Software One will Rivalen Crayon aus Norwegen schlucken
Software One will Rivalen Crayon aus Norwegen schlucken
Übernahmeangebot vorgelegt – Annahmeschwelle 90 Prozent
Reuters Zürich
Der Schweizer IT-Dienstleister Software One will mit einem Milliardenzukauf in Norwegen kräftig wachsen. Software One bietet den Aktionären der Crayon Group ein Kauf- und Tauschangebot für alle ausstehenden Aktien an, das das norwegische Unternehmen mit rund 1,2 Mrd. sfr bewertet. Je Crayon-Aktie gibt es 0,8233 neue Software-One-Aktien und 69 nkr in bar, wie Software One am Donnerstag mitteilte. Die Offerte basiere auf einer Bewertung von Crayon von 172,50 Kronen pro Aktie, entsprechend liege die Prämie bei 36%.
Annahmeschwelle 90 Prozent
Der Abschluss der Transaktion, der die Software-One-Aktionäre noch zustimmen müssen, wird im dritten Quartal 2025 erwartet. Die Mindestannahmeschwelle beträgt 90% der Crayon-Aktien. Software One und Crayon hatten zuvor Medienberichte bestätigt, wonach die beiden Firmen über einen Zusammenschluss verhandeln. „Dies ist eine einzigartige Gelegenheit, unsere komplementären Geschäfte und hoch qualifizierten Teams zusammenzubringen“, erklärt Software-One-Verwaltungsratspräsident Daniel von Stockar. Nach dem Zusammenschluss werde das Unternehmen in einem 150 Mrd. Dollar schweren Markt positioniert sein, der durch Trends wie die verstärkte Nutzung von Clouds, Daten und Künstlicher Intelligenz (KI) sowie Datensicherheit im mittleren zweistelligen Prozentbereich wächst.
Zur Finanzierung will Software One eine Kapitalerhöhung vornehmen und bis zu 72 Millionen neue Aktien ausgeben, entsprechend bis zu 32% des Aktienkapitals. Die Bar-Komponente des Angebots soll durch einen Überbrückungskredit von 700 Mill. sfr finanziert werden.
Kosten sollen sinken
Das kombinierte Unternehmen erwartet bis 2026 einen Anstieg des Gewinns pro Aktie von rund 25% und von über 40% unter Ausschluss von Implementierungskosten. Die laufenden Kosten sollen innerhalb von 18 Monaten nach Abschluss der Transaktion um 80 Mill. bis 100 Mill. sfr gesenkt werden – zusätzlich zu den von Software One bereits angekündigten Kosteneinsparungen von über 50 Mill. sfr. Auf Pro-forma-Basis belief sich der Umsatz des neuen Unternehmens in den zwölf Monaten bis September auf rund 1,6 Mrd. sfr.
Der gemeinsame Betriebsgewinn (Ebitda) erreichte, bereinigt um Sonderfaktoren, etwa 334 Mill. sfr. In Summe werden rund 13.000 Mitarbeitende beschäftigt.
Der Deal wird von den Verwaltungsräten beider Unternehmen einstimmig unterstützt. Crayon soll zwei Kandidaten als zusätzliche Mitglieder in das fusionierte Unternehmen entsenden, operativ geführt wird der Konzern künftig von Software-One-Chef Raphael Erb und Crayon-Chefin Melissa Mulholland zusammen. Der Firmensitz soll in Stans in der Schweiz sein.
Geografisch gute Ergänzung
Software One hilft Firmen, die Software von anderen Anbietern wie Microsoft, SAP oder Adobe einzukaufen und zu verwalten. Geografisch ergänzen sich die beiden Unternehmen gut. Software One ist vor allem in den deutschsprachigen Ländern stark, Crayon in Skandinavien. Im Schlüsselmarkt USA dürfte Software One einem Experten zufolge aber auch nach einem möglichen Crayon-Kauf schwächeln.
Software One hält früheren Angaben zufolge seit Monaten selbst Ausschau nach einem Käufer, der die Firma von der Börse nehmen könnte. Die Gespräche mit den Kaufinteressenten gestalteten sich angesichts des derzeitigen Geschäftsumfelds allerdings schwierig, hatte Software One im November eingeräumt. Zwei mit der Sache vertraute Personen sagten kürzlich, ein Verkauf sei auch bei einer Crayon-Übernahme weiterhin eine Option.
Im Fokus von Finanzinvestoren
Um den IT-Dienstleister neu aufzustellen, wollten die Gründungsaktionäre Software One im vergangenen Jahr zusammen mit dem Finanzinvestor Bain von der Börse nehmen. Doch der Verwaltungsrat lehnte das unverbindliche Angebot von rund 3 Mrd. sfr ab und kündigte einen Alleingang an. Damit stieß Software One bei den drei Gründungsaktionären, die zusammen 29% an der Firma halten, auf Widerstand. Diese wechselten in der Folge den Verwaltungsrat aus und brachten einen Verkauf wieder auf das Tapet. Im Juli berichtete Reuters, dass Bain und zwei andere Finanzinvestoren – CVC und Apax – erneut ein Auge auf Software One geworfen haben.