Spekulationen über Zukunft von Sky Deutschland
Von Joachim Herr, Unterföhring
Die Zahl der Streamingdienste wächst. Am 8. Dezember zum Beispiel startet Paramount+ in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Doch Elke Walthelm nimmt an, dass der Trend eines Tages bricht: „Ich wäre nicht überrascht, wenn es irgendwann auch wieder eine Konsolidierung gibt“, sagt die Programmchefin von Sky Deutschland.
Noch ist es eine Vermutung. Auch Sky ist in diesen Tagen Ziel von Spekulationen. Dazu will sich Walthelm aber nicht äußern. In der Medienbranche ist es ein offenes Geheimnis, dass Comcast den Verkauf des Pay-TV-Geschäfts in Deutschland erwägt. 2018 hatte der US-amerikanische Kabelnetzbetreiber die Sky-Gruppe für 39 Mrd. Dollar gekauft. Sky Deutschland könnte laut Bloomberg mit 1 Mrd. Euro bewertet werden.
Comcast hat die M&A-Beratung PJT Partners beauftragt, die Möglichkeiten für einen Verkauf von Sky Deutschland auszuloten. Ob es dann so weit kommt, ist freilich offen. Es gab schon bessere Zeiten im M&A-Markt. Auf der Spekulationsliste der Käufer stehen etwa Dazn, Vivendi in Frankreich, Viaplay in Skandinavien, Warner Bros. Discovery und neuerdings auch ProSiebenSat.1, der Nachbar von Sky im Münchner Vorort Unterföhring.
Redselig wird Walthelm, wenn es um das Angebot von Sky für die Kunden, das Bezahlfernsehen und Streamingdienste geht. „Die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Inhalten wird größer, und die Menschen sind bereit, für diese Qualität Geld auszugeben“, sagt sie. Netflix habe geholfen, die Denkweise zu verändern. „Das hat dazu beigetragen, den Gesamtmarkt neu zu entwickeln.“
Die Corona-Pandemie gab dem Fernseh- und dem Streamingmarkt vor allem anfangs einen Schub. Wie sich das auf die Abonnentenzahlen von Sky Deutschland damals auswirkte und ob sie danach zurückgingen, ist von Walthelm nicht zu erfahren. Geschäftszahlen gibt Comcast nur für die gesamte Sky-Gruppe an. Als diese noch börsennotiert war, wurde 2017 die Abonnentenzahl auf 5 Millionen in Deutschland beziffert.
Mehr als Fußball
In der Branche heißt es, Sky verliere Abonnenten, seit nicht mehr alle Spiele der Fußball-Bundesliga gezeigt werden. Dazu sagt die Programmchefin: „Mit dem Rechtepaket für die Samstagsspiele inklusive dem Topspiel der Woche sind wir sehr zufrieden.“ Dass die Kunden auch die Spiele am Freitag und Sonntag, die Dazn überträgt, für einen Vorteilspreis sehen könnten, komme gut an.
Zudem betont Walthelm: „Wir setzen schon lange nicht mehr alle Karten auf Fußball, sondern haben ein sehr breit gefächertes Sportangebot.“ Neue Kunden habe Sky gewonnen, da alle Rennen der Formel 1 exklusiv gezeigt werden. Auf RTL sind seit 2021 im Jahr nur noch vier der Veranstaltungen der höchsten Motorsportklasse live zu sehen.
Welche Folgen die hohe Inflation und das stark verschlechterte Konsumklima für die Zahlungsbereitschaft haben, ist noch offen. Das Management von Netflix etwa befürchtet Auswirkungen auf die Abonnentenzahlen. Walthelm kann eine solche Tendenz bisher nicht erkennen: „Es ist zu früh zu sagen, auf was Konsumenten verzichten werden. Die Zahlungsbereitschaft für gute Unterhaltung ist nach wie vor da.“ Auch die aktuellen Preiserhöhungen für Kunden, deren Verträge auslaufen, wirkten sich nicht aus, behauptet sie: „Die Kunden verstehen, dass attraktive Inhalte ihren Preis haben. Viele sagen, das ist es mir wert.“ Für attraktive Inhalte müssen die Anbieter angesichts der wachsenden Konkurrenz und auch wegen der hohen Inflation immer mehr Geld in die Hand nehmen. Wie viel, gibt Walthelm nicht preis. „Wir investieren von Jahr zu Jahr mehr“, sagt sie nur. „Dabei produzieren wir jährlich in etwa sechs deutschsprachige Serien selbst.“
Vor allem Dokumentationen würden wegen der hohen Nachfrage, wie Kundenumfragen bestätigten, verstärkt angeboten. „Die Qualität von Dokus ist heute viel höher“, meint Walthelm. „Das Storytelling hat sich verändert: Es geht jetzt um eine smarte Kombination von Information und Entertainment.“
Geschichten gefragt
Als weitere Entwicklung macht sie eine weiter wachsende Bedeutung des Streamings aus, vor allem für jüngere Zuschauer. „Der Trend geht deutlich zu mehr Nichtlinearität, aber ich glaube, dass auch lineares Fernsehen noch lange Bestand haben wird – solange es eine Nachfrage nach News, Entertainment und Sport gibt.“ Die Voraussetzungen dafür sind aus ihrer Sicht gut: „Unterhaltung wird immer ein Bedürfnis bleiben, die Menschen wollen Geschichten erzählt bekommen.“