Auf ESG-Kurs

Tapetenhersteller A.S. Création macht sich grün

A.S. Création verpasst sich einen grünen Anstrich. Die CO2-Emissionen will der Tapetenhersteller bis 2030 um gut 30% verringern.

Tapetenhersteller A.S. Création macht sich grün

A.S. Création wird grüner

Tapetenhersteller will Emissionen bis 2030 um 30 Prozent senken – Wichtig für Finanzierung

ab Düsseldorf

A.S. Création hat beizeiten auf die grüne Karte gesetzt. Das zahlt sich nach Einschätzung von Vorstandschef Maik Krämer langsam aus. 2017 erstellte der Tapetenhersteller seinen ersten Nachhaltigkeitsbericht, seither sind die Anforderungen kontinuierlich gewachsen. Inzwischen sind drei ESG-Kennziffern (Energieeffizienz, Materialeffizienz und Mitarbeitergesundheit) auch in der Vorstandsvergütung verankert.

Was für Großkonzerne inzwischen gang und gäbe ist, ist für den Mittelständler aus Gummersbach eine große Errungenschaft. Das Unternehmen erwirtschaftet einen Jahresumsatz von grob 130 Mill. Euro und wird an der Börse mit schmalen 30 Mill. Euro bewertet. Daran gemessen ist der CO2-Fußabdruck mit 66.000 Tonnen CO2-Äquivalent (Scope 1 bis 3) erstaunlich groß. Das liegt natürlich am papierbasierten Produkt Tapete.

Bis 2030 minus 30 Prozent

Zum Ziel gesetzt haben sich die Gummersbacher, die klimaschädlichen Emissionen bis 2030 um gut 30% zu verringern. Gemessen wird am CO2-Ausstoß pro (Tapeten-)Rolle. Nach Einschätzung von Krämer ein durchaus ambitioniertes Ziel, entfällt das Gros der Emissionen mit 90% doch auf Scope 3, also die Emissionen der vor- und nachgelagerten Produktionsstufen. Davon macht die Rohstoffseite 65% aus, weitere 20% betreffen Emissionen bei der Entsorgung der Tapeten.

Auf die Scope-3-Emissionen habe A.S. Création nur äußerst begrenzt Einfluss, sagt Krämer. Daher konzentriere sich das Unternehmen auf die Themen, die es selbst in der Hand habe. Dazu gehörten der Energie- und Materialeinsatz sowie der Betriebsabfall. Bei Strom haben die Gummersbacher inzwischen vollständig auf Grünstrom umgeschwenkt. Anders sieht es beim Gas aus, das für 80% des Energieeinsatzes steht.

Relevanz im Bankengespräch wächst

Dass die Klimastrategie nur bis 2030 läuft, liege daran, dass der strategische Planungshorizont nur bis dahin reiche, erläutert Krämer. Umgekehrt sei Nachhaltigkeit integraler Bestandteil der strategischen Ausrichtung. Unabhängig davon sei es für ein produzierendes Unternehmen aber nicht möglich, klimaneutral zu wirtschaften. "Am Ende steht die Frage, von welchem Zeitpunkt an verbliebene Emissionen kompensiert würden", verteidigt der Manager.

Am Start ist A.S. Création auch mit der neuen Produktlinie deco. Diese erfüllt neben den üblichen Qualitätsstandards, die vor allem auf "Wohngesundheit" abstellen, Zusatzanforderungen wie den Einsatz wasserbasierter Farben oder das Siegel "PVC-free". Der Verbraucher allerdings legt bei Tapeten wenig Wert auf Nachhaltigkeit, wie Vertriebsvorstand Tim Herder weiß: "Aus Vertriebssicht ist das kein Selbstläufer." Wohl auch deshalb verzichtet A.S. Création darauf, den Umsatzanteil mit der nachhaltigen Tapetenproduktlinie zu beziffern.

Wenngleich Krämer nicht feststellen kann, dass sich die Nachhaltigkeitsbemühungen in der Finanzierung in Euro und Cent niederschlagen – "noch gibt es keine feste Verknüpfung wie bei Financial Covenants" –, gewinnt das Thema im Bankengespräch sichtlich an Bedeutung. Das Verfolgen belegbarer ESG-Ziele finde seinen Niederschlag in den internen Ratingmodellen der Banken, sagt Krämer und stellt fest: "Wir ragen positiv aus der Gruppe der KMU heraus."

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