Fußball

Skandal um Juventus Turin weitet sich aus

Der Skandal um den börsennotierten italienischen Fußball-Rekordmeister Juventus Turin weitet sich immer weiter aus. Die Verantwortlichen müssen sich vermutlich im Frühjahr vor Gericht verantworten und auch die Europäische Fußballunion (Uefa) hat ein formelles Ermittlungsverfahren aufgenommen.

Skandal um Juventus Turin weitet sich aus

bl Mailand

Der Skandal um den italienischen Fußball-Rekordmeister Juventus Turin zieht immer größere Kreise. Der bisherige Präsident Andrea Agnelli und zwölf weitere Spitzenmanager bei dem börsennotierten Club müssen sich wohl im Frühjahr vor Gericht verantworten. Ihnen werden jahrelange Bilanzfälschung, falsche Rechnungslegung, fiktive Geschäfte und betrügerische Informationen des Aktienmarkts zur Last gelegt. Die Europäische Fußballuni­on (Uefa) hat ein formelles Ermittlungsverfahren wegen möglicher Verstöße gegen Bestimmungen zur Club-Lizenzierung und die Financial-Fair-Play-Regeln eingeleitet. Damit droht dem Club ein Lizenzentzug beziehungsweise wie vor 16 Jahren ein Zwangsabstieg.

Am Montag war der gesamte Verwaltungsrat des Clubs, der seit 1923 mehrheitlich von der früheren Fiat-Eignerfamilie Agnelli kontrolliert wird, zurückgetreten. Das geschah auf Druck von John Elkann, Familienoberhaupt und sowohl Chef der Familienholding Exor, die etwa 64% der Juventus-Anteile hält, als auch Chairman von Ferrari und Stellantis. Unter Agnellis Führung hatte Juventus zwar neun Meistertitel in Folge gewonnen, aber in den vergangenen drei Jahren auch Verluste von 550 Mill. Euro verbucht und deshalb – 2019 und 2021 – zwei Kapitalerhöhungen über insgesamt 700 Mill. Euro durchführen müssen.

Die Bilanzen sollen geschönt worden sein durch fingierte Verkaufsgewinne aus dem Verkauf von Spielern sowie die teilweise Verschleierung von Verlusten. Besonders gravierend ist, dass es mutmaßlich eine offizielle Rechnungslegung gab, in der ein Teil der Verluste verschleiert worden ist, und eine inoffizielle. Anfang vom Ende war 2018 der Transfer von Superstar Cristiano Ronaldo von Real Madrid zu Juventus, der den Club finanziell völlig überforderte. Spätestens seit Ende 2021 war den Clubverantwortlichen die Gefahr bewusst, weil sich auch die Börsenaufsicht Consob einschaltete. Das geht aus umfangreichem Material hervor, das die Behörden bei Durchsuchungen sicherstellten. Abgehörte Telefongespräche lassen den Schluss zu, dass auch Elkann zumindest auf dem Laufenden war. Auf dessen Betreiben hin trat der Verwaltungsrat zurück. Der neue Präsident Gianluca Ferrero arbeitet an der Erstellung einer neuen Bilanz für das Geschäftsjahr 2021/22 (30.6.). In die manipulierten Spielertransfers sind noch weitere Clubs wie der CFC Genua, Sampdoria Genua, Sassuolo, Pisa, Lucca, Atalanta Bergamo, Empoli und Udinese verwickelt, allerdings in geringerem Maße.

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