Short-Attacke

S&T schaltet Deloitte als Gutachter ein

Mit einer 13 Seiten langen Stellungnahme kontert S&T die Vorwürfe des Leerverkäufers Fraser Perring. Der Wirtschaftsprüfer Deloitte wird mit einer Überprüfung beauftragt. Zudem installiert die IT-Firma einen Chief Compliance Officer.

S&T schaltet Deloitte als Gutachter ein

hek Frankfurt – Zwei Wochen nach Bekanntwerden massiver Vorwürfe des britischen Shortsellers Fraser Perring reagiert das österreichische IT-Unternehmen S&T mit einer detaillierten Erwiderung auf einzelne Kritikpunkte. „Unsere Stellungnahme zeigt, dass Viceroy Research in ihrem Report zahlreiche weitreichende Fehleinschätzungen getroffen hat, die einer objektiven Prüfung nicht standhalten“, zitiert die auf das Internet der Dinge (IoT) ausgerichtete Gesellschaft ihren CEO Hannes Niederhauser in der Mitteilung.

Das Management schaltet nun die Wirtschaftsprüfungsfirma Deloitte als externen Gutachter ein, der eine forensische Prüfung der Anschuldigungen vornehmen soll. Ziel einer solchen Untersuchung ist, kriminelle Handlungen auszuschließen bzw. zu identifizieren und zu analysieren. Zudem sucht der Aufsichtsrat einen unabhängigen Experten für den Vorstand, der sich als Chief Compliance Officer um Recht, Compliance und Corporate Governance kümmert und die Untersuchung koordiniert.

Bereits angekündigt hat S&T den Wechsel des Abschlussprüfers. Der Aufsichtsrat schlägt vor, dass ab dem Geschäftsjahr 2022 KPMG die Bücher unter die Lupe nimmt. Bisher ist Ernst & Young mit der Abschlussprüfung beauftragt; die Gesellschaft steht aber wegen des Wirecard-Skandals unter Beschuss. KPMG sei aus einer zweistufigen Ausschreibung in den vergangenen Monaten als Bestbieter hervorgegangen. Am 7. Dezember, also vor Veröffentlichung der Viceroy-Vorwürfe, habe der Aufsichtsrat beschlossen, der nächsten Hauptversammlung KPMG als neuen Abschlussprüfer vorzuschlagen.

Das Deloitte-Gutachten soll vor allem den von Perrings Researchfirma Viceroy monierten außerbilanziellen Strukturen und Rechts- und wirtschaftlichen Risiken aus angeblichen Ermittlungen gegen S&T-Tochterunternehmen nachgehen. Den Abschluss der Untersuchung erwartet S&T im ersten Quartal 2022. Einige Sachverhalte lägen mehr als zehn Jahre zurück und beträfen Unternehmen in vielen verschiedenen Ländern. Man sei überzeugt, dass die Deloitte-Prüfung bestätigen werde, dass die Vorwürfe unbegründet seien. Die Ergebnisse würden veröffentlicht, sobald der Bericht vorliege.

Der Mitte Dezember veröffentlichte Viceroy-Report hält S&T vor, Tochterfirmen in einer außerbilanziellen Struktur zu verstecken, um Betrug zu verbergen. Die Geschäftsleitung habe diese Risiken vor den Aktionären verborgen. S&T drohten daraus „immense Konsequenzen“. Bei dem Unternehmen, das seinen Sitz in Linz hat, handele es sich um eine Anhäufung von minderwertigen, arbeitsintensiven IoT-Aktiva, die häufig im Rahmen von Notverkäufen erworben worden seien. Der Vorstand entgegnet, die genannten Firmen in Moldawien, der Ukraine und China seien vor langem verkauft worden und hätten keine wesentlichen Geschäftsbeziehungen mehr zu S&T.

Aktie profitiert nur kurz

Die Vorwürfe von Viceroy lösten einen Kurssturz um etwa ein Drittel aus, von dem sich die im SDax vertretene Aktie nur zum Teil erholt hat. Die Meldung über die Einschaltung von Deloitte half dem Kurs am Dienstag nur kurz. Das Papier beendete den Handel mit 4,6% Kursverlust. Viceroy hatte S&T als überbewertet bezeichnet. Als Shortseller profitiert Perring vom Kursverfall. S&T bringt rund 1 Mrd. Euro Börsenkapitalisierung auf die Waage. Perring findet am Kapitalmarkt große Aufmerksamkeit, die er vor allem seiner Attacke auf den einstigen Börsenstar Wirecard verdankt. Der Bilanzskandal um den Zahlungsabwickler endete in der Insolvenz. Andere Angriffe liefen aber weitgehend ins Leere. Zuletzt sorgte Perring mit seiner Attacke auf den Wohnimmobilienkonzern Adler Group für Furore.

Das zu Jahresbeginn gestartete Programm zur Erhöhung von Vertrauen und Transparenz werde fortgesetzt, versichert Niederhauser. So soll die Komplexität der Unternehmensstruktur weiter verringert werden. Zudem wird ein Verkauf der IT-Servicesparte geprüft. „Operativ befinden wir uns weiterhin im erwarteten Rahmen und halten an unserer Prognose für das laufende Geschäftsjahr fest“, sagt der CEO. Seit Anfang 2016 hat S&T 30 Akquisitionen abgeschlossen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.