So wenig Pleiten wie seit 15 Jahren nicht
wb Frankfurt – Mit einem leichten Anstieg der Unternehmenspleiten rechnet die Wirtschaftsauskunftei Creditreform für nächstes Jahr. 24 000 bis 25 000 Firmen müssten zum Amtsgericht, schätzen die Marktbeobachter aus heutiger Sicht. Trotz einiger prominenter Fälle sinkt die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland 2014 auf den niedrigsten Stand seit 15 Jahren.Insgesamt gebe es in diesem Jahr 23 800 nach 26 120 Unternehmensinsolvenzen. Der fünfte Rückgang in Folge werde begünstigt vom vergleichsweise einfachen Zugang zu Finanzmitteln, einer positive Ertragssituation im Mittelstand und weitgehender konjunktureller Stabilität. Geopolitische Risiken wie der Ukraine-Konflikt und das Embargo haben bislang keinen Niederschlag in der Insolvenzentwicklung einzelner Branchen gefunden, so Creditreform.Anders lautet die Einschätzung des Kreditversicherers Euler Hermes: Deutsche Unternehmen kämpften zunehmend mit den Folgen der zahlreichen Krisenherde. Zudem machten den exportstarken Deutschen die schwächelnde Konjunktur im Euroraum sowie ein verlangsamtes Wachstum in China zu schaffen. Nach einem Rückgang der Insolvenzen um 6 % auf 24 500 Fälle sollen sie 2015 um 2 % zulegen. Das Risiko von Zahlungsausfällen sei in der Papier- und Transportbranche besonders hoch.Die Insolvenzschäden betragen laut Creditreform in diesem Jahr 26,1 Mrd. Euro und liegen damit leicht unter dem Vorjahreswert von 26,9 Mrd. Euro. Die aktuelle Summe ist im Vergleich der zurückliegenden zehn Jahre niedrig, was auch auf eine geringere Zahl an Großinsolvenzen zurückzuführen ist. Beachtet werden müsse, dass teilweise Forderungen mehrmals oder von mehreren Gläubigern angemeldet würden. Der Höchstwert wurde 2009 mit einem Schadensvolumen von insgesamt 78,9 Mrd. Euro registriert. Im langjährigen Durchschnitt seit Einführung der Insolvenzordnung 1999 betrage das Schadensvolumen 34,8 Mrd. Euro jährlich. Weiterer Schaden könne sich für ehemalige Gläubiger einer Pleitefirma ergeben. Insolvenzverwalter können nach der Neuregelung alle Geschäfte anfechten, für die ein Ratenzahlungsvertrag geschlossen oder das Zahlungsziel anders verlängert wurde. Insolvenzverwalter dürfen das geflossene Geld also von Gläubigern für zehn Jahre zurückfordern. “Die Anfechtungsvoraussetzungen für Fälle vorsätzlicher Benachteiligung von Gläubigern sind gesetzlich nicht hinreichend konkretisiert”, moniert Creditreform.2014 sind weniger Arbeitnehmer von einer Pleite betroffen. Die Zahl liege mit 264 000 um 7,4 % unter dem Vorjahreswert. Die größte Insolvenz betraf die Verlagsgruppe Weltbild, die der katholischen Kirche gehörte, mit 6 800 Beschäftigten. Pleite gingen die Modekette Strauss Innovation, hinter der Finanzinvestor Sun Capital stand, der auch schon Neckermann in die Insolvenz geschickt hatte, der Windpark-Finanzierer Prokon und die Mitteldeutschen Fahrradwerke (Mifa). In erster Linie seien es sehr kleine Firmen mit bis zu fünf Beschäftigten gewesen, die ins Aus geraten. Insbesondere Emittenten von “Mittelstandsanleihen” mussten zuletzt reihenweise Zahlungsunfähigkeit einräumen.Zuletzt war hierzulande 2009 ein Anstieg der Unternehmensinsolvenzen – um 11,3 % auf 32 930 Fälle – registriert worden.