Fahrradzubehör

Shimano tritt kräftig in die Pedalen

Shimano plant den Ausbau der Fabriken in Singapur und Japan. Auch die Pandemie treibt die Nachfrage.

Shimano tritt kräftig in die Pedalen

mf Tokio

Etwas verspätet reagiert Shimano aus Japan auf die global angesprungene Nachfrage nach Fahrrädern und erweitert die Fertigungskapazität in Asien. Für 20 Mrd. Yen (155 Mill. Euro) errichtet der weltgrößte Komponentenhersteller eine neue Fabrik in Singapur. Zugleich steckt der Konzern weitere 13 Mrd. Yen (101 Mill. Euro) in den Ausbau der japanischen Werke in Osaka und Yamaguchi. Dadurch kann der Zweiradriese unterm Strich den Ausstoß um 50% im Vergleich zum Vor-Pandemie-Jahr 2019 erhöhen. Die Aktie markierte am 12. Juli ein Allzeithoch, der Börsenwert von 2,6 Bill. Yen (20 Mrd. Euro) ist jetzt höher als der von Nissan.

Die Pandemie hat viele Menschen im Westen dazu bewogen, vom öffentlichen Nahverkehr auf das Fahrrad umzusteigen, um das Risiko einer Corona-Infektion zu verringern. Doch viele Hersteller sitzen in China und Taiwan, waren selbst von der Pandemie betroffen und können die Nachfrage bis heute nicht bedienen. Shimano, die in diesem Jahr den hundertsten Geburtstag feiert und den Beinamen „Intel der Fahrradkomponenten“ trägt, gehört zu den Nutznießern des Booms. Schon 2020 legte der Nettogewinn um 22,5% auf 63 Mrd. Yen (488 Mill. Euro) zu. Für 2021 sagt Shimano eine Steigerung um weitere 25% auf 79 Mrd. Yen (612 Mill. Euro) vorher.

Der Ausbauschwerpunkt liegt auf Singapur, weil die dortige, bereits 1973 errichtete Fabrik ohnehin modernisiert werden sollte. Aber wegen der Pandemie fehlten die Bauarbeiter, so dass sich die Inbetriebnahme nun bis Ende 2022 verzögern wird. Dabei setzt der japanische Hersteller auf eine digitalisierte Produktion von Teilen für die hochwertigsten Fahrräder. „Die starke Nachfrage wird mindestens bis nächstes Jahr anhalten“, sagte der neue Konzernchef Taizo Shimano, die sechste Generation an der Spitze des Familienunternehmens, der Finanzzeitung Nikkei. Alle 15 Fabriken weltweit seien voll ausgelastet.

Der Erfolg der Japaner basiert auf dem Verkauf von Sets für Schaltungen und Bremsen. 88% der Einnahmen kommen aus dem Ausland, Europa ist der wichtigste Absatzmarkt. Bei Schaltungen beträgt der Weltmarktanteil 80%, 17 der 23 Teams bei der Tour de France fuhren in diesem Jahr mit Shimano. Doch der Hersteller zögerte mit Investitionen. Zum einen springt der Absatz in China und Indien nicht richtig an. Zum anderen fährt man bei Elektrorädern Bosch hinterher, der Umsatzanteil liegt unter 10%. Für den Übergang von mechanischen zu elektronischen Schaltungen fehlt den Japanern das Know-how des Rivalen in der Produktion von Elektromotoren.