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Teamviewer glänzt mit Schlussakzent

Teamviewer fasst nach herben Rückschlägen im vergangenen Jahr im Schlussquartal wieder Tritt und erreicht die eigenen Wachstumsziele. Die Dynamik im Großkundengeschäft stimmt das Management optimistisch.

Teamviewer glänzt mit Schlussakzent

hei Frankfurt

– Der Softwareanbieter Teamviewer hat das von schweren Rückschlägen dominierte Jahr 2021 mit einem positiven Schlussakzent beendet. Dank der im Herbst nach zwei herben Gewinnwarnungen eingeleiteten Sparmaßnahmen ist es gelungen, das reduzierte Ergebnisziel leicht zu übertreffen. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen wird 2021 voraussichtlich zwischen 254 und 257 Mill. Euro liegen, wie das MDax-Unternehmen auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. Damit beläuft sich die operative Marge bezogen auf die in Rechnung gestellten Umsätze (Billings) auf rund 47%. Veranschlagt hatte das Management zuletzt 46%.

Latte liegt höher

Im vierten Quartal legten die Billings, die Teamviewer als zentrale Wachstumskenngröße verwendet, gegenüber dem Vorjahr um ein Fünftel zu. Währungsbereinigt lag der Anstieg bei 17%. Triebfedern waren den Angaben zufolge „eine hohe Nachfrage im Enterprise-Geschäft und kontinuierliches Billings-Wachstum im Segment der kleinen und mittelständischen Unternehmen“. Insgesamt war der Wachstumstrend im vierten Quartal damit nicht dynamischer als in den – eher enttäuschenden – Vorquartalen. Allerdings liegt die Latte im letzten Jahresviertel besonders hoch, denn Teamviewer brachte historisch in der Zeit vor Einführung des Abomodells jedes Jahr im Winter eine neue Version auf den Markt. CEO Oliver Steil hatte deshalb im Interview der Börsen-Zeitung darauf hingewiesen, dass es „schwierig“ sein würde, auf diesen großen Block an Bestandskunden, deren Vertragsverlängerung zum Jahresende anstehe, dann noch Wachstum on top zu setzen (vgl. BZ vom 20.11.2021). Teamviewer hatte für das vierte Quartal einen Billings-Zuwachs in der breiten Spanne von 10 bis 26% angesetzt, weil sich insbesondere die tatsächliche Entwicklung des Großkundengeschäfts schwer absehen ließ. Mit der Landung etwas über der Mitte der Spanne zeigten sich die im vergangenen Jahr schwer geprüften Anleger indes versöhnt. Die Aktie legte um knapp 15 % auf 13,28 Euro zu. Im vergangenen Jahr war der Börsenwert des Unternehmens, das 2019 mit einer anfänglichen Marktkapitalisierung von 5,3 Mrd. Euro das bisher größte Software-IPO überhaupt hingelegt hatte, um fast drei Viertel zusammengeschrumpft. Auch aktuell ist der Kurs noch meilenweit vom Emissionspreis von 26,25 Euro entfernt.

Vorzieheffekte

Zuvor hatte Teamviewer an der Börse eine fulminante Erfolgsgeschichte geschrieben und ein Re­kordhoch der Aktie von fast 55 Euro markiert. Denn der Anbieter von Fernwartungssoftware gehörte zu den herausragenden Pandemiegewinnern und konnte sich 2020 über eine lebhafte Sonderkonjunktur freuen. Im vergangenen Jahr stellte sich allerdings heraus, dass das hohe Wachstumstempo aufgrund von Vorzieheffekten bei den Kunden und wachsender Konkurrenz nicht zu halten war. Nach einem schwachen dritten Quartal musste das Unternehmen nicht nur den Jahresausblick, sondern auch die Mittelfristprognose kassieren. Nun zeichnen sich für 2021 Billings von rund 548 Mill. Euro ab. Das entspricht einem Wachstum von 19% und liegt damit innerhalb der auf 535 bis 555 Mill. Euro reduzierten Bandbreite. Ursprünglich wollte Teamviewer Billings von bis zu 605 Mill. Euro erreichen.

Diese Zielverfehlung kostete Finanzchef Stefan Gaiser seinen Job, der das Unternehmen spätestens im August verlassen wird. Denn das geringere Wachstum schlägt drastisch auf den Gewinn durch, weil Teamviewer, um die Markenbekanntheit zu steigern, teure Sportsponsoring-Verträge beim englischen Fußballclub Manchester United und beim Mercedes-Formel-1-Team unterzeichnet hat. Damit war das Marketingbudget bereits im dritten Quartal von schlanken 9,5 Mill. Euro auf 36,3 Mill. Euro explodiert. Unter dem Strich war die Gesellschaft somit nur hauchdünn in schwarzen Zahlen gelandet.

Neues zur Kapitalallokation

Gaiser spricht indessen nun von einem „starken vierten Quartal“ mit einer „hohen Anzahl an Vertragsverlängerungen“. Dies zeige, „dass unsere Strategie greift“. Zum Jahresende betrug die Gesamtzahl der Abonnenten 627000 (i.V. 584000). Damit wird das auf dem Kapitalmarkttag formulierte Ziel von 30000 bis 50000 zusätzlichen Abonnenten im Jahr erreicht. Details zu den Jahreszahlen sowie ein „Update zur Kapitalallokation“ will das Unternehmen am 2. Februar vorlegen. Bisher hat die cash-flow-starke Softwareschmiede eine Dividende oder Aktienrückkäufe nicht in Betracht gezogen.