf dürften das geringere Wachstum sowie Maßnahmen zur Verringerung der eigenen Lagerbestände 2024 nicht vollständig ausgleichen, so Sartorius. Die bereinigte Ebitda-Marge wird nun in diesem Jahr zwischen 27 und 29 (i.V. 28,3)% erwartet und nicht mehr über 30%. Weil an einigen Stellen Investitionen zeitlich gestreckt würden, soll auch die Investitionsquote mit 12% niedriger ausfallen als bislang mit 13% in Aussicht gestellt. Beim Verschuldungsgrad, der infolge der Polyplus-Übernahme Ende 2023 bei 5 lag, geht Sartorius von einer Verbesserung auf etwa 4 und nicht auf etwas über 3 aus.

Der Konzern betonte, die derzeit uneinheitliche und volatile Geschäftsentwicklung nach der Pandemie sowie die derzeit sehr eingeschränkte Prognostizierbarkeit der kurzfristigen Geschäftsentwicklung hätten aus Unternehmenssicht keine Auswirkungen auf die grundlegenden sehr positiven Wachstumstreiber der Life-Science- und Biopharmamärkte. Die bis 2028 geltenden Mittelfristziele eines durchschnittlich jährlichen Wachstums im unteren zweistelligen Prozentbereich sowie einer bereinigten Ebitda-Marge von rund 34% bekräftigte Sartorius.

Analysten hingegen äußern bereits Zweifel an den erst im Januar verkündeten Vorgaben. Die eingeschränkte Prognostizierbarkeit für das Management erhöhe Erwartungen, dass die Ziele bei der Vorstellung der Geschäftsjahresergebnisse 2024 reduziert werden könnten, so die Bank Berenberg. Bei der DZ Bank hieß es, die deutlich gesenkte Prognose für 2024 werfe auch Fragen zur Belastbarkeit der Mittelfristprognose auf.

Stärkere Zyklizität „denkbar“

Sartorius-Vorstandschef Joachim Kreuzburg sagte in einem Pressegespräch, eine stärkere Zyklizität in der biopharmazeutischen Industrie sei in Zukunft „schon denkbar“. Die geringen Schwankungen der vergangenen zwei Jahrzehnte bezeichnete er als „eine Sondersituation“. Zugleich seien die langfristigen Perspektiven unverändert positiv. Darauf deuteten Indikatoren wie das „starke Zulassungsniveau“ bei Therapeutika sowie „ermutigende Signale“ bei den Produkt-Pipelines im Bereich der Zell- und Gentherapeutika.

Zahlen des Konzerns für das zweite Quartal lagen mehr oder weniger im Rahmen der Markterwartungen. Der Umsatz legte wechselkursbereingt um 3,6% zu, womit nach dem ersten Halbjahr noch ein Minus im Vorjahresvergleich von 2,2% zu Buche steht. Die bereinigte Ebitda-Marge im zweiten Quartal lag mit 27,5 um 1,9 Prozentpunkte unter dem Vorjahresniveau. Für die ersten sechs Monate vermeldete Sartorius 28,1 (29,8)%. Der Auftragseingang zog im zweiten Quartal verglichen mit 2023 zwar wechselkursbereinigt um 7,1% an. Der Anstieg fiel aber schwächer aus als in den ersten drei Monaten.

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