Ströer prüft Milliarden-Verkauf des Kerngeschäfts
Ströer prüft Milliarden-Verkauf des Kerngeschäfts
Erste Angebote von Finanzinvestoren – Aktienkurs steigt
dpa-afx Köln
Der Werbevermarkter Ströer erwägt den milliardenschweren Verkauf seiner Außenwerbesparte. Der Kölner Konzern hat entsprechende Berichte zu ersten Angeboten von Finanzinvestoren bestätigt. Dem Kerngeschäft mit der Außenwerbung (Out-of-Home, OOH) sowie digitalen Medien werde durch die Angebote eine indikative Bewertung deutlich oberhalb der Marktkapitalisierung von Ströer beigemessen. Die Aktie des MDax -Konzerns stieg am Montag im Handelsverlauf um 2% auf 56,20 Euro. Am Freitag war der Kurs nach einem Bericht der Finanzagentur Bloomberg über Verkaufsambitionen im Hauptgeschäft bereits um ein Fünftel geklettert.
4 Mrd. Euro für die OOH-Sparte
In dem Bloomberg-Bericht war von rund 4 Mrd. Euro für die OOH-Sparte die Rede – deutlich mehr als der Börsenwert von Ströer von rund 2,6 Mrd. Euro vor Bekanntwerden der Gespräche. Die Marktkapitalisierung von Ströer zog mit dem Kursanstieg zum Wochenbeginn auf gut 3,1 Mrd. Euro an.
Goldman-Sachs-Analyst James Tate taxiert das Außenwerbegeschäft von Ströer auf Basis des Unternehmenswertes auf rund 3,65 Mrd. Euro, das Digitalgeschäft sei in seinem Modell knapp 1,1 Mrd. Euro wert. J.P.-Morgan-Experte Marcus Diebel verweist darauf, dass die Großaktionäre Udo Müller und Dirk Ströer zusammen rund 44% der Anteile in ihren Händen hielten. Müller ist Co-Vorstandschef des Kölner Konzerns.
Ergebnisoffene Gespräche
Das Unternehmen selbst nannte keine Namen von Interessenten. Es handele sich um ergebnisoffene Gespräche. „Es gibt bisher keine Vereinbarung über die Bedingungen und Konditionen einer möglichen Transaktion, einschließlich des möglichen Kaufpreises“, teilt das Unternehmen mit. Die Gespräche dauerten an und es sei derzeit noch nicht abzusehen, ob es letztlich zum Abschluss eines Kaufvertrags kommen werde. Zudem müsse die Hauptversammlung einem solchen Geschäft zustimmen. Der Konzern habe Interesse von den Finanzinvestoren Hellman & Friedman sowie KKR für die Außenwerbung geweckt, schrieb Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Auch die Gesellschaften CVC und EQT hätten sich mit Ströer bereits befasst.
Klassische und elektronische Anzeigen
Ströers Außenwerbesparte enthält sowohl klassische Anzeigeflächen (Classic OOH) als auch elektronische Anzeigen wie etwa Monitore an Bahnhöfen (Digital OOH). Daneben führt der Konzern das Geschäft mit Internetwerbung und Callcentern in einer separaten Sparte Digital & Dialog Media.
Mit der Außenwerbung kam Ströer in den ersten neun Monaten 2024 auf 661 Mill. Euro Umsatz und eine bereinigte operative Marge (Ebitda-Marge) von gut 46%. In der Sparte für Onlinewerbung und Callcenter erzielte das Unternehmen 631 Mill. Euro Erlös bei einer Marge von knapp 17%. Die beiden Hauptsparten steuerten den Löwenanteil des Gesamtgeschäfts von 1,46 Mrd. Euro bei.
Goldman-Analyst Tate verweist darauf, dass das Ströer-Management bisher vornehmlich signalisiert hatte, die Randgeschäfte mit dem Onlineshop Asam Beauty sowie dem Statistik-Anbieter Statista auf den Prüfstand zu stellen, mit der Option, sich später auch das Callcenter-Geschäft genauer anzusehen.