Schott gliedert Pharma aus
cru Frankfurt
Der Spezialglashersteller Schott leitet einen möglichen Börsengang seines Geschäfts mit Pharmaverpackungen in die Wege. Für dieses sei eine gesellschaftsrechtlich eigenständige Gesellschaft gegründet worden, teilte der Mainzer Technologiekonzern am Montag mit. Die Ausgliederung soll bis Jahresende abgeschlossen sein.
„Indem wir unser Geschäft mit Pharmaverpackungen auf eigene gesellschaftsrechtliche Beine stellen, eröffnen sich für uns eine Vielzahl von Optionen, die uns helfen werden, in Zukunft noch schneller profitabel zu wachsen“, erklärte Vorstandschef Frank Heinricht. Er betonte, dass das Pharmageschäft auch in Zukunft integraler Bestandteil von Schott bleiben solle. „Wir verschaffen uns allerdings mehr Spielraum für unser organisches und anorganisches Wachstum sowie für weitere Investitionen in unser Konzernziel Klimaneutralität 2030“, sagte Heinricht.
Gleichzeitig ermögliche Schott „dieser Schritt, neue Finanzierungsoptionen zu prüfen, inklusive eines möglichen Börsengangs von Schott Pharma“, wie das neu entstehende Unternehmen heißt, ergänzte Finanzvorstand Jens Schulte.
Schott Pharma stellt Pharmafläschchen, Glas- und Polymerspritzen bis hin zu Karpulen und Ampullen her – rund 13 Milliarden davon jedes Jahr. Der Umsatz der Pharma-Sparte war laut Schott in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Im vergangenen Jahr wuchsen die Erlöse des Geschäfts zweistellig auf 650 Mill. Euro. Insgesamt erzielte Schott zuletzt einen Jahresumsatz von 2,5 Mrd. Euro. Das waren 13 % mehr als im Jahr davor.
Volatilität erschwert IPOs
Fünf Milliarden Impfdosen sind im vergangenen Geschäftsjahr in 1,2 Milliarden Glasfläschchen von Schott geflossen. Aber nicht nur das florierende Pharmageschäft hat das Unternehmen, das zu 100 % der Carl-Zeiss-Stiftung gehört, auf seinem Wachstumskurs getrieben. Auch die Sparten Unterhaltungselektronik und Hausgeräte haben gewichtigen Anteil am Umsatzsprung, der den Mainzern zwischen dem 1. Oktober 2020 und dem 30. September 2021 trotz deutlich negativer Währungseffekte unter anderem wegen der Schwäche des Dollar gelang. Bei steigenden Zinsen und hoher Volatilität stehen die Zeichen derzeit nicht gerade gut für Börsengänge. Trotz der ruhigen ersten Jahreshälfte war der IPO-Markt aber nicht für alle verschlossen. Die Wasserstofffirma Industrie De Nora aus Italien mit einem Emissionserlös von 455 Mill. Euro hat gezeigt, dass es immer noch eine Nachfrage nach sehr vorsichtig bewerteten, durch Eckpfeiler abgesicherten, umfangreichen Börsengängen in den richtigen Sektoren gibt. „Wenn sich das Fenster nach August wieder öffnet, wird der Markt wahrscheinlich weitere Ermutigung durch weitere erfolgreiche Börsengänge sowie eine starke Gewinnspirale benötigen, um wieder in Schwung zu kommen“, sagt Bastian Schiedat von der Bank Berenberg.