Sportsponsoring

Teamviewer will bei ManU vom Platz

Teamviewer hat mit Manchester United eine Ausstiegsoption aus dem teuren Sponsorenvertrag ausgehandelt. Die Aktie schoss um bis zu 9 % in die Höhe.

Teamviewer will bei ManU vom Platz

hei Frankfurt – Die Göppinger Softwareschmiede Teamviewer will den teuren Sponsorenvertrag mit Manchester United (ManU) beenden und hat mit dem Fußballclub eine Ausstiegsoption verhandelt, wie das Unternehmen ad hoc mitteilt. Die Aktie stürmte in einer ersten Reaktion um bis zu 9 % in die Höhe, gab die Gewinne aber später teilweise wieder ab. Der Spezialist für Fernwartungssoftware hatte im Frühjahr 2021 mit Manchester United und dem Formel-1-Team von Mercedes Sponsorenverträge abgeschlossen, um die Bekanntheit der Marke zu steigern.

50 Mill. Euro jährlich

Der Deal hatte die Investoren vergrätzt, denn der MDax-Wert hatte dem Fußballclub bis 2026 jährlich rund 50 Mill. Euro zugesagt, mehr als ein Zehntel des Umsatzes aus dem Coronajahr 2020, in dem das Unternehmen vom Digitalisierungsschub während der Pandemie profitierte und einen großen Wachstumssprung zeigen konnte. Im vergangenen Jahr ließ sich das Tempo nicht halten. Nach einer drastischen Gewinnwarnung zog der Aufsichtsrat mit dem Großaktionär Permira Konsequenzen. Der damalige Finanzvorstand Stefan Gaiser verlor seinen Posten; sein ursprünglich bis Sommer 2022 laufender Vertag wurde nicht verlängert. CEO Oliver Steil bekam „Bewährung“, er erhielt einen nur zweijährigen Anschlussvertrag bis 2024. Der Manager hatte das teure Sponsoring verteidigt und im Interview der Börsen-Zeitung gesagt, der „Marketingeffekt“ brauche etwa „zwei bis drei Jahre“, um eine positive Wirkung zu zeigen. Dies strapazierte jedoch die Geduld der Investoren über Gebühr. Die Teamviewer-Aktie war Ende September auf ein Jahrestief von 7,76 Euro gefallen. Permira hatte das Unternehmen 2019 zum Ausgabepreis von 26,25 Euro an die Börse gebracht.

Zuletzt hatte jedoch der aktivistische Investor Petrus Advisers, der 3 % an Teamviewer hält, erneut Druck gemacht, nach Wegen zu suchen, um das teure Sponsoring zu beenden. Zuvor musste der Softwarehersteller bereits zur Jahresmitte bei den Zielen zurückrudern. Nach einem starken dritten Quartal wurde die im August gesenkte Gesamtjahresprognose von 630 bis 650 Mill. Euro für die abgerechneten Umsätze (Billings) bestätigt. Ein vor Jahresfrist eingeleiteter Sparkurs zahlt sich allmählich aus. Im dritten Quartal sprang die operative Marge gegenüber einem jedoch schwachen Vorjahresquartal um 8 Prozentpunkte auf 42 %, bei Billings von 145 Mill. Euro.

Analysten reagierten positiv auf die nun mit ManU vereinbarte Ausstiegsoption. Allerdings wies Armin Kremser von der DZ Bank darauf hin, dass der Club zunächst nur die Möglichkeit zum Rückkauf der Rechte habe. „Im nächsten Schritt müsste der Club einen neuen Hauptsponsor, der zu attraktiven Konditionen bereit ist einzusteigen, überhaupt erst einmal finden“, so der Experte.

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