Laborausrüster

Sartorius stärkt sich mit Mikrogewebegeschäft

Der Pharmazulieferer Sartorius stärkt die Laborsparte und übernimmt eine in den USA ansässige Mikrogewebefirma. An der Börse gibt es derweil Gegenwind für den Konzern aus Göttingen und die Life-Science-Branche.

Sartorius stärkt sich mit Mikrogewebegeschäft

Sartorius baut Laborsparte durch Zukauf aus

ste Hamburg

Der Biopharmazulieferer und Laborausrüster Sartorius ergänzt sein Angebot für eine schnellere und effektivere Medikamentenentwicklung. Der Dax-Konzern aus Göttingen übernimmt eigenen Angaben zufolge für 80 Mill. Dollar die im US-Bundesstaat Massachusetts ansässige Mikrogewebefirma MatTek. Das Unternehmen beschäftigt rund 80 Mitarbeitende am Hauptsitz sowie am Produktionsstandort im slowakischen Bratislava. Verkäufer ist die schwedische Bico Group.

Mit der an der Nasdaq Stockholm notierten Bico Group ist Sartorius bereits durch eine Beteiligung verbunden. Ende 2022 war eine Kooperation mit dem schwedischen Anbieter von Life-Science-Lösungen und Laborautomatisierung bekannt geworden. Für den Erwerb von 10,1% der Bico-Anteile hatte Sartorius rund 45 Mill. Euro investiert. MatTek wurde im März 2021 durch Bico übernommen und ist derzeit Teil des Geschäftsbereichs Bioprinting.

Verschuldungsgrad im Visier

Das Geschäft, das 2024 einen Umsatz von gut 20 Mill. Dollar sowie eine Ertragsmarge auf dem Niveau der Sartorius-Laborsparte erwirtschaftet habe, soll Teil des kleineren der beiden Sartorius-Segmente werden. Der Abschluss der ersten Akquisition seit dem Polyplus-Erwerb für 2,4 Mrd. Euro im Jahr 2023 wird noch im zweiten Quartal erwartet. Sartorius-Chef Joachim Kreuzburg hatte zuletzt unterstrichen, die Reduzierung des Verschuldungsgrads bleibe auf der Agenda.

An der Börse traf Sartorius auch am Montag wie andere Branchenunternehmen die schlechte Anlegerstimmung infolge der US-Handels- und Budgetpolitik. Die Vorzugsaktie sank um bis zu 11,5% auf 166,30 Euro, den niedrigsten Stand seit Oktober 2019.

Resilienz gestärkt

Seit Verkündung der Zölle durch US-Präsident Donald Trump am 2. April gaben auch die Papiere von Sartorius-Konkurrenten wie Thermo Fisher (-11%), Danaher (-12%), Repligen (-14%) und Mettler Toledo (-13%) nach. Zu den bislang kommunizierten Zöllen und weiteren Zollreaktionen anderer Länder lägen derzeit zu wenige Details vor, um die finanziellen Auswirkungen auf Sartorius verlässlich zu beurteilen, hieß es in Göttingen.

Eine Unternehmenssprecherin fügte hinzu, die Wettbewerbsposition von Sartorius dürfte durch die Politik der neuen US-Regierung, die auch auf eine Kürzung der Ausgaben im US-Gesundheitssektor zielt, nicht wesentlich beeinträchtigt werden. Konkurrenzunternehmen seien mit Produktion und Lieferketten ebenfalls global aufgestellt, Zölle träfen somit alle Marktteilnehmer. Sartorius habe Flexibilität und Resilienz durch eine breitere Aufstellung in den vergangenen Jahren gestärkt, geopolitische Erwägungen seien für das Unternehmen seit langem ein Thema, so die Sprecherin.

Weltweit 30 Standorte

Sartorius kommt weltweit derzeit auf mehr als 30 Produktionsstandorte, darunter fünf in den USA. Am zweitgrößten Unternehmensstandort in Yauco, Puerto Rico, stellt das Unternehmen Einwegprodukte wie Membrane, Filter, Beutel und Zellkulturmedien her, in Ann Arbor im Bundesstaat Michigan werden Laborinstrumente gefertigt, in Marlborough/Massachusetts Bioprozess-Systeme und Prozessentwicklung für Kunden.

Man sei in der Lage, die Produktionskapazitäten in den USA auszuweiten, sagte die Konzernsprecherin weiter. Allerdings sei die ökonomische Frage von Skaleneffekten zu berücksichtigen. Sie verwies ferner darauf, dass etwa drei Viertel der Sartorius-Produkte in den Produktionsprozessen von Kunden „validiert“ seien und „nur sehr eingeschränkt ausgetauscht“ werden könnten.

Prognose mit Zahlen erwartet

Am 16. April legt Sartorius Zahlen zum ersten Quartal 2025 vor. Für diesen Termin hat das Unternehmen auch quantitative Angaben zur Prognose 2025 in Aussicht gestellt, die bei der Vorstellung der Zahlen zum vergangenen Geschäftsjahr Ende Januar noch nicht genannt wurden. Es sei bei einer fortschreitenden Nachfrageerholung mit einem Wachstum des Life-Science-Marktes noch unterhalb des langjährigen Durchschnitts zu rechnen, hatte Sartorius damals lediglich erklärt. Ziel sei es, 2025 in beiden Sparten über dem Marktniveau profitabel zu wachsen.

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