Telekomkonzerne machen Anleihen grün
hek Frankfurt – Europäische Telekomunternehmen setzen vermehrt auf nachhaltige Finanzierungen. Das geht aus einer Studie der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hervor. Im vergangenen Jahr seien bereits ein Drittel der Neuemissionen ESG-Anleihen (Environmental, Social, Governance) gewesen. Insgesamt haben Europas Netzbetreiber 2021 den Angaben zufolge knapp 14 Mrd. Euro für die Refinanzierung sowie für allgemeine Unternehmenszwecke am Kapitalmarkt eingesammelt. Das sei ein im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert hohes Bondvolumen. Die Branche braucht Geld, um den Ausbau der Gigabit-Netze zu finanzieren.
Dabei ragt Spaniens Marktführer Telefónica heraus, der sich mit zwei grünen Sub Senior Bonds insgesamt 1,75 Mrd. Euro beschaffte. Der ESG-Debütant KPN emittierte eine Sustainability-Linked Anleihe über 700 Mill. Euro. Weitere Newcomer waren CK Hutchison, die Muttergesellschaft des europäischen Mobilfunkers Drei, und Proximus.
Zusätzlich sichern sich Telekomnetzbetreiber seit längerem zunehmend syndizierte Kredite mit ESG-Bezug. Die bislang höchste ESG-bezogene Kreditfazilität der Telekombranche hat 2021 Telecom Italia mit 4 Mrd. Euro mit Banken vereinbart, geht aus der Analyse hervor. Für 2022 erwarten die Analysten ein anhaltendes Wachstum des ESG-Markts. Das Volumen der ESG-Bonds und -Kredite veranschlagen sie auf mehr als 17 Mrd. Euro seit 2019. Weitere ESG-Bonds erwartet die LBBW aus anstehenden Refinanzierungen. Die Bondfälligkeiten in den nächsten Jahren siedeln die Experten zwischen 20 Mrd. und 28 Mrd. Euro jährlich an. Vor allem Sustainability-Linked Bonds seien beliebt. Für Bondhalter sei eine hohe Transparenz bei den Sustainability Performance Targets entscheidend. Bei Verfehlung der Targets sei ein Anstieg des Zinskupons üblich.
Häufig können sich Unternehmen mit einem Green Bond günstiger verschulden als mit einer konventionellen Anleihe. Denn Bondhalter sind bereit, eine Prämie für Nachhaltigkeit zu zahlen.
Die Telekombranche punkte im Breitbandausbau mit technologischen Fortschritten, die die Energieeffizienz deutlich erhöhten, unterstützt von ökologisch optimierten Hardware-Komponenten. Die Digitalisierung nehme in nahezu allen Wirtschaftsbereichen, der öffentlichen Verwaltung und staatlichen Bildungseinrichtungen Fahrt auf. Der Nachholbedarf sei hierzulande hoch. Vor dem Hintergrund rechnet die LBBW für 2022 mit weiteren Aspiranten für ESG-Bonds. Zu den potenziellen Debütanten zählt die Landesbank die Deutsche Telekom, die bisher nicht am ESG-Markt vertreten ist. Im vergangenen Sommer hat der Konzern einen Rahmen für Sustainability-Linked-Bond-Finanzierung vorgestellt. Auch sei angesichts des Investitionsdrucks in der Branche mit weiteren Transaktionen zur Liquiditäts- und Kapitaloptimierung zu rechnen. Davon betroffen seien vor allem Funkturm-Assets und (Glasfaser-)Kooperationen.