Schwarzes Jahr für Smartphone-Hersteller
hei Frankfurt
Geopolitische Krisen und eine hohe Inflation haben Konjunktur und vor allem Konsumneigung im vergangenen Jahr auch in der Smartphonebranche gedämpft. Die Branche muss mit einem Minus von 11 % den Absatzeinbruch des Jahrzehnts hinnehmen, wie der Marktforscher Canalys berichtet. Insgesamt wurden weniger als 1,2 Milliarden Geräte verkauft, im vierten Quartal nur rund 300 Millionen Stück und damit kaum mehr als im Vorquartal, was für die Weihnachtssaison ungewöhnlich ist. Die Lagerbestände seien dank saisonaler Werbekampagnen zwar etwas abgebaut worden, zugleich scheuten Händler jedoch vor neuem Bestandsaufbau zurück, heißt es bei Canalys.
Die stärkeren Auswirkungen von Konjunktureintrübung und Inflation auf niedrige und mittlere Einkommensschichten machten sich in einer deutlich geschwächten Nachfrage nach Einstiegsmodellen und Geräten der mittleren Preisklasse bemerkbar, während sich hochpreisige Smartphones übers Jahr etwas besser verkauften.
Davon profitierte allen voran Apple, die sich im vierten Quartal mit rund 75 Millionen verkauften iPhones an die Spitze des Marktes setzte, obwohl eine schwächelnde Nachfrage und Produktionsengpässe auch dem Kultunternehmen aus Cupertino zu schaffen machten. Apple kam auf einen Marktanteil von 25 % und schob sich damit vor Samsung, die im letzten Vierteljahr einen Absatzanteil von 20 % erzielte, im Gesamtjahr aber auf Platz 1 steht.
Die Plätze 3, 4 und 5 unter den weltweit größten Smartphone-Herstellern bleiben in chinesischer Hand. Xiaomi hält den dritten Platz, obwohl ihr Marktanteil im Schlussquartal aufgrund einer Schwäche im indischen Markt auf 11% abschmierte. Oppo und Vivo brachten es jeweils auf einen Anteil von 10 % beziehungsweise 8 %.
Die Smartphone-Hersteller treten laut Canalys angesichts des schwachen Umfelds im laufenden Jahr auf die Kostenbremse und geben der Profitabilität Vorrang vor dem Umsatz. Die einstige Smartphone-Ikone Huawei ist nicht mehr unter den Top 5. Der Konzern, dessen Smartphone-Geschäft in früheren Jahren ein rasantes Wachstum gezeigt und Samsung als weltweit größten Lizenznehmer der Google-Software Android bedrängt hatte, wurde Opfer einer von den USA angestoßenen Sicherheitskampagne. Huawei steht auf einer schwarzen Liste, so dass es namentlich wichtigen Technologiepartnern in den USA wie Google oder Qualcomm nicht mehr möglich ist, mit Huawei Geschäfte zu machen.
Der Konzern, der auch im etablierten Netzwerkgeschäft mit heftigem Gegenwind kämpft, hatte zuletzt allerdings signalisiert, die schlimmsten Auswirkungen der Kampagne hinter sich gelassen zu haben. Vorläufigen Angaben zufolge sind die Konzernerlöse insgesamt im vergangenen Jahr bei rund 92 Mrd. Dollar stabil geblieben, während im Vorjahr ein Einbruch um 30 % registriert wurde. Dabei soll vor allem die Erholung des Geschäfts mit Smart Devices eine tragende Rolle gespielt haben.