Siemens zeigt zwei unterschiedliche Gesichter
Siemens stemmt sich gegen die Rezession und die Exportprobleme der deutschen Wirtschaft. Der Konzern will den Umsatz im angelaufenen Geschäftsjahr auf vergleichbarer Basis um bis zu 7% steigern, teilte er anlässlich der Bilanzvorlage für das Geschäftsjahr 2024/2025 (30. September) mit. Als Untergrenze gelten 3%. Gesamtwirtschaftlich erwarte man ein moderates Wachstum, hieß es am Donnerstagmorgen.
Dabei zeigt der Konzern zwei unterschiedliche Gesichter. Smart Infrastructure und Mobility sind im vergangenen Geschäftsjahr mit Erlöszuwächsen von jeweils 9% die Wachstumslokomotiven. Digital Industries ist mit einem Umsatzrückgang von 8% weiterhin von der schwachen Konjunktur gezeichnet.
Gewinnprognose zurückhaltend
Dieses Muster wird der Prognose zufolge auch im laufenden Geschäftsjahr zu beobachten sein. Die Veränderung des Umsatzes von Digital Industries soll sich in einer Bandbreite von –6 bis +1% bewegen. Smart Infrastructure soll dagegen um 6% bis 9% wachsen, Mobility erwartet einen Umsatzanstieg in der Bandbreite zwischen 8 und 10%.
Zurückhaltender als die Umsatzerwartung für den Konzern formuliert Siemens die Gewinnprognose. Das Ergebnis je Aktie vor Effekten aus der Kaufpreisallokation kann auch sinken, und zwar von 10,54 Euro je Aktie (ohne Effekte aus der Siemens-Energy-Beteiligung) auf 10,40 Euro. Allerdings ist auch ein Anstieg auf 11,00 Euro möglich. Dieses Ziel versteht sich ohne Berücksichtigung des Gewinns aus dem Verkauf von Innomotics, der voraussichtlich 2 Mrd. Euro betragen wird.
Rekordgewinn erreicht
Im vergangenen Geschäftsjahr bekam Siemens die Bremsspuren der Konjunktur rund um den Globus deutlich zu spüren. Das Automatisierungsgeschäft sei herausfordernd geblieben, kommentierte Vorstandsvorsitzender Roland Busch. Zugleich zeigte er sich sehr zufrieden mit den Ergebnissen: „In einem erneut erfolgreichen Geschäftsjahr haben wir einen Rekordgewinn erzielt und unsere Strategie konsequent umgesetzt.“ Dabei habe Siemens insbesondere von der anhaltend großen Nachfrage bei der Elektrifizierung, Mobilität und den industriellen Software-Angeboten profitiert.
Der vergleichbare Umsatzanstieg (bereinigt um Währungsumrechnungs- und Portfolioeffekte) betrug im vergangenen Geschäftsjahr lediglich 3%, nachdem im Vorjahr 11% erzielt worden waren und für die Periode 2023/2024 eigentlich ein Wert zwischen 4 und 8% erreicht werden sollte. Der vergleichbare Auftragseingang ging im vergangenen Jahr sogar um 4% zurück.
Die Profitabilität konnte allerdings erneut gesteigert werden. Das Ergebnis je Aktie, bereinigt um Kaufpreiseffekte und Effekte aus der Siemens-Energy-Beteiligung, hatte der Konzern im vergangenen Geschäftsjahr von 9,93 Euro je Aktie auf 10,54 Euro erhöht – inklusive der Siemens-Energy-Effekte sind es 11,15 Euro. Der Gewinn nach Steuern erreichte den Rekordwert von 9,0 Mrd. Euro (im Vorjahr: 8,5 Mrd. Euro).
Smart Infrastructure glänzt
Im operativen Geschäft stieg das Ergebnis um 1% auf 11,4 Mrd. Euro. Die Marge dieses sogenannten Industriellen Geschäfts verharrte auf dem Niveau von 15,5%.
Im angelaufenen Turnus ist die Sparte Smart Infrastructure weiterhin als Ergebnistreiber eingeplant. Sie soll eine Marge von 17 bis 18% erreichen, nachdem sie im abgelaufenen Geschäftsjahr bereits auf den Rekordwert von 17,3% gestiegen war. Die Sparte wird auf ihrem Kapitalmarkttag am 12. Dezember neue Mittelfristziele formulieren. Mobility wird sich der Planung zufolge ebenfalls möglicherweise seitwärts bewegen. Das Ziel beträgt 8 bis 10% nach 8,9% im vorherigen Geschäftsjahr.
Hoher Lagerbestand in China
Die Schwächeperiode der Sparte Digital Industries dagegen wird wie angekündigt auch auf der Ergebnisseite anhalten. Nachdem die Marge im vergangenen Jahr auf 18,9% gesunken ist, peilt das Management nun einen Wert von 15 bis 19% an. Finanzvorstand Ralf Thomas hatte bereits Ende September im Interview der Börsen-Zeitung klargemacht, dass sich die Lagerbestände in China nicht vor dem zweiten Quartal des angelaufenen Geschäftsjahrs normalisieren werden.
Siemens setzte seine Ankündigung um, trotz des 10-Mrd.-Dollar-Kaufs des US-Konzerns Altair die Dividende zu erhöhen. Sie wird demnach von 4,70 Euro je Aktie auf 5,20 Euro steigen. Damit betrage die Dividendenrendite 2,9%, rechnete Thomas vor.