So steht es um die Gesellschaften von Signa Sport
Nachdem in den vergangenen Tagen mehrere Gesellschaften der Signa Sport United Gruppe (SSU) aus dem Firmennetzwerk des österreichischen Unternehmers René Benko Insolvenzantrag gestellt haben, geht es nun um mögliche Zukunftsszenarien. Hintergrund der Insolvenzanträge ist eine gescheiterte Finanzierung. Mitte Oktober hatte die Signa Holding eine Zusage über 150 Mill. Euro an zusätzlichem Finanzierungsvolumen gegenüber der Gesellschaft Signa Sport United N.V. zurückgezogen.
Innerhalb des Firmengeflechts ist Christian Gerloff (Kanzlei Gerloff Liebler) zum vorläufigen Insolvenzverwalter der Dachgesellschaft Signa Sport United NV sowie der Unternehmen Tennis-Point und Internetstores bestellt. Stefan Meyer (Kanzlei Pluta) hat diese Rolle in den Verfahren der Signa Sports United GmbH und der Logistikgesellschaft Publikat inne. Er sagte, die Herauslösung wichtiger operativer Teile der Signa Sport United Group im Rahmen der Investorenprozesse sei "vor dem Hintergrund der engen Einbindung in die Signa Unternehmensgruppe zweifellos eine komplexe und anspruchsvolle Aufgabe".
Die beiden vorläufigen Insolvenzverwalter wollen "angesichts der bestehenden Verflechtung der Gesellschaften" eng zusammenarbeiten, um eine "belastbare Zukunftslösung" und eine bestmögliche Befriedigung der Gläubiger zu erreichen.
Komplexes Signa-Firmengeflecht
Die Gesellschaften bilden ein komplexes Geflecht. Die Signa Sport United N.V., eine Gesellschaft niederländischen Rechts mit Sitz in Berlin, hat kein operatives Geschäft. Ihre Aktien waren seit 2021 an der New York Stock Exchange notiert und sie hat Anfang Oktober das De-Listing angekündigt. Die Aktie, die zu ihren besten Zeiten um die 9 Dollar wert war, war zuletzt zum Pennystock geworden. Die SSU N.V. ist alleinige Gesellschafterin der SSU GmbH.
Die SSU GmbH mit Sitz in Berlin fungiert wiederum als Dach- und Servicegesellschaft für die operativen Gesellschaften der SSU Gruppe, bei ihr sind zentrale Funktionen wie IT, Human Resources und Finanzen angesiedelt. Die Gesellschaft mit rund 185 Beschäftigten hält die Anteile an den Gesellschaften Tennis-Point und Internetstores sowie an insgesamt 31 unmittelbaren und mittelbaren In- und Auslandsgesellschaften.
Insolvenzverwalter suchen Investoren
In den ersten Tagen stand den Verwaltern zufolge im Vordergrund, den Geschäftsbetrieb bei Tennis-Point, Internetstores, der SSU GmbH und der Logistikgesellschaft Publikat zu stabilisieren und fortsetzen zu können. Dazu habe man Gespräche mit Lieferanten, Warenkreditversicherern, Dienstleistern, Gläubigern und Finanzgebern geführt. Bei Tennis-Point und Internetstores laufen die Geschäfte nach Übereinkünften mit den vorläufigen Gläubigerausschüssen weiter, Retouren von Waren seien wieder möglich, heißt es in einer Mitteilung. Stationäre Geschäfte bleiben geöffnet.
In einem nächsten Schritt sollen Investorenprozesse für Tennis-Point und Internetstores aufgesetzt werden, um neue Eigentümer zu finden. Vom Ergebnis der Investorensuche hängt auch der Ausgang der Insolvenzverfahren bei SSU N.V. und SSU GmbH ab. Mehrere Interessenten aus dem In- und Ausland hätten sich bereits gemeldet, teilen die vorläufigen Insolvenzverwalter mit. Eine Investorenlösung, welche die Aktivitäten von Tennis-Point sowie von Internetstores einschließt, sei denkbar, werde derzeit aber "nicht prioritär verfolgt".
Die Beschäftigten aller Gesellschaften erhalten für die Monate Oktober bis Dezember Insolvenzgeld von der Bundesagentur für Arbeit. Bei Tennis-Point arbeiten knapp 400 Menschen, Internetstores zählt etwa 470 Beschäftigte. Bei Publikat arbeiten 300 Personen.