Tesla startet Produktion vor den Toren Berlins
sp Berlin
Der US-Elektrowagenbauer Tesla hat zweieinhalb Jahre nach der Bekanntgabe seiner Pläne für einen neuen Produktionsstandort seine erste Fabrik in Europa eröffnet. Firmengründer Elon Musk, der im November 2019 bei der Verleihung eines Medienpreises in Berlin vor der versammelten Elite der deutschen Automobilindustrie überraschend verkündet hatte, vor den Toren der Stadt eine Gigafactory bauen zu wollen, begrüßte unter den Festgästen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sowie Brandenburgs Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD) und den brandenburgischen Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD).
Die Produktion in der vierten Gigafactory – Nummer 5 wird im April in Austin, Texas, eröffnet – startet mit 3000 Mitarbeitern. Tesla werde in den nächsten Monaten Tausende weitere Mitarbeiter einstellen, teilte der Konzern mit. Bei voller Auslastung würden bis zu 12000 Beschäftigte in der Fabrik tätig sein. Bis Ende des Jahres soll die Produktion auf 5000 bis 10000 Fahrzeuge pro Woche gesteigert werden, wie Musk im Oktober bei einem Besuch in Grünheide ankündigte. Am Dienstag wurden bereits 30 Model Y aus Grünheide an Kunden übergeben.
Der neue Standort spielt eine wichtige Rolle für die Wachstumspläne von Tesla, die von der wachsenden Nachfrage nach Elektroautos in Europa profitieren möchte. Erst in der vergangenen Woche teilte Musk über die sozialen Medien mit, dass er an einem neuen „Masterplan“ für Tesla arbeite. „Skalierung auf extreme Größe“ stehe dabei im Mittelpunkt, erklärte der Firmengründer unbescheiden. Das Model 3 von Tesla war im vergangenen Jahr mit mehr als 140000 Exemplaren bereits das meistverkaufte Elektroauto in Europa. Weltweit lieferte der Konzern im vergangenen Jahr mehr als 930000 Autos aus. Im Vergleich mit Autokonzernen wie Volkswagen oder Toyota ist die Zahl der verkauften Fahrzeuge immer noch gering, an der Börse wird Tesla und ihren Wachstumsaussichten mit gut 950 Mrd. Dollar dennoch erheblich mehr Wert zugemessen als den Konkurrenten.
Die Gigafactory in Grünheide ist nicht nur für die Zukunftspläne von Tesla, sondern auch für die Zukunftsaussichten des Wirtschaftsstandorts Deutschland von Bedeutung. Denn obwohl es bei der Errichtung der Fabrik immer wieder Verzögerungen gab, wurde der Produktionsstandort für deutsche Verhältnisse doch in Rekordzeit eröffnet.
„Diese kurze Zeit des Fabrikbaus kann natürlich ein bisschen auch eine Maßgabe sein für Tesla-Tempo auch in anderen Bereichen“, sagte Habeck, der gerade an der Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren für den Ausbau erneuerbarer Energien arbeitet, anlässlich des Produktionsstarts in Grünheide. „Das Tempo bei Tesla muss als Vorbild für Investitionsprojekte in Deutschland dienen“, forderte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm. Die Unterstützung durch die brandenburgische Landesregierung habe das Verfahren erheblich beschleunigt. „Die deutschen Industrieunternehmen wünschen sich derartigen Rückhalt für jedes Genehmigungsverfahren in allen Bundesländern“, sagte Russwurm.
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