Sixt legt noch einen Schnaps drauf
sck München – Zur Vorlage des Zwischenberichts zum 30. Juni haben sich die Brüder Alexander und Konstantin Sixt in bester Laune gezeigt. Dazu hat die Doppelspitze des gleichnamigen größten deutschen Autovermietkonzerns allen Grund. Das Unternehmen mit Sitz in Pullach bei München hat einen sehr guten Lauf. Umsatz und Gewinn sprudeln.
In der ersten Hälfte des laufenden Jahres verdiente das MDax-Mitglied so viel Geld vor Steuern und erlöste so viel wie nie zuvor in der über 100-jährigen Firmengeschichte. Im zurückliegenden, saisonal bereits starken zweiten Quartal gingen das Geschäft und die Erfolgszahlen durch die Decke.
Vor diesem Hintergrund legte das CEO-Duo mit Blick auf den von diesem erwarteten Jahreskonzernüberschuss vor Steuern noch einen Schnaps drauf. In einer Online-Konferenz mit Journalisten erklärten beide, dass sie nunmehr für 2022 ein Vorsteuerergebnis „am oberen Ende“ der zuvor prognostizierten Bandbreite von 380 Mill. bis 480 Mill. Euro einplanen.
Ende des Booms befürchtet
Das wäre ein neuer Spitzenwert für die Sixt SE nach dem schon sehr guten Vorjahr. Zur Erinnerung: 2021 erzielte der Konzern einen Gewinn (vor Steuern) von 442 Mill. Euro nach dem Corona-Krisenjahr 2020, als seinerzeit ein Defizit von 82 Mill. Euro angefallen war. Doch das ist für die Unternehmensspitze längst Geschichte; ebenso für die Anleger. Doch statt nach den teils über den Schätzungen der Analysten gelegenen Quartalszahlen einen Kurssprung zu verzeichnen, wie es normalerweise der Fall gewesen wäre, stürzte die Stammaktie im Xetra-Handel zeitweise um 8,5% auf 114,70 Euro ab.
Mancher Investor ging wohl nach der Devise „sell on good news“ vor. Denn am Markt dürfte sich herumgesprochen haben, dass diese derzeitige Sonderkonjunktur für die Branche der Autovermieter, von der auch Sixt profitiert, nicht so fortgeschrieben werden kann. Eine befürchtete Rezession könnte das Konsumverhalten deutlich dämpfen, der Tourismus würde darunter leiden. Der Ukraine-Krieg und die hohe Inflation sind Vorboten eines Einbruchs der Weltwirtschaft.
Doch die Sixt-Brüder lassen sich von einem solchen Pessimismus nicht anstecken. Hochkonjunktur herrscht für die Sixt SE auch noch im laufenden Sommerquartal, welches am 30. September endet.
Rückenwind bekommt das Geschäft von einer hohen Nachfrage nach Mietwagen aufgrund eines boomenden Tourismus in der Hauptsaison nach dem Ende der zahlreichen Corona-Lockdowns in den westlichen Industrieländern. Zugleich ist der zur Verfügung stehende Fuhrpark auf der Angebotsseite begrenzt. Dadurch bieten die Anbieter ihre Leihfahrzeuge derzeit zu Mondpreisen an.
Dieser Effekt zeigte sich in den Zahlen von Sixt. Von April bis Juni steigerte der Konzern den Umsatz um nahezu die Hälfte auf 744 Mill. Euro. Nach sechs Monaten verzeichnete das Unternehmen ein Plus von 59% auf 1,35 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Steuern legte derweil überproportional zu. Im zweiten Dreimonatsabschnitt erwirtschaftete Sixt 130 Mill. Euro, einen Zuwachs von zwei Dritteln. Im ersten Halbjahr verbuchte der Konzern einen Gewinn (vor Steuern) von 223 Mill. Euro. Das entspricht dem Dreieinhalbfachen dessen, was Sixt im gleichen Zeitraum des Vorjahres verdiente.
Nach sechs Monaten schnellte die operative Marge um 9,1 Prozentpunkte auf 16,8% hoch – ein weiterer Rekordwert für die Sixt SE.
Sixt | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Umsatz | 1325 | 831 |
Ebit | 239 | 81 |
Finanzergebnis | −16 | −17 |
Ergebnis vor Steuern | 223 | 64 |
Nettoergebnis | 160 | 53 |
Cashflow (brutto) | 482 | 231 |
Eigenkapital | 1773 | 1455 |
in % der Bilanzsumme | 36,4 | 30,8 |
Börsen-Zeitung |