Steigender Dollarkurs trifft US-Exportfirmen

Wettbewerbsfähigkeit am Weltmarkt nimmt ab - Hoffnung auf stärkere Inlandsimpulse als Ausgleich

Steigender Dollarkurs trifft US-Exportfirmen

Von Peter Olsen, Frankfurt”America first” lautet das Motto des künftigen US-Präsidenten Donald Trump. An den Märkten zeigt die Ankündigung schon sichtbare Wirkung. Unternehmen, die im Inland von einem möglichen Infrastrukturprogramm profitieren könnten, zählen seit Wochen zu den Favoriten. Der Dollar wiederum kletterte in Erwartung steigender Zinsen und anziehender Preise auf den höchsten Stand seit 14 Jahren zum Euro. Mit knapp 1,04 Dollar für den Euro scheint das Erreichen der Parität nur noch eine Frage der Zeit. Angepasste UmsatzzieleAlso alles bestens für die US-Wirtschaft? Für den Großteil der sich auf den großen Inlandsmarkt stützenden Industriebetriebe gewiss. Anders sieht es allerdings für die stark global agierenden Konzerne aus, die mit steigendem Dollarkurs an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Konzerne wie der Chemiekonzern 3M oder auch der Mischkonzern United Technologies haben bereits angekündigt, dass ein starker Dollar es ihnen schwerer machen wird, ihre Verkaufszahlen 2017 zu steigern. Viele Unternehmen, so schreibt das “Wall Street Journal”, hätten schon damit begonnen, ihre Umsatzerwartungen zurückzunehmen, oder seien dabei, nach Wegen für Kostensenkungen zu suchen. Mehr Verlagerung?Trump zielt mit seiner Wirtschaftspolitik darauf ab, mehr Produktion in die USA zurückzuholen. Ein steigender Dollar aber kann gerade exportorientierte Firmen sogar aus Kostengründen dazu zwingen, die heimische Fertigung weiter zu straffen und stärker Teile im währungsbedingt kostengünstigeren Ausland zu produzieren oder von dort zu beziehen. Trump könnte also mit dem erstarkten Dollar die Verlagerung in kostengünstigere Länder sogar noch befördern.So klagen Gesellschaften wie der Baumaschinenspezialist Caterpillar schon darüber, dass ihnen die Wechselkursveränderungen die Preisspielräume im internationalen Geschäft nehmen. Caterpillar hat es beispielsweise mit der japanischen Komatsu und dem schwedischen Volvo-Konzern zu tun.Schwer abzuschätzen ist der Vorteil des teuren Dollar beim jetzt für US-Firmen billigeren Einkauf von Vorprodukten im Ausland. Nicht wenige Marktbeobachter halten es für möglich, dass bei einem hohen Anteil im Ausland zugekaufter Komponenten ein starker Ausgleich für die Wettbewerbsnachteile am Weltmarkt gefunden wird.Von Vorteil ist allerdings für eine Reihe von US-Konzernen, dass sie sich wie beispielsweise die Ölindustrie oder der Flugzeugbau in Märkten bewegen, in denen weltweit ohnehin der Dollar die entscheidende Währung ist, in der die Rechnungen ausgestellt werden. Deshalb wird beispielsweise der mögliche Wettbewerbsnachteil für Boeing im Flugzeuggeschäft gegenüber der europäischen Airbus-Industrie begrenzt bleiben, weil in dieser Branche in Dollar gezahlt wird, Airbus zudem einen erheblichen Teil ihrer Vorprodukte – etwa 40 % – in den Staaten einkauft. Differenziertes BildFür die Autoindustrie in den USA ist die Lage differenzierter zu betrachten. Das Exportgeschäft der heimischen Produzenten ist überschaubar, Fiat Chrysler Automobiles (FCA) mit dem vergleichsweise geringsten Ausfuhranteil würde aber vor allem mit den rentablen Jeep-Geländewagen aus US-Produktion leiden. Die deutschen Premiummarken Mercedes und BMW stellen vor allem ihre SUVs in den USA her und exportieren diese in Märkte rund um den Globus.