Schwache Nachfrage macht Nokia und Ericsson zu schaffen
Schwache Nachfrage macht Nokia und Ericsson zu schaffen
Finnen setzen mehr Hoffnung auf zweite Jahreshälfte – Umsätze im Netzwerkgeschäft fallen zweistellig
hei Frankfurt
Die beiden skandinavischen Telekomausrüster Nokia und Ericsson gehen durch ein Tal der Tränen. Nachdem Ericsson am Dienstag über einen Umsatzrückgang im Kerngeschäft mit Netztechnik von rund einem Fünftel berichtet hatte, offenbarte Nokia am Donnerstag einen Einbruch um 40%. Bei den Finnen rutschte die Sparte sogar in rote Zahlen, mit einem operativen Verlust von 42 Mill. Euro nach einem Gewinn von 137 Mill. Euro in der Vorjahresperiode. Bei Ericsson blieben dagegen im mit Abstand größten Konzernbereich operativ 12,6% hängen. Dies werteten die Anleger als ermutigend; die Ericsson-B-Aktie gewann in Stockholm in zwei Tagen rund 6%. Weil die kleineren Sparten Cloud Software und Services sowie das Enterprise-Geschäft bei Ericsson noch immer Verlust machen, brach der Konzerngewinn im Vergleich zum Vorjahr um zwei Drittel auf 2,6 Mrd. skr (223 Mill. Euro) ein.
Auch für Nokia ging es an der Börse aufwärts. Das Unternehmen profitierte im ersten Quartal stark von Lizenzvereinbarungen für sein Patentportfolio, die nach zähem Ringen verlängert werden konnten und sowohl den Konzerngewinn als auch den Cashflow stützten. Das operative Ergebnis sprang um ein Viertel auf 597 Mill. Euro, der freie Mittelzufluss belief sich infolgedessen auf 1 Mrd. Euro. Bei einem Umsatz von insgesamt 4,7 Mrd. Euro (−20%) schoss der Nettogewinn um 52% auf 438 Mill. Euro in die Höhe. CEO Pekka Lundmark unterstrich derweil, dass Nokia die Kosten sehr schnell angepasst habe und die geplanten Einsparungen von 500 Mill. Euro im laufenden Jahr erreichen werde.
Gute Auftragslage
Nokia plant für die Technologies-Sparte im Gesamtjahr mit einem Gewinnbeitrag von 1,4 Mrd. Euro. Im angestammten Kerngeschäft mit Netztechnik rechnet Lundmark aufgrund eines verbesserten Auftragseingangs zwar mit einer Belebung im zweiten Halbjahr, sodass der Umsatzrückgang im gesamten Turnus auf 15% oder bestenfalls sogar auf 10% eingedämmt werden könne. Die operative Marge wird für die Division aber nur bei 1% bis 4% gesehen. Die Nokia-Aktie zog dennoch um 1,8% an.
Ericsson ist unterdessen für den restlichen Jahresverlauf weniger zuversichtlich als der finnische Rivale. Fredrik Jejdling, Chef der Netzwerkdivision, sagte im Gespräch mit Mobile World Live, die Schätzungen des Marktforschers Dell’Oro, der 2024 für den wichtigen RAN-Markt (Antennentechnik) insgesamt mit einem Rückgang von 4% rechnet, halte er für zu optimistisch. Gleichwohl rechnet auch Jejdling mit einer Stabilisierung der Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte. Der Manager betonte darüber hinaus die Technologieführerschaft, die Ericsson bei Netzwerktechnik zeigen könne. Diese hohe Wettbewerbsfähigkeit des Produktportfolios zusammen mit Sparmaßnahmen habe es ermöglicht, die in der Branche viel beachtete Rohertragsmarge binnen Jahresfrist auf 42,7% von zuvor 39,8% auszubauen.
Ertragsstarke Patente
Nokia konnte unterdessen aufgrund der Ertragsstärke im Patentgeschäft konzernweit eine Rohertragsmarge von 48,6% zeigen. Das Unternehmen, das früher als der schwedische Wettbewerber mit dem Ausbau des Enterprise-Geschäfts begonnen hatte und dort nach früheren Angaben ein sehr gutes Wachstum erzielt, gibt im Quartalsbericht darauf keinen Hinweis.
In Summe ist die Abhängigkeit beider Firmen von den Telekomnetzbetreibern weiterhin groß. Deren Investitionsbereitschaft bleibt aufgrund von Druck auf die eigenen Umsätze und Cashflows vor allem in Europa gering. Andere Regionen fangen dies nicht auf.