Dirk Martin

Serviceware hat US-Rivalen im Visier

Nach dem Serviceware-IPO im Jahr 2018 ging die Aktie zunächst auf Talfahrt. Zuletzt hat sich der Kurs etwas erholt. CEO Dirk Martin rechnet nun mit einem höheren Wachstumstempo.

Serviceware hat US-Rivalen im Visier

Von Sebastian Schmid, Frankfurt

„Zum Börsengang hatten wir ehrlich gesagt erwartet, dass unser internationales Wachstum noch schneller geht“, räumt Serviceware-CEO Dirk Martin im Gespräch mit der Börsen-Zeitung ein. „Das hat nun etwas länger gedauert, aber jetzt sind wir auf einem sehr guten Weg, denke ich.“ Ein wenig Überzeugungskraft bei den Investoren muss Martin allerdings noch leisten. Die Serviceware-Aktie notiert aktuell bei 16,85 Euro. Das ist zwar in etwa das Doppelte des absoluten Tiefpunkts, der im März 2020 markiert wurde. Zurück bis zum Ausgabepreis von 24 Euro ist der Weg aber noch immer weit.

Zuletzt konnte das Wachstumstempo zumindest gesteigert werden. Nach einem Erlöszuwachs von 8,8% im Jahr 2020 ist Serviceware mit einer Umsatzsteigerung von 12,1% auf 19,4 Mill. Euro im ersten Quartal ins Jahr 2021 gestartet. Damit geht das Unternehmen mit einem leichten Vorsprung auf das Jahresziel von rund 10% Umsatz­zuwachs in die nächsten Quartale. „Die Auftragspipeline ist gut gefüllt, und ich bin sehr optimistisch für den Rest des Jahres“, erklärt CEO Dirk Martin im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Dass das Wachstum nicht noch kräftiger ausfällt, liegt auch am relativ hohen Anteil von Wartungsumsätzen. „Knapp zwei Drittel unserer Erlöse sind wiederkehrende Erlöse“, sagt Martin. Der reine Cloud-Umsatz (Software as a Service) legte um mehr als ein Viertel zu, die Lizenzerlöse stiegen im Vergleich zum Vorjahresquartal um knapp 18%.

Dass Serviceware weiter Softwarelizenzen offeriert und nicht nur auf die Cloud setzt wie viele Wettbewerber, will Martin beibehalten. „Das ist gerade hier im Markt gegenüber den Amerikanern schon noch mal ein Vorteil“, sagt er. „Wir haben wahrscheinlich sogar mehr Kunden in der DACH-Region als unser großer US-Wettbewerber­ Service Now, auch wenn dieser vielleicht ein paar mehr ganz große Kunden zählt.“ Eine Motivation des Börsengangs 2018 sei gewesen, „mit den großen Amerikanern beim Wachstum mithalten zu können“. Zumindest in Teilsegmenten glaubt sich Serviceware mindestens auf Augenhöhe. „Im Bereich Enterprise-Services-Management-Plattform sehen wir uns in Europa ganz klar als Platzhirsch.“ Die US-Rivalen­ wüssten das und gingen den kleineren Konkurrenten daher auch sehr stark an. Dennoch habe man zuletzt bedeutsame Abschlüsse beispielsweise mit Unternehmen aus den Sektoren Airlines, Finanzen und Gesundheit verbuchen können. „Wir haben während der Krise einen Auftrag­ einer internationalen, nichteuropäischen Fluglinie für unsere Wissensdatenbank bekommen. Das spricht, so denke ich auch, für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Tech­nologie­“, ist Martin überzeugt.

Nach dem Börsengang sei sehr stark in den Ausbau der Entwicklung investiert worden. „Das ging auch auf den Gewinn, aber das zahlt sich mittlerweile aus. Nur um mal eine Zahl zu nennen: Beim IPO hatten wir noch 65 Entwickler, mittlerweile sind es mehr als 130.“ Sehr stark habe das Unternehmen in den Bereich künstliche Intelligenz investiert. „Seit 2019 haben wir eine Partnerschaft mit der TU Darmstadt und haben bereits zwei Teams aufgebaut, die sich voll auf den Bereich KI-Entwicklung konzentrieren.“

Rückstand auf die US-Konzerne habe Serviceware allenfalls noch im Eigenmarketing. „Aber daran arbeiten wir sehr intensiv.“