Sportligen hoffen auf Erlöse und Aufmerksamkeit
Von Stefan Paravicini, Berlin
Der Boom von digitalen Wertmarken auf Basis der Blockchain-Technologie als Sammlerstücke für Sportfans hat auch den deutschen Profisport erreicht. Ende Januar erzielte ein sogenanntes Non-Fungible Token (NFT) des norwegischen Stürmerstars Erling Haaland von Borussia Dortmund in einer Versteigerung auf der NFT-Plattform Sorare einen Preis von gut 600 000 Euro. Es ist der mit Abstand höchste Preis, den ein NFT auf der Plattform bisher erzielt hat und der vorläufige Höhepunkt der vor vier Monaten verkündeten Partnerschaft zwischen Sorare und der Deutschen Fußball Liga (DFL). Aber auch andere Sportarten in Deutschland wollen den NFT-Boom nutzen, um neue Erlösquellen zu erschließen und im Kampf um die Aufmerksamkeit der Fans trotz Corona-Pandemie Boden gut zu machen.
„NFTs sind eine hochspannende Zukunftstechnologie, die an Bedeutung gewinnt“, erklärt Robert Klein, CEO der DFL-Tochtergesellschaft Bundesliga International, die Zusammenarbeit mit Sorare. „Für die Clubs individuell und die Liga als Ganzes eröffnet sich durch die Zusammenarbeit eine weitere Erlösquelle und zugleich eine zusätzliche Plattform für spannende Produkte, die für noch mehr Sichtbarkeit der Liga sorgen.“ Den ersten Schritt in Richtung NFTs hatte die DFL im August mit dem langjährigen Partner Topps gemacht. Seit Anfang Oktober ist Sorare bis einschließlich der Saison 2022/23 Offizieller Partner der Bundesliga und 2. Bundesliga. Aber auch mit Topps will die DFL weitere NFT-Kollektionen umsetzen. Die 3. Liga kooperiert derweil mit dem Berliner NFT-Start-up Fanzone, das auch Partner des Deutschen Fußball Bundes (DFB) ist und zusammen mit dem Deutsche Olympischen Sportbund (DOSB) gerade eine NFT-Kollektion zu den Olympischen Winterspielen in Peking lanciert hat.
„Die Partnerschaft mit der Bundesliga ist ein Meilenstein für uns sowie Sport-NFTs insgesamt – und bislang ein voller Erfolg“, sagt Nicolas Julia, Mitgründer und CEO der 2018 gestarteten Sorare, die in der jüngsten Finanzierungsrunde im Herbst eine Bewertung von mehr als 4 Mrd. Dollar erzielt hat. Ende Januar verzeichnete Sorare schon mehr als 150000 Trades mit Bundesliga-NFTs. Die Bundesliga zähle damit zu den stärksten Ligen auf der Plattform. Zu den am meisten gehandelten digitalen Wertmarken gehörten neben Erling Haaland die Torjäger Robert Lewandowski (München) und Patrik Schick (Leverkusen) sowie die Nachwuchsstars Florian Wirtz (Leverkusen) und Jamal Musiala (München). Die Fans von Eintracht Frankfurt sind ebenfalls emsig. Den höchsten Preis eines Adlerträgers hat ein NFT von Filip Kostic erzielt, das im Dezember für 14225 Euro den Besitzer wechselte. Wie viel von den Auktionserlösen für die digitale Wertmarke von Bundesligaprofis jeweils bei Sorare, der Liga und dem Verein hängen bleibt, lässt Sorare auf Anfrage offen.
Auch die Handball-Bundesliga (HBL) will vom NFT-Boom profitieren. „Die HBL GmbH sieht in NFTs eine relevante Gelegenheit, die Verbindung zwischen dem Profihandball als ‚Content-schaffende‘ Instanz und den Fans zu stärken“, heißt es bei der Liga. Spätestens zu Beginn der kommenden Saison werde man „das eigene Ökosystem“ dahingehend ausbauen, heißt es auf die Frage nach geplanten Partnerschaften. Zusätzlich zu dem Bundesligaspielbetrieb sehe man die Europameisterschaft 2024 im eigenen Land und die Weltmeisterschaft 2027, die ebenfalls in Deutschland stattfindet, als Treiber für das Thema. Die Vereine gehen voran: Die SG Flensburg-Handewitt startete im August als erster Handballclub weltweit eine Kooperation mit Fanzone, die NFTs des Bundesligavereins anbietet.
Ähnlich sieht es in der Basketball-Bundesliga (BBL) aus. Die „Riesen“ aus Ludwigsburg haben im Januar zusammen mit Fanzone die erste NFT-Kollektion auf den Markt gebracht, die Liga muss sich noch sortieren. „Auch wir sind innovativ unterwegs und daher sind NFTs für die Basketball-Bundesliga eine interessante digitale Zukunftstechnologie, mit der wir uns natürlich auseinander setzen“, heißt es auf Anfrage. Konkrete Pläne gibt es noch nicht oder sind noch nicht spruchreif.
Eishockey steht an der Bande
„Wir beobachten die Themen aktuell mit Nachdruck. Eine finale Entscheidung, wie wir als Liga mit dem Thema umgehen werden, haben wir aber noch nicht abschließend getroffen“, heißt es bei der Deutschen Eishockey Liga (DEL), die mit zu den Top 3 hinter den Profi-Fußballligen in Deutschland zählt. Die Volleyball-Bundesliga kann dem Thema derzeit nur wenig abgewinnen. „Nein, es gibt diesbezüglich keine Kooperationsabsichten“, heißt es zur Frage nach geplanten NFT-Projekten.