Seltsame Blüten

Von Lisa Schmelzer, Frankfurt Börsen-Zeitung, 20.2.2015 Der Erfolg der Fluggesellschaften aus den Golfstaaten treibt nicht nur die Chefs der europäischen Konkurrenten auf die Barrikaden, auch in den USA regt sich Widerstand gegen die aufstrebenden...

Seltsame Blüten

Von Lisa Schmelzer, FrankfurtDer Erfolg der Fluggesellschaften aus den Golfstaaten treibt nicht nur die Chefs der europäischen Konkurrenten auf die Barrikaden, auch in den USA regt sich Widerstand gegen die aufstrebenden Airlines. Doch der treibt manchmal seltsame Blüten: In dieser Woche sagte der Chef von Delta Airlines, Richard Anderson, in einem Interview, für ihn sei es eine “große Ironie”, dass ausgerechnet Airlines von der arabischen Halbinsel staatliche Hilfe für US-Airlines kritisierten – seien doch viele der in die Anschläge vom 11. September 2001 verwickelten Attentäter aus genau dieser Region gekommen und seien diese Anschläge doch Grund für die schlechte wirtschaftliche Verfassung der US-Airlines gewesen.Die Reaktion darauf ließ nicht lange auf sich warten. Der für markige Worte bekannte Chef von Qatar Airways, Akbar Al Baker, sagte, Anderson solle sich schämen, den Terrorismus ins Spiel zu bringen bei dem Versuch, “seine Ineffizienz beim Führen einer Airline zu verschleiern”. Wettbewerber Emirates erklärte, solche Äußerungen ließen die Frage nach der Glaubwürdigkeit Andersons als CEO der weltgrößten Airline aufkommen. Eine Entschuldigung Deltas wurde zurückgewiesen.Der aktuelle Eklat ist lediglich der vorläufige Höhepunkt in einer seit Jahren schwelenden Auseinandersetzung zwischen US-Airlines bzw. ihren europäischen Wettbewerbern auf der einen und den stark wachsenden Golfcarriern auf der anderen Seite. Europäer und Amerikaner wettern gegen angebliche staatliche Unterstützung für Emirates, Qatar und Etihad, die es diesen erlauben, mit Niedrigpreisen in den Wettbewerb zu ziehen. Vergessen zu haben scheinen die Chefs der alteingesessenen Airlines dabei, dass sie selbst vor nicht allzu langer Zeit von Staatshilfe profitiert haben. Gerade die US-Airlines haben sich in den vergangenen Jahren unter Gläubigerschutz nach Chapter 11 gesund saniert – ein Instrument, das es in dieser Form sonst nirgends gibt. Auch europäische Fluglinien haben Hilfe erhalten, unter anderem die Lufthansa bei der Übernahme der Austrian Airlines.Zudem rufen genau diese Fluggesellschaften jetzt wieder nach dem Staat. United, Delta und American Airlines haben die US-Regierung dazu aufgefordert, den Zugang der Golfcarrier zum US-Markt zu beschränken. Lufthansa und Air France-KLM haben bereits Ende vergangenen Jahres ein Schreiben an die EU-Kommission gerichtet mit der Forderung, diese solle sich für fairen Wettbewerb einsetzen. Gemeint sein dürfte das Gleiche: der Ruf nach mehr Protektionismus. ——–Amerikanische und europäische Fluglinien rufen im Kampf gegen die Golf-Airlines nach dem Staat.——-