Elektromobilität

Tesla gibt den Startschuss für Werk Grünheide

In Grünheide sollen ab Ende März E-Autos vom Band rollen. Die Ladeinfrastruktur fehlt indes. 2021 mussten sich 22 E-Autos einen Ladepunkt teilen, ein Jahr zuvor waren es 13. Die Infrastrukturlücke wird so stetig größer. Zur Schließung ruft die Branche nach Milliarden vom Staat.

Tesla gibt den Startschuss für Werk Grünheide

hei Frankfurt

Der US-Elektroautobauer Tesla drückt beim Produktionsanlauf im Werk Grünheide bei Berlin aufs Gaspedal. Rund zwei Wochen nach der behördlichen Genehmigung, am 22. März, sollen nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur die ersten Autos dort im Rahmen eines Festakts ausgeliefert werden. Dazu werde voraussichtlich auch Konzernchef Elon Musk erwartet.

Die Genehmigung für das erste europäische E-Auto-Werk von Tesla hatte sich verzögert, weil der Konzern einen Zusatzantrag für den Bau einer Batteriefabrik gestellt hatte, für die ein weiteres Anhörungsverfahren notwendig geworden war. Ursprünglich sollte der Startschuss bereits am 1. Juli 2021 fallen. Indes kam die behördliche Freigabe nun erst am 4. März. Tesla hatte das Werk auf Basis vorläufiger Genehmigungen auf eigenes Risiko erstellt. Umweltverbände und Anwohner fürchten negative Folgen für die Umwelt.

Unterdessen stößt der Hochlauf in der Produktion von Elektroautos bei den verschiedenen Herstellern auf ein nach wie vor unzureichendes Netz an E-Ladesäulen. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur fällt nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA) sogar immer weiter hinter den Bedarf zurück. Nach Berechnungen des Verbands mussten sich Ende 2021 rund 22 Elektroautos und Plug-in-Hybride einen Ladepunkt teilen. Ein Jahr zuvor seien es 13 gewesen. Laut Bundesnetzagentur gab es Anfang Februar bundesweit gut 55000 öffentliche Ladepunkte.

Ruf nach Milliardenspritze

Um die Lücke zu schließen und die Verbreitung von E-Autos zu beschleunigen, hat der VDA mehr staatliche Unterstützung gefordert. Bis 2025 könnten 5 Mrd. Euro als „Booster-Förderung“ in öffentliche und private Ladepunkte fließen, heißt es in dem jüngsten Positionspapier. Entscheidend sei zum einen, dass die Ausbaugeschwindigkeit der Ladeinfrastruktur proportional zum Hochlauf der Elektromobilität verlaufe, und zum anderen, dass der Ausbau dem Bedarf um zwei Jahre vorauseile. Nur so könne das bestehende Delta zwischen Infrastruktur und Bedarf behoben und das dringend benötigte Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher in eine verlässliche und ausreichende Ladeinfrastruktur geschaffen werden, heißt es in dem Positionspapier.

Die schleppende Erweiterung eines Ladenetzes gilt als entscheidendes Absatzhemmnis für Elektroautos und damit für die angestrebte klimagerechte Mobilitätswende. Ein komplett privatwirtschaftlicher Ausbau wird unter anderem auch durch das bekannte „Henne-Ei-Problem“ be­hindert: Eine geringe Anzahl von E-Autos kann die Rentabilität der In­frastruktur nicht sicherstellen, doch wird die Nachfrage nach E-Autos auch durch fehlende Ladestellen gedämpft. Der VDA fordert daher „attraktive Förderprogramme“ für alle Nutzungsbereiche wie Zuhause, am Arbeitsplatz und unterwegs so­wie insbesondere eine Neuauflage des Wallbox-Programms für private Ladepunkte zu Hause. Auch sollte die Pkw- und Lkw-Ladeinfrastruktur analog zur Planungsbeschleunigung beim Ausbau der erneuerbaren Energien privilegiert werden.

Forderung nach „Ladegipfel“

Außerdem fordert der Verband einen halbjährlichen „Ladegipfel“ der Bundesregierung mit Tankstellenbetreibern, Wohnungswirtschaft und anderen Beteiligten, der den Fortschritt der Maßnahmen beurteilen und entsprechend steuern soll. „Eine flächendeckende und leistungsfähige Ladeinfrastruktur ist und bleibt der Schlüssel für den Erfolg der E-Mobilität“, sagte Branchenpräsidentin Hildegard Müller. Notwendig sei daher ein konkreter Plan, um den Ausbau zu beschleu­nigen.