Sein Name ist Hase

Der Fifa-Präsident stellt sich heute trotz Korruptionsskandal mit guten Erfolgsaussichten erneut zur Wahl

Sein Name ist Hase

BZ Frankfurt – Fifa-Chef Joseph Blatter hat im Korruptionsskandal beim Fußball-Weltverband jede persönliche Verantwortung von sich gewiesen und strebt eine fünfte Amtszeit als Fifa-Präsident an. Seine Wahl heute am Fifa-Kongress in Zürich gilt trotz der Verhaftung von mehreren Fifa-Funktionären wegen Korruptionsvorwürfen als ausgemachte Sache, weil Blatter fest mit den Stimmen der mehr als 100 Mitgliedsverbände aus Afrika und Asien rechnen kann. Insgesamt sind Vertreter von 209 Verbänden in Zürich vertreten. Im ersten Wahlgang ist eine Zweidrittelmehrheit erforderlich, im zweiten und dritten Durchlauf genügt Blatter eine einfache Mehrheit, um sich gegen den einzig verbliebenen Herausforderer Prinz Ali bin al-Hussein durchzusetzen.”Ich weiß, dass viele mich für verantwortlich halten (…). Ich kann aber nicht ständig auf alle aufpassen”, sagte Blatter bei der Eröffnung des Fifa-Kongresses nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters. Er räumte einen großen Vertrauensverlust wegen der Korruptionsermittlungen gegen Fußball-Spitzenfunktionäre ein. “Wir müssen morgen damit beginnen, es zurückzugewinnen.” Und offenbar ist Blatter der Meinung, dass das auch mit ihm als Präsident gelingen kann, obwohl er seit 1998 das Gebaren der Fifa verantwortet.Der europäische Verband Uefa blies den ins Auge gefassten Boykott der Wahl ab. Eine große Mehrheit der Uefa-Mitglieder werde aber für Blatters Herausforderer stimmen, sagte Uefa-Präsident Michel Platini. Auch der britische Premierminister David Cameron sprach sich für einen Wechsel an der Fifa-Spitze aus. Langjährige Sponsoren äußerten teils scharfe Kritik, allen voran der US-Kreditkarten-Konzern Visa, der mit einem Ende seiner Geschäftsbeziehung drohte. “Schmach und Schande”Blatter sagte in seiner kurzen Ansprache zur Eröffnung des Fifa-Kongresses, es dürfe keinen Raum für Korruption geben. Die Vorfälle hätten “Schmach und Schande” über den Fußball gebracht. Es müsse mehr dafür getan werden, um sicherzustellen, dass jeder im Fußball sich verantwortungsvoll und ethisch korrekt verhalte. Es war das erste Mal, dass Blatter sich öffentlich äußerte, seit am Mittwochmorgen auf Ersuchen der New Yorker Staatsanwaltschaft Fahnder in Zürich sieben Fifa-Spitzenfunktionäre wegen Korruptionsvorwürfen festnahmen. Darunter sind mit Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo zwei Blatter-Stellvertreter. Blatter selbst wird laut US-Justizministerin Loretta Lynch gegenwärtig nichts vorgeworfen.Innerhalb der Fifa gibt es dennoch erste Anzeichen dafür, dass Blatters Rückhalt bröckelt. Der australische Fußballverband, bislang einer seiner verlässlichsten Befürworter, will für einen Wechsel stimmen. Uefa-Präsident Platini forderte Blatter auf einer kurzfristig anberaumten Fifa-Krisensitzung zum Rücktritt auf. Platini deutete an, die Uefa könnte aus der Fifa ausscheiden, falls es nicht zu großen Veränderungen im Fußball-Weltverband komme.Rückendeckung erhielt Blatter von Russlands Präsident Wladimir Putin, der die USA für ihr Vorgehen kritisierte. Putin sagte, die Festnahmen seien nichts anderes als ein weiterer unverhohlener Versuch der USA, ihren Einflussbereich auf andere Staaten auszuweiten, in denen sie juristisch nicht zuständig seien.Die US-Behörden gehen davon aus, dass bei der Fifa mehr als 150 Mill. Dollar Bestechungsgelder geflossen sind und fordern die Auslieferung der Festgenommenen. Parallel hat die Schweizer Justiz eigene Ermittlungen eingeleitet. Dabei geht es um Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 an Russland und Katar. Geprüft wird nach US-Angaben auch die Rolle namhafter Großbanken. Es werde untersucht, ob ihnen bewusst gewesen sei, dass sie beim Waschen von Schmiergeld geholfen hätten. Aus den USA stehen J.P. Morgan, Citigroup und Bank of America im Fokus, in Großbritannien Barclays, HSBC und die Republic Bank. Gegen keines der Institute gebe es konkrete Anschuldigungen.—– Wertberichtigt Seite 8