Dekarbonisierung als Geschäftsmotor

SMS Group wieder in der Erfolgsspur

Im Zuge der weltweiten Bestrebungen zur Dekarbonisierung der Stahlindustrie ist für die SMS Group ein goldenes Zeitalter angebrochen. CEO Jochen Burg setzt in der Transformation ganz bewusst auf Technologieoffenheit.

SMS Group wieder in der Erfolgsspur

Dekarbonisierung gibt SMS Group Auftrieb

Rasantes Wachstum in Indien – Politik entscheidender Faktor

Mit dem weltweiten Trend zur Dekarbonisierung und Emissionsreduktion in der Stahlindustrie ist für die SMS Group ein goldenes Zeitalter angebrochen. War 2022 schon gut gelaufen, sei der Auftragseingang auch im vorigen Jahr um fast 10% über 5 Mrd. Euro gestiegen, sagte Jochen Burg, der seit Oktober 2023 den auf Metallurgie spezialisierten Anlagenbauers leitet. Zugleich baute SMS den Serviceanteil weiter aus, was der Profitabilität auf die Sprünge half. Zwar ist es bis zu dem Ziel, bis 2027 eine operative Umsatzrendite von 7% zu erwirtschaften, noch ein weiterer Weg – 2023 lag die Marge bei knapp 4%. In diesem Jahr soll zumindest die Marke von 4% geknackt werden.

Burg lässt keine Zweifel am eingeschlagenen Weg aufkommen. Wenngleich der politische Druck zur Dekarbonisierung in Europa am größten sei, handele es sich um einen weltweiten Trend. Während in Europa in der Stahlproduktion über den Bau von Direktreduktionsanlagen die vollständige Klimaneutralität angestrebt werde, könnten und wollten sich andere Regionen nicht gleich von der klassischen Hochofenroute verabschieden. Dort werde eher auf die Reduktion der CO2- Emissionen gesetzt. Mit einer neuen Einblastechnologie ließen sich auch im Hochofen 50 bis 60% der Treibhausgase vermeiden.

Alle schauen auf Europa

Die unterschiedliche Herangehensweise in den Regionen hänge auch mit dem Reifegrad der Märkte zusammen. In Europa, wo noch etwa 50 Hochöfen betrieben würden, sei der Markt gesättigt. Indien dagegen sei ein Wachstumsmarkt. In den kommenden Jahren werde sich die dortige Stahlindustrie verdoppeln, sagt Burg voraus und ergänzt: „In Indien haben wir einen enormen Footprint.“ Von den 14.400 Beschäftigten arbeiteten derzeit 1.700 in Indien. Zum Ende des Jahres sollen es schon mehr als 2.000 sein.

Dennoch seien derzeit alle Augen auf Europa gerichtet. Hier ist die SMS Group gleich an zwei Leuchtturmprojekten zur Dekarbonisierung beteiligt. Zum einen hat sich das Familienunternehmen in Schweden den Auftrag von H2 Green Steel gesichert. Im Norden des Landes wird auf der grünen Wiese ein neues Stahlwerk gebaut, das von Anbeginn mit Wasserstoff betrieben wird und damit CO2-freien Stahl produziert. Zum anderen ging der Auftrag zum Bau der ersten Direktreduktionsanlage von Thyssenkrupp an SMS. Von der weltweiten Signalwirkung dieser Projekte ist Burg überzeugt. H2 Green Steel ist zugleich das Projekt, an dem Burg demonstriert, wie der Serviceanteil ausgebaut werden soll. Dort hat sich SMS auch einen zwölf Jahre laufenden Serviceauftrag gesichert und entsendet dauerhaft 170 Leute in das Stahlwerk.

Geopolitische Risiken bedenken

Wie schnell die Transformation vonstattengehe, hänge letztlich aber von den politischen Rahmenbedingungen ab. „Großprojekte werden rein über die Förderung entschieden“, weiß Burg. Doch das alleine reicht bisweilen nicht, wie jüngst ArcelorMittal zeigte. Obwohl der Stahlproduzent für seine Dekarbonisierungsvorhaben in Bremen und Eisenhüttenstadt milliardenschwere Unterstützung erhält, zögert das Unternehmen mit der Investitionsentscheidung. Der Grund: Die Strom- und Wasserstoffpreise sind in Deutschland nicht wettbewerbsfähig.

Bei der Frage, ob Europa oder Deutschland der richtige Standort für die Roheisengewinnung sei, bringt Burg geopolitische Erwägungen ins Spiel. Sich von der Roheisengewinnung zu verabschieden, hält der SMS-Chef für höchst riskant. „Auch in Europa können wir wettbewerbsfähigen Stahl produzieren“, ist Burg überzeugt und verweist darauf, dass die Politik die Gestaltung der Rahmenbedingungen in der Hand habe.

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