Stimmung für IPOs trübt sich ein
cru Frankfurt
Die bislang gute Stimmung für Börsengänge von Tech-Unternehmen beginnt zu kippen – und es hagelt IPO-Absagen. Die Pharmalogistikfirma Transoflex verschiebt angesichts der jüngsten Marktturbulenzen ihr für Oktober in Frankfurt geplantes IPO. Damit handelt es sich um die vierte Absage unter Hinweis auf ungünstige Marktbedingungen binnen weniger Tage: Auch der Hersteller von Fitnessgeräten iFit Health & Fitness hat seinen Börsengang abgesagt. Zuvor war auf die geplatzte Erstnotierung der Berliner Sprachlern-App Babbel die Verschiebung des Börsengangs des Online-Luxusuhrenhändlers Chronext gefolgt. Ein beteiligter Banker erklärt, dass der Zeitpunkt unglücklich gewählt gewesen sei, da sich der Markt von Technologietiteln abgewandt habe.
„Die Spreu trennt sich vom Weizen. Die Investoren werden wählerischer“, sagt Bastian Schiedat, IPO-Banker bei der Investmentbank Berenberg. Insgesamt wurden europaweit laut Daten von Berenberg in diesem Jahr bereits rund 20 IPOs abgesagt, davon etwa die Hälfte seit September – unter anderem, weil sich der „Angstindex“ Vix, der die Marktvolatilität misst, seit August schleichend erhöht hat. Zu den früheren Absagen zählten Meinauto in Frankfurt, Huvepharma in Amsterdam und Parts Holding in Paris. Damit verschlechtern sich auch die Vorzeichen für die Nächsten: Unter anderem das Spezialpharmaunternehmen Cheplapharm, der Online-Autoteilehändler Autodoc und der Versandhändler Best Secret gelten bislang noch als Kandidaten für eine baldige „Intention to Float“.
Zur Eintrübung der IPO-Stimmung haben neben Zinserhöhungen einiger Notenbanken auch Kursrückgänge bei Erstnotierungen beigetragen. So stürzte der Kurs des Callcenter-Betreibers Majorel in Amsterdam am ersten Handelstag ab. Auch die Kurse vieler anderer Neulinge sind gefallen. Mehr als 40% der europäischen IPOs im Jahr 2021, die mehr als 500 Mill. Dollar einbrachten, notieren laut Bloomberg im Minus.
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