SGL muss Carbonfaser-Sparte selbst sanieren
SGL muss Carbonfasern nun
in Eigenregie sanieren
Verlust-Sparte steht für ein Fünftel des Konzernumsatzes
hek Frankfurt
Ein Jahr lang hat der Kohlefaserspezialist SGL Carbon „strategische Optionen“ für seinen Verlustbringer Carbonfasern evaluiert. Nun gibt der Wiesbadener Konzern das Ergebnis bekannt: Er wird den Geschäftsbereich im Alleingang restrukturieren. Ein Komplettverkauf sei intensiv geprüft worden, werde aber als nicht mehr realisierbar erachtet, teilt SGL mit. Auch ein Joint Venture war offenbar nicht zu machen.
Marktumfeld „herausfordernd“
Analysten hatten auf einen Verkauf der Problemsparte gehofft. Infolgedessen werten sie die Sanierung in Eigenregie als negative Nachricht. Denn offen bleibt, wie lange die Carbonfasern den Konzern noch belasten. Das verursacht Unsicherheit. Zumal sich der Gesamtkonzern auch im laufenden Jahr einem Marktumfeld gegenübersieht, das als „herausfordernd“ beschrieben wird. Infolgedessen setzt die Deutsche Bank ihr Kursziel für die Aktie von 9 auf 7,40 Euro herab.
Enttäuschend, aber nicht überraschend
Die angekündigte Restrukturierung sei enttäuschend, komme aber nicht überraschend, kommentiert die Investmentbank Stifel, die ihr Kursziel bei 8,40 Euro belässt. An der Börse notiert die Aktie aufgrund des Kursverfalls seit Juni 2024, als ein Hoch von 7,50 Euro erreicht wurde, längst weit tiefer. Am Mittwochnachmittag bewegte sich der Kurs bei 4,06 Euro.
Standortschließungen
Was die Restrukturierung für die laut Stifel sieben Standorte des Geschäftsbereichs im Einzelnen bedeutet, lässt SGL in der Mitteilung offen, kündigt aber bereits an, dass auch Schließungen geplant seien. In Deutschland betreibt die SGL-Sparte Standorte in Willich und Wackersdorf. Auf jeden Fall wird die Restrukturierung teuer: Liquiditätswirksame Sondereinflüsse von 50 Mill. Euro über die nächsten zwei Jahre stehen bereits im Raum.
Ein Fünftel des Umsatzes
Die Carbonfasern lieferten 2024 ein Fünftel des Konzernumsatzes. Sie waren einst der große Hoffnungsträger des ursprünglich auf Grafitelektroden für die Herstellung von Elektrostahl und Kathoden für die Aluminiumindustrie spezialisierten Unternehmens. Doch die Erwartung, dass der Werkstoff aufgrund seines geringen Gewichts zum Zukunftsmaterial für Autokarosserien aufsteigt, lief ins Leere. Auch der Verkauf an Hersteller von Windkrafträdern stockt derzeit.