Shop Apotheke lässt Vorsicht bei Prognose walten
ab Düsseldorf
Nach den Verzögerungen bei der Einführung des elektronischen Rezepts (E-Rezept) in Deutschland verschreibt sich Shop Apotheke einer vorsichtigeren Prognosepolitik. Eine Umsatzprognose gibt es nur für das Geschäft mit verschreibungsfreien Medikamenten (OTC) und im Ergebnisausblick wird auf einen äußerst breiten Zielkorridor zurückgegriffen. Konkret wird im neuen Turnus im OTC-Geschäft ein Umsatzplus von 15 bis 25 % ins Auge gefasst, wie CEO Stefan Feltens bei der Bilanzvorlage erläuterte. Zugleich wird für die Umsatzrendite bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im Konzern ein Zielkorridor von −1,5 % bis +1,5 % aufgespannt.
Alles steht und fällt mit dem Zeitpunkt, von dem an das E-Rezept hierzulande verpflichtend wird. Ursprünglich sollte der Startschuss dafür am 1. Januar fallen. Kurz vor Weihnachten sagte das Bundesgesundheitsministerium den Termin kurzerhand ab, ohne einen neuen Termin zu nennen. Die Versandapotheken, die mit der Systemumstellung auf einen Wachstumsschub setzen, hatten sich akribisch auf den lange genannten Termin vorbereitet. Feltens geht weiterhin davon aus, dass die Testphase im zweiten Quartal abgeschlossen wird. Vor der flächendeckenden Einführung müssen 30 000 E-Rezepte über die Telematik-Infrastruktur erfolgreich eingereicht und abgewickelt sein. Bislang sind noch nicht einmal 10 % erreicht.
Dennoch ist Feltens zuversichtlich, dass die Politik „voll und ganz hinter dem E-Rezept“ steht. Zumal das E-Rezept als Basistechnologie für die Digitalisierung des Gesundheitssystems gelte. Die Shop Apotheke habe bislang 85 E-Rezepte verarbeitet. „Bei uns funktioniert der Prozess“, sagte der Manager. Wo das Unternehmen am Jahresende margenseitig landet, hängt entscheidend vom Einführungszeitpunkt des E-Repets ab. Je früher der Startschuss falle, desto weniger wahrscheinlich sei das Erreichen der Gewinnschwelle, denn mit der Einführung gehe ein hoher Marketingaufwand einher, erläuterte Feltens.
Dass dieser Kostenfaktor nicht zu unterschätzen ist, dafür lieferte der abgelaufene Turnus ein anschauliches Beispiel. Aufgrund der Kapazitätsengpässe, die Shop Apotheke in der ersten Jahreshälfte zu schaffen machten, musste im Anschluss weit mehr Geld für Marketing in die Hand genommen werden, um abgewanderte Kunden zurückzugewinnen.
Doch auch das seit Dezember 2020 in Deutschland geltende Rezeptbonusverbot machte der Versandapotheke mit Sitz in den Niederlanden zu schaffen. Abzulesen am Umsatz mit rezeptpflichtigen Medikamenten (Rx), der 2021 um mehr als ein Drittel auf 76 Mill. Euro einbrach.
Dennoch gelang es Shop Apotheke im abgelaufenen Turnus, die Umsatzmilliarde zu knacken. Denn im OTC-Geschäft lief es rund. Hier habe Shop Apotheke signifikant Marktanteile gewonnen, sagte Feltens. Der Konzernumsatz wuchs um 9,5 % auf 1,1 Mrd. Euro. Dabei gab es eine Zweiteilung in den Segmenten: Die Erlöse im internationalen Geschäft wuchsen um annähernd 40 % auf 213 Mill. Euro, im deutschsprachigen Raum (DACH) fiel der Zuwachs mit knapp 4 % auf 847 Mill. Euro dagegen bescheiden aus. Grund dafür war der Einbruch im Rx-Geschäft. Ein fast verdoppelter Verwaltungsaufwand sowie höhere Vertriebskosten drückten das bereinigte Ebitda mit 5 Mill. Euro in die roten Zahlen. Höhere Abschreibungen bescherten letztlich einen Konzernverlust von 74 (i.V. 16) Mill. Euro.
Shop Apotheke | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 1 060 | 968 |
Bereinigtes Ebitda | – 5 | 22 |
Ebit | – 66 | – 1 |
Periodenergebnis | – 74 | – 17 |
Operativer Cashflow | 12 | 18 |
Nettofinanzposition | 11 | 52 |
Börsen-Zeitung |