Telekomfirmen in Europa und USA am Scheideweg

Moody's rechnet mit lebhaftem M-&-A-Treiben - Schuldennot hier und Preisdruck dort

Telekomfirmen in Europa und USA am Scheideweg

hei Frankfurt – Die Perspektiven der Telekommunikationsunternehmen in Europa einerseits und in den USA andererseits haben aus der Sicht der Ratingagentur Moody’s konträre Vorzeichen. Während in den USA die fetten Jahre zu Ende gehen und vor allem die landesweit operierenden Mobilfunknetzbetreiber mit wachsendem Preisdruck rechnen müssen, sollte die Branche in Europa nach mageren Jahren 2018 in der Lage sein, ihre Umsätze zu stabilisieren bzw. im Durchschnitt ein moderates Wachstum von 1 % zu zeigen, glauben die Experten.Die Europäer können dabei vor allem auf eine wachsende Zahlungsbereitschaft der Kunden für höherwertige konvergente Produkte (Telefonie, Internet und TV) setzen, so Moody’s. Bei Orange beispielsweise habe sich gezeigt, dass sich die Investitionen in Glasfaser in einer Verdopplung der IPTV-Kunden niederschlugen. Der Umsatzzuwachs betrug zuletzt 6 % im Konzern. Dagegen stützt die Deutsche Telekom ihr Wachstum vollständig auf die Performance der US-Tochter. Laut Moody’s haben Telekom und BT noch “Spielraum” bei den Kunden für konvergente Produkte. Cash-flows bröckelnDie US-Telekommunikationskonzerne, die in der Vergangenheit stark von landesweiten Skaleneffekten profitiert haben, bekämen nun zu spüren, dass Mobilfunk und Festnetz in dem großen Markt noch immer weitgehend getrennte Wege gehen. Insbesondere der Festnetzmarkt ist fragmentiert und spürt die Konkurrenz der Kabelgesellschaften, während die großen Mobilfunkanbieter zunehmend Probleme hätten mit fehlender Produktdifferenzierung und unlimitierten Datenangeboten, die an den Cash-flows zehren.Moody’s rechnet in beiden Regionen mit einem lebhaften M-&-A-Geschehen. Die US-Konzerne suchen ihr Heil in einer weiteren Konsolidierung. T-Mobile US (Baa3) und Sprint (B2) hoffen auf Synergien und weitere Skaleneffekte. AT&T (Baa1 auf Watch) setzt mit Time Warner mehr auf Produktdiversifizierung. In Europa dagegen bleibe das Streben nach Konvergenz auf der Tagesordnung, wobei weitestgehend mit inländischen Transaktionen zu rechnen sei. Deals über Grenzen hinweg seien noch Zukunftsmusik. Ein Zusammenschluss von Vodafone (Baa1) und Liberty Global (Ba3) könnte ein Beispiel sein. Dabei ist auch zu beachten, dass die Regulierungsbehörden Zusammenschlüsse von Mobilfunkanbietern innerhalb eines Landes kaum noch zulassen dürften, um den Wettbewerb zu stützen.Nahezu alle großen Telekommunikationskonzerne in Europa müssen aus der Sicht der Ratingagentur an ihrem Finanzprofil arbeiten, um sich in ihrer Bewertungsklasse Luft zu verschaffen. Dazu zählen insbesondere auch die mit einer Kapitalbeteiligung der Telekom von 12 % an BT Group verflochtenen Unternehmen. Die Telekom genießt zwar derzeit ein stabiles “Baa1”-Rating, während BT mit “Baa1” unter Beobachtung ist, dennoch bleibe Deleveraging eine “Priorität”. Handlungsbedarf haben auch Vodafone, Telia und vor allem Telecom Italia.Moody’s rechnet daher mit weitere Asset-Verkäufen in der Branche in Europa, deren Leverage im laufenden Jahr gegenüber 2016 beim 2,9-fachen Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) in etwa stabil bleiben dürfte.