Schlammschlacht im spanischen Fußball
Von Thilo Schäfer, Madrid
Mit zwei Pinocchio-Emojis beendete Javier Tebas, der Vorsitzende der spanischen Profifußballliga LFP, eine Nachricht, in der er mit dem Präsidenten von Real Madrid, Florentino Pérez, hart ins Gericht geht. Tebas ließ auf Twitter und in einer offiziellen Mitteilung der LFP seine ganze Wut über den mächtigen Vereinsboss raus, weil dieser seinen Deal über einen Einstieg des Finanzinvestors CVC im spanischen Profifußball torpediert. Denn am Donnerstag hatten Real Madrid, der FC Barcelona und Athletic Bilbao den übrigen 39 Clubs der ersten und zweiten Liga schriftlich ein Gegenangebot zu Tebas Abkommen unterbreitet.
Spaniens Fußballclubs brauchen dringend frisches Geld, denn die Pandemie hat ihre finanzielle Schieflage verschärft. Anfang August brachte Tebas eine Lösung auf den Tisch. CVC würde den Clubs eine Kapitalspritze von 2 Mrd. Euros geben, im Gegenzug für 10% der Einnahmen aus den Fernsehrechten, und das für die nächsten 50 Jahre. Pérez und ein paar andere schlugen die Hände über dem Kopf zusammen. Für sie bedeutet der Tebas-Deal einen Ausverkauf. Dennoch stimmte eine große Mehrheit der 42 Clubs im August in einem ersten Test für die Operation. Am 10. Dezember soll die Versammlung der LFP definitiv entscheiden.
Und nun, eine Woche vorher, bringt Pérez mit seinen Kollegen Joan Laporta vom FC Barcelona und Aitor Elizegi von Athletic Bilbao die Gegenofferte ins Spiel. Die sieht einen Kredit über dieselbe Höhe von 2 Mrd. Euro vor, der mit bis zu 3% verzinst wird und eine Laufzeit von 25 Jahren hat. Das Geld geben J.P. Morgan, Bank of America und HSBC. Das Darlehen würde die Clubs insgesamt knapp 900 Mill. Euro kosten, statt 13 Mrd. Euro, die CVC in einem halben Jahrhundert für die TV-Rechte kassieren würde, rechnet das Trio vor. Tebas kontert, dass CVC ein strategischer Partner sei, der dank seiner Erfahrung in anderen Sportarten wie der Formel 1, Rugby und Cricket den spanischen Fußball weltweit nach vorne bringen könnte. Pérez und seine Mitstreiter sind jedoch der Meinung, die Liga könne ihre Vermarktung selbst viel besser machen. CVC habe schließlich nur „eine reduzierte Gruppe von Finanzmanagern“, die in allen möglichen Branchen tätig seien.
Als eine Art Unschuldsbekundung verweisen die drei großen Traditionsclubs darauf, dass sie fast die einzigen weiterhin mitgliedergeführten Vereine sind, die keine Dividenden zahlen. Nach Meinung von Tebas wollen die drei dagegen nur „Verwirrung stiften und alles von der Kneipentheke aus regeln“.