Aktienverkauf

Staat gibt Zugriff auf Lufthansa-Sperrminorität auf

Der Bund will seine Aktienbeteiligung an der Lufthansa von derzeit 20% über mehrere Wochen in Abhängigkeit der Marktbedingungen um bis zu ein Viertel reduzieren.

Staat gibt Zugriff auf Lufthansa-Sperrminorität auf

cru Frankfurt

Der Bund kündigt an, einen Teil seines 2020 im Zuge der Corona-Hilfsmaßnahmen übernommenen Aktienpakets an der Lufthansa abzustoßen, und verliert damit vertragsgemäß auch die unmittelbare Option auf eine Sperrminorität. „Vor dem Hintergrund der aktuell kommunizierten positiven Unternehmensentwicklung“ der Lufthansa werde der Wirtschaftsstabilisierungsfonds seine Aktienbeteiligung von derzeit 20% über mehrere Wochen in Abhängigkeit der Marktbedingungen im begrenzten Umfang, maximal jedoch um ein Viertel (5%), reduzieren und damit ab sofort beginnen, teilte die Deutsche Finanzagentur mit.

Der Kurs der Lufthansa-Aktie reagierte auf die Ankündigung am Montag mit einem Minus von zeitweise 4,3% auf 8,87 Euro. Der Börsenwert des Konzerns hat sich damit seit Anfang 2020 halbiert auf 5,3 Mrd. Euro. Hauptaktionärin neben dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds ist Nadia Thiele, Haupteigentümerin von Knorr-Bremse, mit 4,5%.

Auch wenn der Teilabschied von der Lufthansa dem Kurs zusetzt, fährt der Bund einen kräftigen Gewinn ein, da sich der Beteiligungswert verdreifacht hat. Auf den Markt kommen bis zu 29,9 Millionen Aktien, die der Bund 2020 für den Nennwert von je 2,56 Euro erworben hatte – insgesamt 300 Mill. Euro für 20%. Das zum Verkauf stehende Viertel des Pakets ist derzeit 270 Mill. Euro wert.

Flankierend zur Beteiligung war eine stille Einlage (bestehend aus den Teilen 1 und 2) von 5,7 Mrd. Euro erfolgt – ein hybrides Instrument aus Fremd- und Eigenkapital, das die Stimmrechte der Aktionäre nicht verwässert. Davon hat die Lufthansa bislang 2,5 Mrd. Euro in Anspruch genommen. Mit dem Verkauf des ersten Aktienpakets verliert der Wirtschaftsstabilisierungsfonds nun die vertraglich vereinbarte Möglichkeit, über eine Umwandlung der stillen Beteiligung 2 im Umfang von 1 Mrd. Euro in Aktien auf eine Sperrminorität von 25% aufzustocken. Damit sollte in der Krise eine potenzielle feindliche Übernahme verhindert werden können.

Die Anteilseigner der Lufthansa hatten auf der Hauptversammlung im Mai der Schaffung eines genehmigten Kapitals von bis zu 5,5 Mrd. Euro zugestimmt. Der Betrag entspricht der stillen Einlage des Bundes, die hoch verzinst wird, und würde ausreichen, um sie zurückzuzahlen. Es wurde noch keine Entscheidung zu Höhe oder Zeitpunkt der Kapitalerhöhung getroffen. Den Aktionären würde jedenfalls ein Bezugsrecht eingeräumt.

Ob der Bund bei der Kapitalerhöhung mitzieht, sei trotz des Teilausstiegs noch nicht entschieden, erklärte ein Sprecher der Finanzagentur. Die Entscheidung hänge auch von den tatsächlichen Konditionen der Kapitalerhöhung ab.

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