Energieerzeugung

Siemens Energy baut 7 800 Stellen ab

Siemens Energy reagiert auf den Wandel im Energiemarkt und Marktanteilsverluste mit einem weiteren Stellenabbau. In der Sparte für konventionelle Energieerzeugung wird in dieser dritten Welle bis 2025 jeder neunte Arbeitsplatz gestrichen. Der Konzern will betriebsbedingte Kündigungen und Standortschließungen in Deutschland vermeiden.

Siemens Energy baut 7 800 Stellen ab

mic München

Die Veränderung der Energiemärkte habe sich in den vergangenen zwölf Monaten eher beschleunigt, sagte Christian Bruch, Vorstandsvorsitzender von Siemens Energy, in einer Online-Pressekonferenz anlässlich der Vorstellung der endgültigen Ergebnisse des ersten Quartals (31. Dezember). Vor allem die Energieerzeugung mit Kohle, Gas&Co. sei von großen strukturellen Herausforderungen getroffen: „Wir müssen deshalb jetzt unsere Kosten senken und unser Geschäft in Ordnung bringen.“

Siemens Energy werde daher bis zum Ende des Geschäftsjahres 2025 (30. September) zusätzlich rund 7800 Arbeitsplätze abbauen – davon etwa 3000 in Deutschland und rund 1700 in den Vereinigten Staaten. Zum Vergleich: In der Sparte Konventionelle Energieerzeugung (Gas&Power) arbeiten 67000 Personen, darunter rund 23000 in Deutschland. Insgesamt zählt Siemens Energy 92000 Beschäftigte.

Im ersten Abbauprogramm (PG 2020) hatte Siemens 6400 Stellen (davon 2300 in Deutschland) reduziert und damit 500 Mill. Euro brutto eingespart. Während dieses Vor­haben umgesetzt ist, läuft das zweite Programm noch (GP2020+). Es zielt auf Einsparungen von ebenfalls 500 Mill. Euro brutto mit dem Ab­bau von 2400 Stellen (1100 in Deutschland).

Weniger Sachkosten geplant

Der nun neu geplante Stellenabbau soll dazu beitragen, die Kosten – wie bereits auf dem Kapitalmarkttag im September angekündigt – um 300 Mill. Euro zu senken. Bruch detaillierte im Gespräch mit Analysten, dass 20% bis 25% der gesamten Einsparungen aus den Personalmaßnahmen kämen. Den Großteil bringe damit die Senkung der Sachkosten und das Verbessern interner Abläufe. Der Vorstandschef nannte geringere Beschaffungskosten, niedrigere Sonderbelastungen bei der Projektabwicklung und eine Standardisierung der Produktionsprozesse.

Dem Hinweis eines Analysten, dass die angepeilte Sparsumme von 300 Mill. Euro relativ niedrig sei, weil allein der Stellenabbau die Kosten um 400 bis 500 Mill. Euro senken müsste, entgegnete er mit dem Hinweis, dass auch Gegenwind im Geschäft abgefedert werden müsse. Die Zielsumme von 300 Mill. Euro verstehe sich daher als Nettowert – also saldiert mit Kostenerhöhungen an anderer Stelle. In früheren Programmen dagegen hatte Siemens einen Brutto-Zielwert genannt.

Bruch kündigte an, dass die Umbaukosten in den Geschäftsjahren 2019/2020 bis 2022/2023 kumuliert im mittleren bis hohen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich liegen würden: „Das ist in der Bandbreite dessen, was wir schon prognostiziert hatten.“ Im vergangenen Geschäftsjahr sind in der Sparte Gas&Power bereits 133 Mill. Euro für Restrukturierung ausgegeben worden, so dass ein gewisser Anteil dieser Summe schon für das jüngste Programm ausgegeben wurde und im Gesamtbetrag enthalten ist.

An der Börse rutschte der Kurs der Aktie, die seit der Erstnotierung stark gestiegen ist, bis zum Schluss des Xetra-Handels in einem freundlichen Umfeld um 0,4% auf 31,15 Euro ab.

Bruch nannte unter Verweis auf anstehende Gespräche mit den Arbeitnehmern keine Details, welche Standorte besonders vom Arbeitsplatzabbau betroffen sind und wo im Ausland Fabriken geschlossen werden. Er sagte allerdings, dass drei Viertel der 7800 Stellenstreichungen auf Management, Verwaltung und Vertrieb entfielen. Er begründete dies damit, dass Energy nach der Abspaltung von der Siemens AG ein kleineres Unternehmen sei.

Gewinn steigt stark

Mit Blick auf die Geschäftsaktivitäten sagte er, die dezentrale Energieerzeugung sei in den vergangenen Jahren relativ stabil gelaufen: „Die größten Herausforderungen haben wir sicherlich im großen Gasturbinenbereich.“ Dort werde ein Hauptaugenmerk der Maßnahmen sein.

Bruch räumte im Gespräch mit Analysten ein, dass Siemens Energy in diesem Segment gravierende Marktanteilsverluste hinnehmen musste: „2020 war für uns eine Enttäuschung bei großen Gasturbinen.“ In den vergangenen drei Jahren habe das Weltmarktvolumen zwischen 80 und 90 Einheiten betragen: „Unser Anteil daran ging herunter.“ Alle kämpften, dies im Jahr 2021 zu ändern. Er wolle zurückkommen zu einem vernünftigen Marktanteil. Dies erfordere, auch preislich wettbewerbsfähiger zu werden. In der Vergangenheit vereinte Siemens mehr als 30% des Marktes auf sich.

Den endgültigen Quartalszahlen zufolge schrumpfte der Umsatz des Segments Gas and Power von Oktober bis Dezember um 2,9% auf 4,3 Mrd. Euro. Im gesamten Geschäftsjahr 2020/2021 sollen die Erlöse der unveränderten Prognose zufolge nominal um 2% bis 11% steigen. Ohne Effekte aus Währungsumrechnung hätte das Plus im Startquartal 2,6% betragen. Zwei der drei Bereiche der Sparte (Transmission und Industrial Applications) schrumpften inklusive Währungseffekten.

Trotzdem stieg der angepasste operative Gewinn (Ebita) von 51 Mill. auf 191 Mill. Euro. Finanzvorständin Maria Ferraro verwies nicht nur auf operative Verbesserungen, sondern auch auf drei positive Sondereffekte: Wirkungen aus Sicherungsgeschäften, zurückhaltendes Ausgabeverhalten infolge der Pandemie und Vergleiche mit Kunden. Die zusätzlich um Sondereffekte bereinigte Marge stieg um 1,5% auf 6,2% und landete über dem Zielkorridor 3,5% bis 5,5% für das Geschäftsjahr.

Wertberichtigt Seite 8

Siemens Energy
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal  
in Mill. Euro2020/212019/20
Umsatz65416373
Forschungsaufwand236210
Vertriebs- und Verwaltungskosten 633 704
Ebita1366–74
Ebita-Marge1 (%)5,6–1,2
Finanzergebnis–38–37
Steuern28–79
Gewinn99–195
1) Angepasst und vor SondereffektenBörsen-Zeitung