Finanzierungsrunde

Start-up Finn erhält 100 Mill. Euro

Das Münchener Autoabo-Start-up Finn will seine Flotte zum Großteil auf Elektrofahrzeuge umstellen. Dabei wird es nun von Investoren mit einer frischen Kapitalspritze unterstützt.

Start-up Finn erhält 100 Mill. Euro

Autoabo-Start-up Finn erhält 100 Mill. Euro

Münchener Unternehmen will Elektroanteil in der Flotte bis 2028 verdoppeln

kro Frankfurt

Das Münchener Autoabo-Start-up Finn hat zu Beginn des Jahres eine Mega-Finanzierungsrunde unter Dach und Fach gebracht. Im Rahmen der Series-C seien 100 Mill. Euro zusammengekommen, teilte das nun mit mehr als 600 Mill. Dollar bewertete Unternehmen am Donnerstag mit. Beim Hauptinvestor handelt es sich um den luxemburgischen Nachhaltigkeitsinvestor Planet First Partners, der 2021 auch Geld in das Dresdner Wasserstoff-Start-up Sunfire gesteckt hatte. Planet-First-Managing-Partner Nathan Medlock zieht im Rahmen des Deals in das Board von Finn ein.

Bestandsinvestoren des Start-ups haben sich ebenfalls an der neuen Runde beteiligt. Dazu zählen unter anderem die Münchener Wagniskapitalgeber HV Capital, UVC Partners und Picus Capital, die von der ehemaligen französischen Digitalministerin Fleur Pellerin gegründete Investmentplattform Korelya Capital und White Star Capital aus London.

Finn wurde 2019 von einem sechsköpfigen Gründerteam ins Leben gerufen. Das Start-up bietet Autofahrern, die neue Modelle fahren wollen, mit seinen Abos eine Alternative zum Kauf oder Leasing und verspricht ihnen dadurch mehr Flexibilität und weniger bürokratischen Aufwand. 2022 ist das Start-up an die Ostküste der USA expandiert.

B2B-Geschäft treibt Wachstum

Das vergangene Jahr beschrieb Finn in einem Linkedin-Post als "groß, aber auch herausfordernd". Trotz der gestiegenen Zinsen habe man "bedeutende Meilensteine" erreichen können und zähle mittlerweile über 25.000 Abonnements. Daraus ergebe sich ein jährlicher wiederkehrender Umsatz von 160 Mill. Euro. Besonders gut läuft es derzeit im Geschäft mit Unternehmenskunden, das den Angaben zufolge für die Hälfte der wiederkehrenden Erlöse verantwortlich ist.

Es waren allerdings nicht nur die Zinsen, die Finn im vergangenen Jahr vor Herausforderungen gestellt haben. Ende April war der Mitgründer und Chef Max-Josef Meier nach Vorwürfen sexueller Belästigung und Ermittlungen durch die Münchner Staatsanwaltschaft mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. An seine Stelle rückte Mitgründer Maximilian Wühr. Meier gehört auch zu den Mitgründern der Mode-Plattform Stylight.

Insgesamt hat Finn bislang rund 230 Mill. Euro an Wagniskapital eingesammelt und sich zusätzlich Kredit- und Leasinglinien in Höhe von 1 Mrd. Euro gesichert. Mit den frischen Mitteln sollen die Nachhaltigkeitsambitionen des Unternehmens nun vorangetrieben und der Anteil von emissionsarmen Fahrzeugen von derzeit 40% bis zum Jahr 2028 mehr als verdoppelt werden. "Der Übergang zu Elektrofahrzeugen ist eine der wichtigsten gesellschaftlichen Veränderungen, die weltweit stattfinden, und ist entscheidend für unseren Weg zu einer nachhaltigeren Wirtschaft", ließ sich Planet-First-Partner Medlock zitieren. "Da der Straßenverkehr für rund ein Sechstel der weltweiten Emissionen verantwortlich ist, sind Elektrofahrzeuge für die Dekarbonisierung der Gesellschaft von entscheidender Bedeutung."

Ob Autoabos als solche einen entscheidenden Beitrag zur Elektromobilitätswende liefern werden, wird sich zeigen. Der Londoner Finn-Rivale Onto hatte seinerseits im September Konkurs angemeldet und dies mit einem starken Preisrutsch bei gebrauchten Elektroautos, den gestiegenen Zinsen und höheren Lebenshaltungskosten begründet.