SGS und Bureau Veritas sondieren Mega-Merger
Milliardenfusion
Prüfkonzerne sondieren Mega-Merger
SGS und Bureau Veritas in Fusionsgesprächen − Aktionäre zeigen keine Begeisterung
dz Zürich
Die beiden führenden Warenprüf- und -Inspektionskonzerne SGS in Genf und Bureau Veritas in Paris evaluieren die Möglichkeiten einer gemeinsamen Zukunft. Die Firmen haben diese Woche Mediengerüchte über Fusionsgespräche bestätigt, deren Ergebnis aber offengelassen. Die Investoren quittierten die Aussicht auf einen Zusammenschluss im Wert von 35 Mrd. Euro zurückhaltend bis ablehnend.
Fragmentierter Markt
An der Six Swiss Exchange haben die Aktien der im Swiss Leader Index der höchstkapitalisierten Unternehmen SGS seit Wochenbeginn über 6% an Wert eingebüßt. Die im Pariser Leitindex CAC 40 enthaltenen Bureau-Veritas-Papiere notieren über denselben Zeitraum nach zwischenzeitlich größeren Schwankungen etwa unverändert. Société Générale Surveillance, wie SGS früher hieß, und Bureau Veritas sind eigentlich prädestiniert für die Heirat. Die beiden Konzerne sind sich in ihrer langen Geschichte als Mittler im maritimen Welthandel mit ursprünglich unterschiedlichen Geschäftsmodellen immer näher gekommen. Seit einigen Jahrzehnten stehen sie sich in einem immer noch stark fragmentierten Weltmarkt als direkte Konkurrenten gegenüber.
Der Markt für Warenprüfungen und Inspektionen, wie sie private Handelsparteien, aber auch staatliche Akteure von Drittanbietern ausführen lassen, wird aktuell auf ein jährliches Umsatzvolumen von über 135 Mrd. Euro geschätzt. An diesem Markt hat SGS einen Anteil von geschätzten 8%, BV einen solchen von 7%. In der gleichen Größenordnung bewegt sich die belgische Labor-Gruppe Eurofins, deren Aktien ebenfalls im CAC 40 enthalten sind. Hinter dem nächstgrößeren Anbieter, der britischen Intertek (Markanteil 5%), ist der Markt zersplittert.
Synergien möglich
Das Potenzial einer Fusion von SGS und BV liegt vor allem bei den Kostensynergien. Die Firmen sind heimliche Riesen. SGS zählt nach eigenen Angaben fast 100.000 Mitarbeitende, die sich weltweit auf 2.600 Büros und Labors verteilen. Das BV kommt mit 83.000 Beschäftigten in 1.600 Büros und Laboren auf einen Jahresumsatz von 5,9 Mrd. Euro (2023). SGS fakturierte im selben Jahr Leistungen im Wert von 6,6 Mrd. sfr. UBS schätzt das Kostensynergiepotenzial auf 400 bis 900 Mill. sfr, warnt aber, dass ein fusionierter Konzern durch den Verlust von Kunden, die eine bessere Diversifizierung ihrer Auftragsnehmer suchen, um bis zu 15 Umsatzprozente kosten könnte.
Der Pariser Broker Alphavalue meinte in einer ersten Analyse, man halte die Fusionsidee alles in allem für gut, aber der Teufel stecke wie immer im Detail. Die Früchte einer Fusion scheinen in der Tat hoch zu hängen, zumal die Idee vor 25 Jahren schon einmal geprüft und verworfen wurde.
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