Staat bleibt Aktionär von Air France
wü Paris
Die Coronavirus-Krise hat bei der französischen Agentur für Staatsbeteiligungen (Agence des participations de l’État, APE) zu einem Umdenken geführt. Hatte sie sich zu Beginn der Amtszeit von Präsident Emmanuel Macron 2017 eigentlich das Ziel gesteckt, sich nur noch auf die wesentlichen, strategisch wichtigen Beteiligungen zu konzentrieren, musste Frankreich nach Ausbruch der Pandemie vielen Unternehmen zu Hilfe eilen, allen voran Air France, Renault und SNCF. APE-Chef Martin Vial bereitet deshalb gerade einen neuen Strategieplan vor, den er dem künftigen Staatsoberhaupt nach den Präsidentschaftswahlen im Frühjahr überreichen will.
Das Portfolio der von der APE verwalteten Beteiligungen an 83 Unternehmen war laut dem gerade vorgestellten Jahresbericht zuletzt fast 125 Mrd. Euro wert. Von der Bewertung her hat es sich zwar wieder erholt, aber nicht so stark wie der französische Leitindex CAC 40. Wegen der Covid-Krise hat der französische Staat im letzten Jahr zudem lediglich 300 Mill. Euro an Dividenden eingenommen – die geringste Summe der letzten zehn Jahre. Zum Vergleich: Im Vorkrisenjahr 2019 hatte er noch 2,3 Mrd. Euro an Dividenden erhalten.
Unterstützung für Firmen
In Zukunft dürfte die Beteiligungsagentur versuchen, sich einerseits darauf zu konzentrieren, die längerfristig von der Krise getroffenen Unternehmen weiter zu unterstützen. Andererseits dürfte die Wahrung der wirtschaftlichen Unabhängigkeit Frankreichs eine stärkere Rolle bei den Beteiligungen spielen, genau wie Umweltaspekte und die Digitalisierung. Gleichzeitig zwingen die Auswirkungen der Krise auf einige Branchen den Staat, betroffenen Unternehmen längerfristig unter die Arme zu greifen.
Deshalb stehe es nicht zur Debatte, sich aus dem Kapital von Air France-KLM zu verabschieden, erklärt APE-Chef Martin Vial. Der französische Staat hält 28,6% des Kapitals der Airline-Gruppe. Er werde seine Rolle als Aktionär auch weiter spielen und sich an möglichen neuen Kapitalmaßnahmen beteiligen, sagt Vial. Das Unternehmen sei auf gutem Wege. Bei dem Telekomkonzern Orange dagegen hält der APE-Chef eine Veränderung der staatlichen Beteiligung zumindest mittelfristig für denkbar. Derzeit gibt es seinen Angaben zufolge jedoch kein entsprechendes Projekt. Bei der zum Verkauf stehenden Engie-Dienstleistungstochter Equans will er darauf achten, dass der Käufer bestimmte Verpflichtungen einhält.