Spitzenvereine werden immer teurer
Mindestens 51 Mill. Euro kassiert Juventus Turin künftig je Saison von Adidas. Die Gegenleistung: Der italienische Meister kickt weiter in Trikots mit dem Drei-Streifen-Logo. Es gibt aber noch teurere Ausrüsterverträge, etwa von Nike mit dem FC Barcelona. Auch Real Madrid und Borussia Dortmund wollen mehr Geld. Von Joachim Herr, MünchenDie Preise steigen und steigen. Topvereine im europäischen Fußball können immer mehr Geld von ihren Ausrüstern verlangen. Der Trend geht schon seit einigen Jahren zu einer Verdoppelung der Sponsoringbeträge oder mehr, wenn Verträge verlängert oder von Konkurrenten überboten werden. Jüngstes Beispiel ist Juventus Turin mit Superstar Cristiano Ronaldo. Juve, der italienische Meister der vergangenen sieben Spielzeiten und klare Tabellenführer in der aktuellen Saison, hat seinen alten Sponsoringvertrag mit Adidas vorzeitig beendet und einen neuen mit aus seiner Sicht wesentlich besseren Konditionen abgeschlossen.Für die acht Spielzeiten von 2019 bis 2027 zahlt Adidas dem norditalienischen Verein laut Pressemitteilung insgesamt mindestens 408 Mill. Euro. Je nach sportlichem Erfolg und Umsatz mit den schwarz-weiß-gestreiften Juve-Trikots gibt es von Adidas noch mehr. Pro Jahr macht das mindestens 51 Mill. Euro. Bisher kostet es nach früheren Angaben 31,5 Mill. Euro, dass die Juve-Spieler die drei Streifen von Adidas auf ihrer Berufskleidung tragen.Andere Spitzenklubs sind in der sich schnell drehenden Spirale der Gagen von den Sportartikelkonzernen schon weiter. Der FC Barcelona erhält von 2018 bis 2026 von Nike je Saison und je nach Erfolg 105 Mill. bis 155 Mill. Euro. Für Real Madrid soll es von 2020 an für zehn Jahre mindestens jeweils 110 Mill. Euro vom langjährigen Sponsor Adidas geben. Das berichtete vor zwei Monaten die spanische Sportzeitung “Marca”, eine Art Haus-und-Hof-Blatt des Vereins. Verglichen mit den angeblich bisher 52 Mill. Euro wäre es mehr als das Doppelte. “Marca” schrieb, auch der große und der kleine amerikanische Konkurrent, Nike und Under Armour, hätten versucht, Real für sich zu gewinnen.Ob Nike trotz der großen Rivalität von Barcelona und Real tatsächlich beide Klubs ausstatten würde, ist allerdings fraglich. Hinzu kommt, dass auch der Stadtrivale Atletico in Trikots von Nike kickt. Und dass sich Real mit der im Fußball kleinen Marke Under Armour zufriedengäbe, ist ebenso zweifelhaft. Real Madrid vermisst RonaldoInzwischen dürfte die Verhandlungsposition von Real Madrid etwas geschwächt sein. Nach 18 Spieltagen liegt der Verein, der zuletzt dreimal in Folge die Champions League gewann, zehn Punkte hinter Tabellenführer und Titelverteidiger Barcelona nur auf dem fünften Platz. Ohne Cristiano Ronaldo läuft es für Real nicht mehr so gut. Dagegen könnte Juve vom Wechsel des Portugiesen nach Turin auch in den Verhandlungen mit Adidas profitiert haben.Der Sportartikelkonzern konzentriert sein Fußballsponsoring als Teil des Marketings auf die großen Vereine und einzelne Stars wie Lionel Messi, die in weiten Teilen der Welt bekannt sind und fast überall Fans haben. Im Portfolio sind auch der FC Bayern München (60 Mill. Euro je Saison) und Manchester United (75 Mill. Pfund). Die Verträge mit Bayer Leverkusen und Schalke 04 wurden dagegen nicht mehr verlängert. Dort kamen Jako (Leverkusen) und Umbro (Schalke) zum Zug.In der englischen Premier League wechselte der FC Chelsea vor eineinhalb Jahren von Adidas zu Nike. Doch bald schließt die Marke mit den drei Streifen die Lücke in London – eine der sechs Städte in der Welt, denen Adidas im Konzernmarketing eine Schlüsselrolle gibt: Von der kommenden Saison an spielt der FC Arsenal in Trikots und Hosen von Adidas. Das Unternehmen setzte sich gegen den kleineren Nachbarn Puma durch, der die “Gunners”, wie der Klub genannt wird, seit 2014 als Nachfolger von Nike ausrüstet.Für Puma ist es das teuerste Einzelengagement im Sponsoring, doch im Wettbewerb mit den zwei Branchengiganten Nike und Adidas war es zu wenig. Englische Medien berichten, Arsenal erhalte künftig 60 Mill. Euro je Saison – doppelt so viel wie bisher von Puma.Unterhalb der absoluten Spitze gewann Puma jedoch Vereine für sich: Seit dieser Saison tragen die Spieler von Borussia Mönchengladbach, Dritter nach der Bundesliga-Hinrunde, wie zu den Zeiten von Günter Netzer und später Lothar Matthäus wieder die Raubkatze auf der Brust. In Italien kam der AC Mailand hinzu, in Frankreich Olympique Marseille. Nur ein Gerücht ist bisher, dass Manchester City einen Wechsel von Nike zu Puma erwägt. Gespräche mit DortmundDer Topklub für Puma ist Borussia Dortmund, Tabellenführer der Bundesliga. Allerdings hält der Verein den Ausrüstervertrag, der noch bis 2022 läuft, längst für viel zu niedrig dotiert. Seit einiger Zeit gibt es Gespräche, ob und wie es weitergeht. Das Sportartikelunternehmen hätte als Partner und Aktionär des börsennotierten Klubs (Anteil 5 %) wohl Chancen für eine Verlängerung des 2012 gestarteten Engagements. Doch für einen einstelligen Millionenbetrag in der Saison – zumindest anfangs sollen es nur 6,25 Mill. Euro gewesen sein – wird das nicht mehr zu haben sein.