Schienenverkehr

SNCF steuert Rekordergebnis an

Frankreichs Staatsbahn muss mit ihren Ergebnissen die Modernisierung des Schienennetzes und steigende Stromkosten finanzieren. Die Streiks der Kontrolleure im Dezember kommen sie teuer zu stehen.

SNCF steuert Rekordergebnis an

wü Paris

In den vergangenen Wochen hat sie vor allem mit Streiks für Schlagzeilen gesorgt. Dennoch steuert die französische Staatsbahn SNCF offenbar auf ein Rekordergebnis zu. Sie soll 2022 laut Informationen des „Parisien“ einen Gewinn von 2,2 Mrd. Euro einfahren. Das wäre eine Steigerung von 10 % im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019. Das bis dahin höchste Ergebnis hat die SNCF 2017 verbucht, als sie auf einen Gewinn von 1,5 Mrd. Euro kam.

Das Ergebnis für 2022 könnte nach Angaben der Zeitung sogar noch nach oben korrigiert werden, da in ihm noch nicht der Gewinn aus dem Verkauf der Lokomotiven-Leasinggesellschaft Akiem enthalten sein soll, die die SNCF zusammen mit DWS betrieben und im Sommer an die Caisse de dépôt et placement du Québec ( CDPQ ) verkauft hat.

Die guten Zahlen, die im Februar noch bei der offiziellen Präsentation der Ergebnisse für 2022 bestätigt werden müssen, kommen nicht ganz überraschend. Denn die SNCF hat im ersten Halbjahr einen Umsatz von 20,3 Mrd. Euro verbucht, 14 % mehr als im Vergleichszeitraum 2019. Zu verdanken hat sie das vor allem ihrer Logistik- und Frachtsparte Geodis.

Unter dem Strich wies die SNCF in den ersten sechs Monaten ein Nettoergebnis von 928 Mill. Euro aus, nachdem sie im Vorjahreszeitraum noch einen Verlust von 780 Mill. Euro hinnehmen musste. Die Verschuldung verringerte sich von 36,3 auf 24,3 Mrd. Euro, vor allem weil der Staat eine zweite Schuldentranche in Höhe von 10 Mrd. Euro übernommen hat. Ein großer Teil der Ergebnisse dieses Jahres dürfte dazu dienen, die Stromrechnung zu bezahlen. Sie könnte sich 2023 verdreifachen. Die SNCF muss zudem seit vier Jahren 60 % ihrer Gewinne in einen Fonds für die Modernisierung des französischen Schienennetzes einzahlen.

Hohe Streikkosten

Im Dezember haben die Kontrolleure der SNCF viele Fahrgäste zur Verzweiflung gebracht. Denn sie haben mehrmals gestreikt, um höhere Löhne durchzusetzen, zuletzt am Weihnachtswochenende. An manchen Tagen mussten auf einigen Strecken 60 % der TGV-Verbindungen gestrichen werden. Allein der Streik am Weihnachtswochenende wird die SNCF teuer zu stehen kommen, denn sie musste rund 20 000 Fahrgästen ihre Zugtickets ersetzen. Transportminister Clément Beaune schätzt die Kosten des Weihnachtsstreiks deshalb auf 100 Mill. Euro. Um zu vermeiden, dass die Gewerkschaften auch am Silvesterwochenende streiken, hat die Leitung der SNCF Entgegenkommen signalisiert. Das fordern auch Fahrgäste, die ein Monatsabo bei der Bahn für die TGV-Strecke von Tours nach Paris haben. Obwohl sie von den Streiks betroffen waren, haben sie keine Kosten erstattet bekommen. Sie rufen deshalb, inspiriert von einer ähnlichen Bewegung in Großbritannien, dazu auf, im Januar keine Zugtickets zu kaufen. Die SNCF will die Zugpreise am 10. Januar im Schnitt um 5 % erhöhen.